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aufwendigen Lebensstil aufrechterhalten können.
Eine solche geheime Fracht befand sich auch diesmal an Bord der Medusa, als sie einem geheimen Treffen mit einem anderen Frachter entgegendampfte, dessen Besitzverhältnisse ähnlich dubios und verworren waren und dessen Eigentümer in einem luxuriösen Prunkbau an der libyschen Küste residierte. Die kostbare Fracht sollte in der darauf folgenden Nacht vor der nordafrikanischen Küste umgeladen werden. Die Medusa würde daraufhin ihre Fahrt nach Neapel fortsetzen, um dort ihre Ladung aus brasilianischem Kaffee zu löschen. Gleichzeitig würde ihre verborgene Fracht aus Plastiksprengstoff, Handgranaten, Bodenminen,
Maschinenpistolen, Sturmgewehren, MGs, tragbaren Granatwerfern und Raketen auf dem neuen Frachter nach Libyen weiterbefördert werden. Was mit diesem tödlichen Waffenarsenal in Libyen geschah, brauchte Transoceanic nicht mehr zu interessieren. Für Rosenberg und Halloway zählte dann nur noch die stattliche Provision, die sie für diesen Transfer kassierten.
Tel Aviv, Israel. Kaum hatte der Hubschrauber aufgesetzt, sprang Misha Pletz aus der Kanzel. Er rannte auf eine Gruppe von Wellblechbauten auf der Südseite des Flugplatzes zu, wo ihn ein untersetzter Mann in einem kurzärmeligen weißen Hemd erwartete.
»Haben Sie es dabei?« rief ihm Misha noch im Laufen entgegen.
Der untersetzte Mann deutete auf einen Aktenkoffer in seiner Hand. »Wollen Sie es im Wagen lesen oder...?«
»Nein, gleich hier.«
Sie betraten das klimatisierte Gebäude.
»Die Nachricht ist vor vierzig Minuten bei uns eingegangen«, sagte der Mann und zog ein Blatt Papier aus seinem Aktenkoffer. »Als ich den Decknamen sah, habe ich Sie sofort verständigt.«
Misha nahm das Papier an sich. Er kam gerade von einem Kibbuz dreißig Kilometer außerhalb der Stadt, wo er, wie er Erika und Saul versprochen hatte, ihren Sohn Christopher in sicherer Obhut untergebracht hatte.
Auf dem Rückflug nach Tel Aviv hatte der Pilot Misha aufgefordert, seine Kopfhörer aufzusetzen, da er vom Hauptquartier verlangt wurde. Obwohl das Funkgerät des Hubschraubers mit einer Abhörsicherung ausgestattet war, hatte Mishas Assistent sich geweigert, ihm über Funk Einzelheiten über den Inhalt der eben eingegangenen Nachricht durchzugeben. Er hatte ihm lediglich mitgeteilt, von wem diese Nachricht eingegangen war. Von Chamäleon.
Doch allein dieser Name hatte genügt, um sich Mishas uneingeschränkter Aufmerksamkeit zu versichern. Chamäleon war der Deckname von Erikas vermißtem Vater, Joseph Bernstein.
Nachdem Mishas Augen sich an das Halbdunkel im Innern des Gebäudes gewöhnt hatten, überflog er den Inhalt der Nachricht. »Wie ist das hereingekommen? Über welche Station? Über welches Land?«
»Es ist von unserer Botschaft in Washington weitergeleitet worden«, gab ihm sein Assistent Auskunft. »Einer unserer Leute dort wurde vor zehn Jahren von Joseph ausgebildet. Und dieser Mann sitzt heute morgen über seinem Frühstück in einem kleinen Cafe, und wer, glauben Sie, setzt sich plötzlich neben ihn?«
Misha fühlte sich wie elektrisiert. »Und unser Mann hat sich auch bestimmt nicht getäuscht? Besteht tatsächlich nicht die Möglichkeit einer Verwechslung?«
»Nein, es war ganz sicher Joseph Bernstein. Möglicherweise hat Joseph sich für diesen Mann als Vermittler entschieden, weil er ihn von früher gut kannte. Offensichtlich lag Joseph viel daran, daß uns seine Nachricht von einer vertrauenswürdigen Person übermittelt würde. Die beiden haben nur etwa eine Minute miteinander gesprochen. Joseph hat unserem Mann versichert, wir brauchten uns seinetwegen keine Sorgen zu machen. Er wolle lediglich eine schon lange ausstehende Sache zum Abschluß bringen.«
»Und was sollte das heißen?«
»Das hat ihn auch unser Mann gefragt. Joseph hat sich jedoch nicht mehr weiter dazu geäußert. Statt dessen hat er unserem Mann jedoch eine schriftliche Nachricht übergeben, die er Ihnen übermitteln sollte. Er rechnet damit, daß Sie daraufhin die entsprechenden Schritte in die Wege leiten werden. Und dann war er auch schon verschwunden.«
»Einfach so? Hat unser Mann nicht versucht, ihm zu folgen?«
»Versucht durchaus. Aber Joseph ist bekanntlich ein alter Hase. Er hat ihn nach zwei Blocks abgehängt.«
»Hat unser Mann gesagt, wie Joseph ausgesehen hat?«
»Ziemlich übel. Blaß, abgemagert. Seine Hände haben gezittert. Aber am schlimmsten müssen seine Augen ausgesehen haben.«
»Wieso? Was
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