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eigentlich?«
»Offensichtlich scheint es sich dabei wirklich um einen Haufen ausgemachter Idioten zu handeln. Allerdings bleibt mir keine Wahl mehr. Um ihn daran zu hindern, im Geschäft aufzutauchen, habe ich an einem anderen Ort ein Treffen mit ihm vereinbart.«
»Das ist das erste und letzte Mal. Sieh zu, daß er das endlich kapiert.«
»Was ich dir noch sagen wollte... Sei bitte vorsichtig, während ich weg bin.«
»Eiszapfen ist immer auf der Hut.«
»Ich weiß.« Pendleton umarmte ihn lächelnd.
12
Kessler war nervös, als er, wie vereinbart, Punkt vier Uhr den Botanischen Garten von Sydney betrat. Er befürchtete, nicht sonderlich überzeugend gewirkt zu haben, als er, eine plötzliche Übelkeit vorschützend, inmitten wichtiger Verhandlungen eine geschäftliche Besprechung verlassen hatte. Obwohl er keineswegs aus geschäftlichen Gründen nach Australien gereist war, schützte er sie doch zu seiner >Tarnung< vor. Von den Teilnehmern an dem Treffen in Kanada war er derjenige gewesen, der am ehesten nach Australien reisen konnte, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Doch indem er eben die Verhandlungen über eine lange angestrebte Fusion seiner Firma mit einem australischen Unternehmen unterbrochen hatte, hatte er genau die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, die er peinlichst zu vermeiden versucht hatte. Er hätte Pendleton gegenüber auf einem späteren Termin für ihr Treffen beharren sollen; doch andererseits war Pendletons Bereitschaft, ihn zu treffen, so gering gewesen, daß Kessler es sich unmöglich hätte erlauben können, irgendwelche Forderungen zu stellen.
Als er einen von exotischen Pflanzen gesäumten Pfad entlangschritt, machte Kessler sich Sorgen, er könne trotz all seiner Sicherheitsvorkehrungen beschattet worden sein. Und zwar nicht erst auf dem Weg zum Botanischen Garten, sondern bereits von Amerika her. Schließlich bin ich Geschäftsmann und kein Geheimagent, dachte er. Mein Vater wüßte vermutlich - fast hätte er gedacht, >hätte gewußt< -, wie man sich in einer solchen Situation zu verhalten hatte; aber ich bin für so etwas nie ausgebildet worden.
Dennoch war er überzeugt, daß nicht viel schiefgehen konnte, wenn er sich auf seinen gesunden Menschenverstand verließ. Schau dich nicht um, ob du beobachtet wirst. Die jüngsten Entführungsfälle hatten gezeigt, daß der Feind außerordentlich gut organisiert und geschickt war. Ein guter Beschatter hätte sich auf keinen Fall sehen lassen, selbst wenn er, Kessler, sich noch so oft nach ihm umgedreht hätte. Er hatte seinen Reiseführer mitgebracht. Obwohl sein Hals von der Willensanstrengung, die es ihn kostete, sich nicht umzusehen, nervös zuckte, zwang Kessler sich, den Blick auf den Reiseführer in seiner Hand und die üppige Pflanzenpracht zu beiden Seiten des Wegs gerichtet zu halten. Nach einer leichten Steigung blieb er vor einer von Büschen gesäumten Bank stehen und sah nach Westen, als betrachte er das Gebäude. In Wirklichkeit blieb Kessler jedoch nur stehen, um Pendletons Anweisungen nachzukommen.
Pendleton war ein weiterer Grund für Kesslers Nervosität. In jüngeren Jahren hatte Eiszapfen, Pendletons Vater, als einer der gefürchtetsten Männer Europas gegolten. Obwohl Eiszapfen inzwischen über siebzig sein mußte, bestand kein Grund zu der Annahme, er könne nicht immer noch gefährlich sein. Wie Halloway angedeutet hatte, war Eiszapfens Sohn, von seinem Vater ausgebildet, mit derselben Vorsicht zu genießen. Dieses Treffen an einem ungeschützten, öffentlichen Ort, der ganz offensichtlich wegen seiner unzähligen Unterschlupf- und Fluchtmöglichkeiten gewählt worden war, konnte nicht nur mit einer Bedrohung von Seiten des Sohns von Eiszapfen verbunden sein, sondern auch von seiten des Feindes.
Wie befohlen, ließ Kessler sich auf die Bank nieder. Und dann hörte er aus dem Gebüsch die Stimme des Mannes, mit dem er am Telefon gesprochen hatte.
»Nun haben Sie also Ihr Treffen. Fassen Sie sich kurz.«
Unwillkürlich wollte Kessler sich herumdrehen, doch die Stimme kam ihm zuvor.
»Sehen Sie geradeaus vor sich hin - auf das Government House. Wenn jemand in Ihre Nähe kommt, seien Sie still. Und jetzt fangen Sie schon an.«
Kessler schluckte. Und dann begann er zu erklären.
13
Pendleton saß auf einer Bank auf der anderen Seite des Ge-büschs. Er trug einen Jogginganzug und wischte sich den Schweiß von der Stirn, als ruhe er von einem anstrengenden Lauf aus.
Sein Gesicht verhärtete sich, als
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