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der internationalen Terrorismusszene gehen kann.«
»Dieser Überzeugung war ich sowieso nie.«
»Dennoch konnten wir diese Möglichkeit nicht von vorneherein ausschließen. Angesichts Halloways Beteiligung am internationalen Schwarzmarkthandel mit Waffen...«
»Was sagen Sie da?« fiel ihm Eiszapfen ins Wort.
»Haben Sie das nicht gewußt? Halloway verdient sein Geld mit illegalen Waffenlieferungen an Terroristen.«
»Wollen Sie damit sagen, das alles dreht sich um illegale Waffengeschäfte?«
»Ja, und um die jährlichen Schweigegelder, die an den Kardinal gezahlt werden mußten. Aber darüber wußten Sie doch wohl Bescheid?«
»Ich dachte eigentlich, diese Zahlungen bezögen sich auf frühere Leistungen von Seiten des Kardinals.«
»Immerhin zogen einige von uns in Erwägung, den Kardinal umzubringen - sozusagen, um die Schulden ein für allemal zu begleichen.«
»Aber er hat unseren Vätern doch einen Gefallen erwiesen.«
»Ja, aber nur in seinem eigenen Interesse. Im Lauf der letzten vierzig Jahre haben diese Schweigegelder sich zu einem Vermögen in Höhe von acht Millionen Dollar angehäuft.«
»Wenn Sie mich fragen«, erklärte Eiszapfen, »waren die Forderungen angesichts der Greueltaten, die diese Männer begangen haben, noch relativ niedrig.«
»Beziehen Sie dabei auch Ihren eigenen Vater mit ein?« wollte Seth wissen.
Eiszapfen sprang auf. »Auf keinen Fall! Mein Vater hat sich vom Rest der Gruppe losgesagt!«
»Glauben Sie wirklich? In diesem Fall muß ich leider Ihre Illusionen zerstören. Ihr Vater hat nämlich mindestens ebenso viele Mitglieder von Geheimorganisationen zur Rettung von Juden getötet wie meiner. Die Meinungsverschiedenheiten der beiden bezogen sich keineswegs auf die Judenfrage. Der einzige Grund für ihre Feindschaft war eine Frau - Ihre Mutter! Sie hat Ihrem Vater dem meinen gegenüber den Vorzug gegeben. Ich hätte also Sie sein können. Und Sie würden vielleicht gar nicht existieren.«
Jetzt erst wurde Eiszapfen in vollem Umfang bewußt, wie tief ihr gegenseitiger Haß saß. Er hob begütigend die Hände. »Dieser Streit ist doch lächerlich. Wir haben, weiß Gott, wichtigere Probleme.«
Der Glanz in Seths Augen verblaßte. »Allerdings. Und wir haben noch immer nicht unsere Väter aufgespürt.« Mühsam erlangte er seine Beherrschung wieder. »In diesem Fall...«, er holte tief Luft, »... sind wir also...« Er holte erneut tief Luft. »... bisher zu folgendem Ergebnis gelangt.«
Eiszapfen wartete.
»Wir konnten bisher die Möglichkeit ausschließen, daß es sich bei dieser Nacht-und-Nebel-Organisation, wie Halloway sie nennt, um eine Gruppe von Terroristen handelt, die herausgefunden haben, was der Kardinal wußte, und die ihn entführt haben, um auf diese Weise Halloways Waffenhändlerring übernehmen zu können.«
»Ganz meiner Meinung«, pflichtete ihm Eiszapfen bei. »Diese Theorie ist in keiner Weise haltbar.«
»Aber das Verschwinden des Kardinals steht in Zusammenhang mit dem Verschwinden unserer Väter«, fuhr Seth fort. »Ohne den Kardinal hätte die Nacht-und-Nebel-Organisation unmöglich unsere Väter ausfindig machen können.«
»Auch in diesem Punkt bin ich Ihrer Meinung.«
»Wenn sie also nicht entführt wurden, um für ihre Freilassung Geld fordern zu können, bleibt nur die Möglichkeit, daß hinter dem Tun der Nacht-und-Nebel-Organisation persönliche Motive stecken, wie zum Beispiel Rache. Vielleicht handelt es sich bei der Nacht-und-Nebel-Organi-sation um Israelis. Um jedoch auf den Kardinal aufmerksam zu werden und herauszubekommen, was er wußte, müßten diese Männer sein Abwehrsystem infiltriert haben.«
»Das bezweifle ich.«
»Ich ebenfalls. Trotzdem stellt sich mir angesichts dessen die Frage... «
»Welche Frage?«
»Gehen wir doch noch einmal alle Möglichkeiten durch. Wäre es demnach denkbar, daß es sich bei dieser Nacht-und-Nebel-Organisation um eine Person... oder eine Gruppe... innerhalb der Kirche handelt?«
Schwarze Jesuiten
1
Acht Häuserblocks östlich von der Limmat betraten Saul und Erika eine Reparaturwerkstätte, deren Eingang von einem Posten bewacht wurde.
Der große Raum war taghell erleuchtet und makellos sauber. Das einzige Fahrzeug, das sich darin befand, war der Renault der drei Männer, die Saul getötet hatte. Er war von einem CIA-Team an der von Saul angegebenen Stelle unweit des Züricher Hauptbahnhofs abgeholt und hierher gebracht worden. Dann hatte sich über Nacht die Spurensicherungsabteilung
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