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Belastung zusammen. Er war nicht mehr imstande zu tun, was Eliot von ihm verlangte. Zur Buße für die Dinge, die er getan hatte, ging er ins Kloster. Doch die Alpträume hörten nicht auf, so daß er sich noch mehr abkapselte. Er verfiel in Trancezustände. Der wissenschaftliche Ausdruck dafür ist katatonische Schizophrenie. Die Ordensregel der Zisterzienser verlangt allerdings, daß jeder Mönch täglich hart arbeitet. Doch dazu war Chris aufgrund seiner Trancezustände nicht mehr in der Lage. Deshalb wurde ihm nahegelegt, den Orden zu verlassen.«
»Er muß Schreckliches durchgemacht haben.«
»Und ob. Aber nun hat er seinen Frieden gefunden.«
»Wie?«
»Er wurde getötet«, erklärte Saul lakonisch.
Drews Augen verengten sich.
»Er wurde erstochen, weil Eliot plötzlich unser Feind wurde. Um seine Enttarnung zu verhindern, wollte er uns aus dem Weg räumen lassen. Allerdings habe ich Chris schließlich gerächt.«
»Wie?«
»Ich habe Eliot getötet... Und was ist mit Ihnen?«
»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht recht.« Drew sah Saul verwundert an.
»Weshalb sind Sie nicht bei den Karthäusern geblieben?« »Ein Killerteam hat das Kloster überfallen.« Nun war Saul an der Reihe, Drew fassungslos anzustarren.
17
Drew spürte, wie Arlene sich wegen seiner unerwarteten Offenheit am ganzen Körper verkrampfte.
»Das Kloster wurde überfallen?« stieß Saul erstaunt hervor.
»Auch ich bin Waise. Meine Eltern kamen ums Leben als ich zehn war.« Auch Drew schien nun das Sprechen Mühe zu machen. »Das war in Tokio. Mein Vater war dort beim State Department angestellt. Und dann kamen er und meine Mutter 1960 bei einem Sprengstoffanschlag von Terroristen ums Leben. Die Täter sollten nie gefaßt werden, aber obwohl ich damals erst zehn war, schwor ich mir, daß ich die Mörder meiner Eltern eines Tages aufspüren würde; und für den Fall, daß mir das nicht gelingen sollte, wollte ich zumindest all jene bis aufs Blut bekämpfen, die ähnliche Ansichten vertraten wie diese Terroristen. Ich wurde darauf nach Amerika geschickt, wo ich bei meinem Onkel aufwuchs.« Mit einem Mal schlich sich ein bitterer Unterton in Drews Stimme. »Da sich dies jedoch als keine sehr glückliche Lösung erwies, wurde ich schließlich vom besten Freund meines Vaters adoptiert. Er hieß Ray und arbeitete wie mein Vater für das State Department. Er nahm mich überallhin mit, wohin ihn die Pflicht auf seinen Reisen rief. Dabei sorgte er dafür, daß ich in den Kampftechniken des jeweiligen Landes, in dem wir uns gerade aufhielten, unterrichtet wurde. Da ich weiterhin fest entschlossen war, mein Versprechen wahrzumachen - nämlich meine Eltern zu rächen -, rekrutierte Ray mich für die Antiterroreinheit des State Department, die unter dem Namen >Skalpell< bekannt ist. Ich wurde zum Killer ausgebildet. Und dann habe ich zehn Jahre lang das getan, wofür man mich programmiert hatte.«
»Zehn Jahre? Und weshalb haben Sie plötzlich damit aufgehört? Warum sind Sie ins Kloster gegangen?«
»Aus denselben Gründen wie Ihr Freund. Ich hatte schreckliche Alpträume. 1979 führte ich einen Auftrag durch, bei dem ein unschuldiger Mann und eine Frau ums Leben kamen. Ich benutzte Sprengstoff - genauso, wie meine Eltern umgebracht worden waren. Und ihr Sohn hat alles mitangesehen - genauso, wie ich damals Zeuge des Todes meiner Eltern geworden war.«
»Dieser Mann und diese Frau waren also unschuldig? Ist Ihnen ein Fehler unterlaufen?«
»Nein. >Skalpell< wollte die beiden aus politischen Gründen aus dem Weg räumen. Doch ich konnte vor mir nicht rechtfertigen, was ich getan hatte. Ich war wie jene Leute geworden, die meine Eltern ermordet hatten. Ich fand mich genauso schlimm wie die Leute, die ich jagte. Ich wurde mir selbst zum Feind. Ich bekam einen... Nervenzusammenbruch -ja, so könnte man es wohl nennen. Ich wollte nur noch eines: mich für meine Sünden bestrafen und Buße tun. Deshalb ging ich zu den Karthäusern. Und nach fast sechs Jahren der Buße und des Gebets erlangte ich allmählich meinen Seelenfrieden wieder zurück.«
»Bis das Kloster überfallen wurde?«
»Neunzehn Mönche wurden vergiftet, zwei weitere erschossen. Obwohl sie es vor allem auf mich abgesehen hatten, konnte ich jedoch entkommen. Ich legte ein Gelübde ab, denjenigen ausfindig zu machen, der meine Mitbrüder hatte umbringen lassen und meine letzte Chance zunichte gemacht hatte, meinen Seelenfrieden wiederzuerlangen. Schließlich mußte ich
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