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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Erdloch.
    »Erika!«
    Die Grube verschluckte seine Stimme, ohne das leiseste Echo zurückzuwerfen.
    »Erika! Ich bin's - Saul!«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, wand er sich durch die Luke. Eineinhalb Meter tiefer hatte er bereits festen Boden unter den Füßen. »Es ist alles vorbei.«
    Angestrengt versuchte er mit seinen Blicken das Dunkel zu durchdringen. Einen verzweifelten Augenblick lang befürchtete er, sich getäuscht zu haben, bis ihm einfiel, daß er Erika das verabredete Zeichen noch nicht gegeben hatte; schließlich hätte ein Feind versuchen können, seine Stimme nachzumachen. »Baby, Ruth und Rosen.«
    »Wurde ja auch langsam Zeit, daß du das sagst«, kam darauf Erikas tiefe, sinnliche Stimme aus dem hintersten Winkel des unterirdischen Verstecks. »Ich habe schon die ganze Zeit überlegt, ob ich dich erschießen sollte. Ich hoffe, du hast es diesen Kerlen ordentlich gezeigt.«
    »Daddy?« wurde nun auch die Stimme ihres Sohnes vernehmlich.
    »Ja, ich bin's, mein Junge. Du brauchst keine Angst mehr zu haben.«
    »Warum hast du eigentlich so lange auf dich warten lassen?« wollte Erika wissen. »Die Schüsse sind doch schon eine ganze
    Weile verstummt. Oder bist du etwa noch einen trinken gegangen, bevor du uns hier rausholen konntest?«
    Saul wußte nicht recht, was er von Erikas spöttischem Ton halten sollte. Er hörte das Geräusch von Schritten auf dem gestampftem Boden des unterirdischen Verstecks. Und dann spürte er eine kleine, zierliche Gestalt an seiner Seite und schloß sie in die Arme.
    »Daddy?«
    »Hier bin ich, mein Sohn. Ich...« Die Anspannung der letzten Minuten schnürte ihm die Kehle zusammen.
    Und dann fühlte er Erikas Arm um seine Schulter. »Was hast du denn, Saul?«
    »Ich...«, mühsam nach Worten ringend, wischte er sich die Tränen aus den Augen. »Wir haben sie alle getötet. Aber wenn...«, es kostete ihn noch immer Mühe zu sprechen, »wenn ich sofort hierher gekommen wäre und mich nur um dich und um Chris gekümmert hätte, wäre das gegen alle Prinzipien gewesen, die ich unseren jungen Leuten beizubringen versuche - daß nämlich das Wohl der Gemeinschaft wichtiger ist als das des Einzelnen. Und beim nächsten Angriff auf das Dorf hätten sie alle nur an sich selbst gedacht und nicht...«
    Erika schmiegte sich enger an ihn.
    »Du hast völlig richtig gehandelt. Ich mache dir doch keinen Vorwurf. Auch ich habe genau das getan, was die Regeln vorschreiben. Als die ersten Schüsse fielen, habe ich mir meine Uzi gegriffen und mich mit Chris in Sicherheit gebracht. Wie deine Aufgabe darin bestand, das Dorf zu schützen, bestand die meine darin, die Familie zu schützen. Wir sind beide unserer Pflicht nachgekommen.«
    Saul hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Ich liebe dich. Du bist einfach wunderbar.«
    »Wenn wir heute abend Chris zu Bett gebracht haben, fände ich es schön, wenn du mir zeigen würdest, wie sehr.«
    2
    Zwanzig Minuten später kreiste ein israelischer Kampfhubschrauber über dem Dorf, um die Umgebung nach weiteren Eindringlingen abzusuchen. Zwei Lkw's der Armee holperten über die von Schlaglöchern übersäte Straße auf das Dorf zu und hielten am Rand der Siedlung an. Soldatentrupps sprangen von ihren Ladeflächen und durchsuchten unter der Leitung eines Hauptmanns die Siedlung. Eine Spezialeinheit nahm sich die Taschen der Toten vor.
    Heißer Wind wirbelte Staub auf.
    Der Hauptmann trat auf Saul zu. »Ihr Funker hat uns durchgegeben, der Angriff wäre zurückgeschlagen worden.« Er deutete auf die herumliegenden Leichen der Angreifer. »Wäre >niedergeschlagen< nicht zutreffender gewesen?«
    »Na ja.« Saul zuckte mit den Achseln. »Die Kerle haben uns etwas genervt.«
    »So scheint es.« Der Hauptmann steckte sich eine Zigarette an. »Soviel ich gehört habe, sollte man genau das lieber unterlassen - ich meine, Sie zu nerven. Sie sind doch Saul Grisman? Amerikaner? Ehemaliger CIA-Agent?«
    »Paßt Ihnen daran irgend etwas nicht?«
    »Nicht, nachdem ich gesehen habe, wie Sie mit diesen Kerlen umgesprungen sind. Das muß demnach Ihre Frau Erika sein?«
    Saul drehte sich um. Er hatte Erika nicht näherkommen gehört.
    »Christopher ist nebenan«, erklärte sie. »Er hat zwar noch immer Angst, aber er hat mir versprochen, daß er schön die Augen zumachen und zu schlafen versuchen würde.« Jetzt erst wandte sie sich dem Hauptmann zu.
    »Sie waren doch beim Mossad«, sprach dieser sie an. »Daß es Ihnen hier im Dorf nicht langweilig

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