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dann befragen. Und ich werde schon aus ihm herausbekommen, was ich wissen will.«
»Was haben Sie denn plötzlich? Ihre Stimme klingt ja...«
»Meine Frau ist verschwunden.«
»Was?«
»Wir hatten uns gemeinsam vor der Wohnung des Paters postiert. Als er das Gebäude dann verließ, sind wir ihm getrennt gefolgt, um weniger Aufmerksamkeit auf uns zu lenken.« Drews und Arlenes Beteiligung an den darauf folgenden Vorfällen verschwieg Saul. »Nachdem ich den Pater überwältigt hatte, suchte ich nach Erika.« Sauls Kehle schnürte sich so heftig zusammen, daß er Mühe hatte weiterzusprechen. »Sie war spurlos verschwunden. Ich habe überall nach ihr gesucht. Aber sie war wie vom Erdboden verschluckt. Falls dieser Pater etwas über die Hintergründe ihres plötzlichen Verschwindens weiß, wird er mir das erzählen, so wahr ich hier stehe. Und sollte ihr irgend jemand auch nur ein Haar gekrümmt haben, dann wird der Betreffende dafür mit dem Tod büßen.«
Gallagher wich entsetzt einen Schritt zurück.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Saul riß den Hörer von der Gabel. »Erika?«
Statt dessen verlangte jedoch eine Männerstimme: »Geben Sie mir bitte Gallagher.«
Saul schloß die Augen und kämpfte mühsam gegen seine Enttäuschung an, um schließlich Gallagher den Hörer zu reichen.
»Ja, kommen Sie rauf«, sagte Gallagher in den Hörer und legte ihn auf die Gabel zurück. Dann wandte er sich wieder Saul zu. »Das war einer der Leute des medizinischen Teams. Sie warten gleich um die nächste Ecke. Ich wollte mich erst vergewissern, worum es eigentlich geht, bevor ich sie anrücken ließ.«
»Sind Sie nun endlich zufrieden?«
»Regen Sie sich doch nicht gleich so auf. Ich will doch nur Ihr Bestes.«
»Tatsächlich? Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas klarstellen: Sie sagen Ihren Leuten nur, sie sollen den Pater verhörfähig machen. Aber dann gehört er mir.«
»Unter anderen Umständen«, Gallagher kniff die Augen zusammen, »würde ich mir Ihren Ton nicht gefallen lassen.« Das bedrohliche Aufblitzen in seinem Blick war jedoch nur von kurzer Dauer. »Aber vermutlich ist Ihr Verhalten angesichts des Ernsts der Lage nur zu verständlich. Ruhen Sie sich erst mal aus und essen Sie etwas. Sie sehen wirklich müde aus.«
»Wie soll ich jetzt schlafen oder essen, wenn doch Erika...«
»Tun Sie, was ich sage, Romulus. Sie werden weder Ihrer Frau noch sonst jemandem helfen können, wenn Sie sich nicht endlich etwas Ruhe gönnen.«
Saul wurde plötzlich bewußt, wie angespannt er war. Er holte tief Luft. »Sie haben recht - es tut mir leid.«
»Keine Ursache. Mir ginge es an Ihrer Stelle sicher genauso. Sie können sich auf mich verlassen, Romulus. Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen.«
Saul lächelte ihn dankbar an.
Fünf Minuten später erschienen drei Männer. Einer von ihnen war klein und schmächtig und trug eine Brille. Er schüttelte kaum merklich den Kopf, als sein Blick auf das übel zugerichtete Gesicht des Paters fiel. Nachdem er dessen Puls und Atmung überprüft hatte, wandte er sich Gallagher zu. »Er ist transportfähig.«
Gallagher nickte.
Darauf traten die zwei anderen Männer vor. Sie waren kräftig gebaut. »Wohin sollen wir ihn bringen? Zurück in den Laden oder...?«
»Geht es nicht auch hier?« fragte Gallagher. »In einem anderen Hotelzimmer?«
»Irgendwann werden wir auf jeden Fall seinen Schädel röntgen müssen. Inzwischen können wir es aber unbesorgt auch hier im Hotel versuchen.«
»Ich habe bereits mit der Rezeption telefoniert. Am Ende des Flurs ist noch ein Zimmer frei.« Gallagher nickte den zwei muskelbepackten Männern zu. »Gehen Sie gleich mal nach unten und lassen Sie sich den Zimmerschlüssel geben.«
Zehn Minuten später war alles vorbereitet, den Pater in das andere Zimmer zu schaffen.
»Ich brauche noch ein paar Sachen aus dem Wagen«, erklärte der Mann mit der Brille.
»Gut«, nickte Gallagher, »dann holen Sie sie.«
Er vergewisserte sich, daß niemand auf dem Flur war. Dann legten sich die zwei kräftig gebauten Männer die Arme des Paters um die Schultern und trugen ihn den Flur entlang. Der Mann mit der Brille folgte ihnen, ohne daß jemand sie sah.
Gallagher, der ihnen aus der offenen Tür von Sauls Zimmer hinterhergesehen hatte, drehte sich um und sagte zu Saul: »Legen Sie sich inzwischen ein wenig schlafen. Ich rufe Sie an, wenn es soweit ist.«
Saul stand gegen die Wand gelehnt. Seine Knie zitterten vor
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