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dem Schlimmsten rechnen.«
Sie stiegen aus dem Wagen und überquerten die Straße. Ein Waldstück verdeckte ihnen die Sicht auf Halloways Villa.
16
Die hohen Bäume standen sehr dicht, nur gelegentlich drang ein Sonnenstrahl durch ihr dichtes Blätterdach. Drew kletterte über einen umgestürzten Baumstamm und arbeitete sich eine steile Böschung hoch. Er sah sich kurz nach Arlene um, die ihm mit federnden Schritten folgte.
Voller Bewunderung nahm Drew zur Kenntnis, wie sicher sie sich auch in schwierigem Gelände bewegte. Er malte sich aus, mit ihr Bergsteigen zu gehen - nur sie zwei, völlig allein in menschenverlassener Wildnis.
Aber erst mußten sie diese Sache hinter sich bringen.
Er konzentrierte sich wieder voll und ganz auf die Gegenwart und kletterte unter den Bäumen weiter die Steigung hinauf. Oben angelangt wartete er, bis Arlene ihn eingeholt hatte, um ihr einen liebevollen, aufmunternden Klaps auf die Schulter zu versetzen. Der Wald lichtete sich, und sie konnten vor sich die Villa sehen. Saul und Erika waren ihnen ein Stück vorausgeeilt und kauerten hinter einer Gruppe Sträucher.
Auf dem Gelände vor dem Haus konnte Drew mindestens ein halbes Dutzend bewaffneter Wachmänner erkennen. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Einfahrt gerichtet. Vor dem Haus standen zehn Wagen verschiedenen Typs. Ein Mann in einem blauen Trainingsanzug erschien in der Eingangstür der Villa und blieb, entsetzt über den Anblick, der sich ihm bot, abrupt stehen. Ein Lastwagen jagte, eine dichte Staubwolke hinter sich aufwirbelnd, die Zufahrt zum Haus hinauf.
17
Am Abend zuvor hatte Halloway die bevorstehende Waffenlieferung mit solcher Unruhe erfüllt, daß er das Risiko eingegangen war, seine Familie in Kitchener zu besuchen. Aufgrund der sechsstündigen Zeitdifferenz zwischen Libyen und Ontario und der für das Umladen der Waffen erforderlichen Zeit rechnete Halloway frühestens am nächsten Morgen mit einer Nachricht über den erfolgreichen Abschluß der Transaktion.
Obwohl er kein gläubiger Mensch war, betete er doch, daß die Übergabe der Waffen reibungslos vonstatten gehen würde, da inzwischen auch er Rosenbergs Befürchtungen teilte, die Nacht-und-Nebel-Organisation könnte von der illegalen Waffenlieferung erfahren haben. Diese Leute wußten so viel über ihn, daß nicht auszuschließen war, daß sie auch über die verbotene Fracht an Bord der Medusa im Bilde waren. Andrerseits hätte Halloway auf keinen Fall riskieren können, die Libyer zu warnen, daß die Geheimhaltung der Waffenlieferung möglicherweise nicht mehr gewährleistet war. Ihm blieb nur zu hoffen, daß die Transaktion reibungslos vonstatten gehen würde, da er von Seiten der Libyer selbst dann das Schlimmste zu befürchten gehabt hätte, wenn ihnen nur zu Ohren gekommen wäre, daß Halloway die Waffenlieferung an sie geschickt hatte, obwohl möglicherweise bereits andere Organisationen darüber Bescheid wußten.
Doch selbst in der vertrauten Umgebung seiner Familie wollten Halloways Befürchtungen nicht verfliegen. Er saß gerade mit allen beim Abendessen, als ein Leibwächter das Speisezimmer betrat und Halloway ein Telegramm aushändigte. Halloway entging nicht, daß das Telegramm Punkt neun Uhr abends eintraf, also genau zu dem Zeitpunkt, zu dem im Mittelmeer die Übergabe der Waffenlieferung stattfinden sollte.
Hastig riß Halloway den Umschlag auf und zog das Telegramm heraus. Er mußte seinen Inhalt mehrere Male lesen, bevor er sich über die Bedeutung der Nachricht vollends im klaren war.
ALLE PROBLEME GEKLÄRT. IHR VATER IN SICHERHEIT. BRINGEN IHN MORGEN ZURÜCK. FÜNFZEHN UHR ORTSZEIT IN IHRER VILLA. EISZAPFEN. SETH.
Halloway stieß einen erleichterten Seufzer aus. Zum erstenmal seit Monaten fühlte er sich wieder richtig befreit und sorglos. Allerdings wunderte er sich auch, weshalb Seth und Eiszapfen ein Telegramm geschickt hatten, anstatt ihn anzurufen, und weshalb sie das Telegramm an seine Stadtwohnung adressiert hatten und nicht an seinen Landsitz. Nachdem er jedoch dort angerufen hatte und ihm von einem Leibwächter bestätigt worden war, daß auch dort ein Telegramm eingetroffen war, waren auch seine diesbezüglichen Bedenken ausgeräumt; Seth und Eiszapfen hatten einfach ganz sichergehen wollen, daß ihn die Nachricht unverzüglich erreichte. Vermutlich wäre ein Anruf für die beiden aus irgendeinem Grund mit zu großen Risiken verbunden gewesen. Halloway teilte der Wachmannschaft auf seinem Landsitz bei dieser
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