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Gelegenheit gleich mit, daß sie am nächsten Tag Besuch bekommen würden.
»Euer Großvater kommt wieder nach Hause«, erklärte Halloway anschließend seinen Kindern. Dann sah er mit einem strahlenden Lächeln seine Frau an und schenkte sich gegen seine Gewohnheit ein zweites Glas Wein ein.
Bis zum Mittag des nächsten Tages hatte seine Unruhe solche Ausmaße angenommen, daß er sich nicht mehr länger beherrschen konnte und in Begleitung mehrerer Leibwächter zu seinem Landsitz hinausfuhr. Vor dem Haus stand ein fremder Wagen. Voller Freude eilte Halloway darauf zu.
Doch statt seines Vaters stieg Rosenberg aus dem Auto.
Halloway blieb wie erstarrt stehen. »Was machen Sie denn hier?«
»Ich bin wegen Ihres Telegramms gekommen.«
»Welches Telegramm?«
»Haben Sie mir denn nicht telegrafiert?«
»Um Himmels willen, nein!«
»Aber es trug doch Ihren Absender.« Rosenberg zog das Telegramm aus der Innentasche seiner Anzugjacke.
Halloway riß es ihm aus der Hand. Sein Magen krampfte sich zusammen, als er den Text überflog.
TELEFON ZU UNSICHER. ALLE PROBLEME GEKLÄRT. UNSERE VÄTER IN SICHERHEIT. ANKOMMEN MORGEN. ORTSZEIT FÜNFZEHN UHR AUF MEINEM LANDSITZ. HALLOWAY.
»Und darauf sind Sie hereingefallen?« Halloway zerknüllte das Telegramm in seiner Faust.
»Was hätte ich denn anderes tun sollen?« verteidigte sich Rosenberg. »Sie hatten mir doch ausdrücklich abgeraten, Sie anzurufen. Hätte ich etwa in Mexiko bleiben sollen, obwohl Sie mir doch mitgeteilt haben, daß mein Vater heute nachmittag hier eintreffen würde?«
»Sie Vollidiot! Ich habe auch so ein Telegramm mit fast dem gleichen Inhalt bekommen! Auch mein Vater sollte heute nachmittag hier eintreffen!«
»Demnach waren Sie genauso leichtgläubig wie ich.«
»Das ist eine Falle!« Halloway wirbelte herum und spähte zur Einfahrt hinunter. »Sie haben uns hierher gelockt!«
»Wen meinen Sie mit sie?« Rosenbergs Knie wurden weich. »Die Nacht-und-Nebel-Organisation?«
»Wen sonst? Sicher beobachten sie uns bereits!«
Halloway und Rosenberg zogen sich ins Haus zurück.
Halloway fuhr jedoch erneut herum, als er einen Wagen auf die Villa zujagen hörte. Als das Auto, von mehreren Leibwächtern umringt, vor dem Eingang anhielt, sah Halloway Miller am Steuer sitzen. »Ich habe Ihnen doch ausdrücklich untersagt, hierher zu kommen!« rief er dem Neuankömmling aufgebracht entgegen.
Wütend sprang der Architekt aus dem Wagen. »Und ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich kommen würde! Sie haben gewußt, was mein Vater und die Väter all der anderen während des Krieges getan haben! Am liebsten wäre ich auf der Stelle hierher gekommen, um Ihnen persönlich den Hals umzudrehen. Aber schließlich hat doch die Sorge um meinen Vater die Oberhand behalten, obwohl ich von seinen Verbrechen wußte.
Und dann haben Sie mir dieses Telegramm geschickt. Sie haben mir mitgeteilt, mein Vater wäre hier. Wo ist er?«
Halloway riß Miller das Blatt Papier aus der Hand, mit dem er aufgebracht durch die Luft fuchtelte. Es handelte sich dabei um ein Telegramm mit demselben Inhalt wie das Rosenbergs. »Sie müssen bereits hier sein«, stieß Halloway entsetzt hervor. »Ich bin mir ganz sicher. Sie müssen irgendwo in der Nähe sein.«
»Was soll dieses Gefasele?« Miller war nahe daran, auf Halloway loszugehen. »Wer soll bereits hier sein?«
»Wir müssen in Deckung gehen. Schnell, ins Haus!« Halloway stürzte auf die Eingangstreppe zu und brüllte gleichzeitig dem Leiter seiner Wachmannschaft seine Befehle zu:
»Ziehen Sie Ihre Leute von den Außenposten zurück! Sie sollen nur noch das Haus bewachen!«
Doch bevor er den Eingang erreicht hatte, wirbelte Halloway beim Geräusch eines näherkommenden Wagens erneut herum. Herr im Himmel, dachte er. Nicht noch einer.
18
So sollte es jedoch die nächsten zwei Stunden weitergehen. Ein Wagen nach dem anderen jagte die Zufahrt herauf, jemand sprang heraus und fuchtelte aufgebracht mit einem Telegramm durch die Luft. Aus allen Teilen der Welt waren sie hierherbestellt worden. Aus Mexiko, Amerika, England, Frankreich, Schweden, Ägypten und Italien waren sie überstürzt angereist, um ihre vermißten Väter in die Arme schließen zu können. Entsprechend bitter war ihre Enttäuschung, als sie erfahren mußten, daß sie lediglich durch einen Trick auf Halloways Landsitz gelockt worden waren. Im Arbeitszimmer des von Leibwächtern umstellten Hauses versammelt, schrien die Neuankömmlinge aufgebracht
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