Autoimmunerkrankungen
größte Teil unseres Immunsystems im Darm. Das Immunsystem des Darms entscheidet permanent, was von der Außenwelt in den Körper gelangen darf und was abgewehrt werden muss. Hier vollzieht sich fortwährend ein komplexes Wechselspiel, das zahlreichen Einflüssen unterliegt. Neben der genetisch vorbestimmten Beschaffenheit der Schleimhaut sind immunologische Abläufe, die Darmflora und die Art des Darminhalts von Bedeutung.
Treten bei diesen komplizierten Abwehrvorgängen Probleme auf, kann es zur chronischen Entzündung kommen, die sich schlussendlich gegen die Darmwand selbst richten kann. Während die Colitis ulcerosa die Darmabschnitte betrifft, die der Außenwelt nahe sind wie der Enddarm, verändert Morbus Crohn die mehr nach innen gelegenen Abschnitte wie den Dünndarm, der für die Aufnahme der Nahrungsbestandteile in den Organismus zuständig ist. Colitis ulcerosa spielt sich also mehr in dem Bereich ab, der zur Außenwelt hinführt, Morbus Crohn mehr in der zur Innenwelt gerichteten Verdauung.
Diese Krankheitstendenzen in Bezug auf die Innen- und Außenwelt lassen sich bis in den seelischen Bereich hinein verfolgen: Menschen mit Morbus Crohn haben die Tendenz zum Selbsterlebnis. Sie sind eher introvertiert, schließen sich von der Außenwelt ab und bilden eine eigene Innenwelt. Dagegen sind Patienten mit Colitis ulcerosa eher umweltoffen, halten die Einsamkeit nicht gut aus und lassen sich stärker durch die Außenwelt anregen, an die sie sich oft gut anpassen.
Das Grundthema von Menschen mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten ist daher die Begegnung von Innen- und Außenwelt. Wenn Sie sich mit diesem Thema auseinandersetzen wollen, kommen die künstlerischen Therapien, z. B. die Musiktherapie, für Sie infrage (s. → Seite 141 ). Hier lernen Sie neue Wege, sich auszudrücken und sich selbst kennenzulernen. Das wirkt sich nicht nur auf die Lebensqualität, sondern auch direkt auf das Krankheitsgeschehen positiv aus.
Psoriasis
»Ich spüre diese Schübe von wiederkehrenden Schuppungen im Kopf- und Halsbereich schon bevor es richtig losgeht. Ich werde unruhig, hektisch, und es ist, als gerate mein ganzer Körper in Aufruhr.« So schilderte eine 45-jährige Sozialpädagogin ihre innere Wahrnehmung der wiederkehrenden Psoriasis (Schuppenflechte), an der sie seit 20 Jahren litt.
»Als Kind hatte ich trockene Haut und Milchschorf. Ständig waren die Mandeln und die Nasennebenhöhlen entzündet, irgendwann mussten die Rachenpolypen entfernt werden. Außerdem kann ich mich erinnern, dass ich nasses und kaltes Wetter nicht ausstehen konnte. Ich hatte dann das ist mir peinlich und Gefühl, keine Luft zu bekommen.«
»Wie ich aussehe, ist mir peinlich und unangenehm. Besonders im Sommer weiß ich oft nicht, was ich anziehen soll, um die Haut zu verbergen.«
Die erste Hauterscheinung trat am rechten Knie auf, verschwand aber bald wieder. Wenig später war auch das linke Knie betroffen und dann beide Ellenbogen. »Ich glaube, zwischen der Haut und der Psyche besteht ein großer Zusammenhang«, sagte sie selbst. Als vor 4 Jahren ihre Ehe geschieden wurde, begann sich die Schuppenflechte auf die rechte Hand und das Handgelenk auszuweiten. Seit 3 Jahren waren auch die Kopfhaut und der Hals betroffen.
Die meisten üblichen Therapien hatte sie bereits hinter sich: kortisonhaltige Salben, Phototherapien, Vitamin D3 und Fumarsäure. Unter der Fumarsäure kam es zu Blutbildveränderungen, sodass die Therapie abgebrochen werden musste. Wir behandelten mit Stibium metallicum praeparatum D20 für eine bessere Grenzbildung der Haut, Eigenblutinjektionen unter Zusatz von Formica D6 undeiner »Lebertherapie« mit Hepatodoron und Cynara scolymus (Artischocke). Zusätzlich erhielt die Patientin Öldispersionsbäder mit Birkenöl. Darunter wurden die Hauterscheinungen deutlich geringer.
Die Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine der häufigsten Hautkrankheiten. Sie beginnt meist im zweiten Lebensjahrzehnt. Die Ursache ist nicht geklärt, aber eine genetische Veranlagung spielt sicher eine Rolle, denn hat ein Elternteil die Anlage zur Psoriasis, beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind erkrankt, 30 %. Haben beide Eltern die genetische Veranlagung, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 60–70 %. Nach neueren medizinischen Erkenntnissen handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der die T-Lymphozyten unkontrolliert aktiviert werden und zu einer chronischen Entzündung in der Haut führen. Dabei
Weitere Kostenlose Bücher