Autoimmunerkrankungen
der Finger und Zehen, aber auch Hand- und Sprunggelenke befallen, und das meist symmetrisch. Die Wirbelsäule – mit Ausnahme der Halswirbelsäule – ist nicht betroffen. Meist beginnt die Krankheit in einem Gelenk und greift dann mit der Zeit auf andere Gelenke über.
Oft beginnt die rheumatoide Arthritis schleichend. Zwei Drittel der Patienten fühlen sich manchmal über Monate abgeschlagen und unwohl und verlieren an Gewicht, bevor Gelenkschwellungen auftreten. Dann ist die Synovialmembran chronisch entzündet (Synovialitis). Diese Membran ist die aus lockerem Bindegewebe aufgebaute innere Schicht der Gelenkkapsel. Sie ist für die Produktion der Gelenkschmiere (Synovia) zuständig. Typischerweise werden beim Befallder Fingergelenke die Endgelenke ausgespart. In der Folge der chronischen Entzündung wird der Gelenkknorpel zerstört, es kommt zum Substanzverlust des Knochens, und die Gelenke verformen sich.
Die rheumatoide Arthritis betrifft aber keineswegs nur die Gelenke. Sie ist eine systemische Autoimmunerkrankung, das bedeutet, dass auch andere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden können. Etwa 40 % der Patienten zeigen Krankheitssymptome, die über den Gelenkbefall hinausgehen. Sie betreffen häufig die Skelettmuskulatur, und zwar meist in der Nähe der befallenen Gelenke. Hier können sich die Muskeln innerhalb kurzer Zeit zurückbilden, man spricht dann von Muskelatrophie. Manche Betroffene entwickeln Rheumaknoten. Diese leicht verschiebbaren, schmerzlosen Knoten unter der Haut entstehen meist in der Nähe von Gelenken in druckbelasteten Regionen. Ausgangspunkt für die Entwicklung von Rheumaknoten könnte eine lokale chronische Entzündung eines Blutgefäßes sein.
Durch gelegentlich auftretende Gefäßentzündung kann fast jedes Organ betroffen sein. Ernsthafte Herzerkrankungen sind jedoch selten. Die Osteoporose tritt als Folge der Erkrankung häufiger auf und kann durch eine Therapie mit Kortikosteroiden noch verstärkt werden.
Der Verlauf dieser Erkrankung ist sehr unterschiedlich und für den einzelnen Patienten kaum vorhersagbar. Bei etwa 15 % der Patienten ist die Krankheitsdauer nur kurz mit geringer Entzündung und ohne spätere Einschränkungen. Dagegen kommt es etwa bei der Hälfte der Betroffenen zu Schüben und nachfolgend zu Funktionsverlust und Fehlstellung von Gelenken und/oder Komplikationen an Organen.
WISSEN
Rheumatoide Arthritis
Prävalenz: ca. 1% der Erwachsenen. Inzidenz: in Deutschland etwa 4.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Verhältnis Frauen zu Männer zunächst 3:1, nach dem 55. Lebensjahr ausgeglichen.
Symptome
Gelenke: gerötet, überwärmt und geschwollen, nächtliche und morgendliche Schmerzen (Morgensteifigkeit), Gelenkverformung
Muskeln: Rückbildung (Muskelatrophie)
Rheumaknoten (20–30 %)
Gefäße: Vaskulitis (Gefäßentzündung)
Organ: Die chronische Entzündung kann übergreifen auf Lunge, Brustfell, Leber, Bauchspeicheldrüse und Herz
Osteoporose
Auge (unter 1 %): Entzündung von Horn- und Bindehaut (Keratokonjunktivitis)
Konventionelle Therapie
Die Ziele der Therapie der rheumatoiden Arthritis sind:
Schmerzlinderung
Minderung der Entzündungsaktivität
Hemmung der Gelenkzerstörung
Erhaltung der Gelenkfunktion
Vermeidung weitere Organkomplikationen
Grundsätzlich sollte die Therapie so früh wie möglich beginnen. Deshalb sollten Sie unbedingt einen Rheumatologen aufsuchen, wenn Gelenkschmerzen und -schwellungen länger als 6 Wochen anhalten und Ihr Arzt eine Erhöhung der Entzündungszeichen (Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein) im Blut feststellt und sich der Rheumafaktor oder Antikörper gegen zyklisches Citrullin-Peptid (CCP-Antikörper) nachweisen lassen. Der Rheumafaktor ist ein bestimmter Autoantikörper, der bei etwa der Hälfte der Betroffenen mit rheumatoider Arthritis im Blut vorliegt. Er kann allerdings auch bei anderen Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes und Sklerodermie oder bei anderen chronisch entzündlichen Erkrankungen vorliegen und ist daher allein kein Beweis für eine rheumatoide Arthritis. Die CCP-Antikörper sind für die rheumatoide Arthritis spezifischer.
Da irreversible Gelenkschäden häufig bereits im ersten Jahr auftreten, wird mit einer aggressiven Therapie begonnen, die im weiteren Verlauf reduziert werden kann. Aufgrund der teils deutlichen Nebenwirkungen sollten Sie dabei im engen Kontakt zu Ihrem Arzt stehen.
Die Therapie besteht aus 2 Elementen: der physikalischen und der medikamentösen
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