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einer Stelle, wo ihn die Nachbarn hätten entdecken können. Wir wollen euch damit zu verstehen geben, daß wir euch jederzeit bloßstellen können, daß wir eure Frauen und Kinder demütigen und eure Geschäftspartner kompromittieren können. Und dann? Glaubt ihr im Ernst, wir würden uns damit zufriedengeben? Oder werden wir auch euch holen, wie wir schon eure Väter geholt haben? Werdet dann auch ihr mit dem höchsten Preis bezahlen, mit dem auch schon eure Angehörigen bezahlt haben? Werdet ihr ebenso leiden, wie auch wir gelitten haben?«
Schaudernd kam Halloway noch eine weitere Parallele zu Bewußtsein. Nachdem Miller, Culloden, Svenson und nun auch Rosenberg die Totenköpfe entdeckt hatten, hatten sie ihn alle unter Mißachtung der Sicherheitsbestimmungen direkt angerufen, ohne einen Mittelsmann einzuschalten. Die Nacht-und-Nebel-Gruppe hatte damit also ihr Ziel erreicht - die Mitglieder der Gruppe waren in Panik geraten, und entsprechend hatte auch die Disziplin nachgelassen. Wieviele andere Gruppenmitglieder würden ihn in nächster Zeit noch anrufen? Wann würde er einen Totenkopf entdecken? Er hatte seine Leute, die seine Familie in Kitchener beschützten, zu erhöhter Wachsamkeit aufgefordert. Gleichzeitig hatte er eine Reihe zusätzlicher Sicherheitskräfte eingestellt, um seinen Landsitz angemessen bewachen lassen zu können. Allerdings war nicht auszuschließen, daß er den herrlichen Landsitz seines Vaters früher oder später würde aufgeben müssen.
Er schüttelte den Kopf. Nein! Er setzte sein ganzes Vertrauen in Seth und Eiszapfen. Sie würden diesem Nacht-und-Nebel-Spuk ein Ende bereiten.
Und in der Zwischenzeit?
Er durfte sich einfach nicht unterkriegen lassen. Er durfte diesem Gesindel keine Chance lassen.
Dennoch fragte er sich, wann er wohl einen Totenkopf finden würde.
Verzweifelt kämpfte Halloway gegen seine Ängste und Befürchtungen an. Ihm wurde bewußt, daß er sich eben die falsche Frage gestellt hatte. Die richtige Frage lautete: Wann werden Seth und Eiszapfen diese Angelegenheit erfolgreich zu Ende bringen?
Rio de Janeiro. Von seinem ringsum von riesigen Fensterfronten umgebenen Penthouse hatte der Geschäftsmann einen herrlichen Blick auf den Strand von Copacabana, wo sich unzählige Sonnenhungrige tummelten. Er hätte auch an die gegenüberliegende Fensterfront treten können, um einen Blick auf die gigantische Christusstatue oben auf dem Gipfel des Corcovado zu werfen. Doch er entschied sich nur äußerst selten für diesen Ausblick. Meistens fühlte er sich wesentlich stärker zu dem Fernrohr vor dem Fenster auf der Strandseite hingezogen, mit dem er die schönsten Frauen der Welt ins Visier nehmen konnte. Und sein Reichtum stellte für sie eine Versuchung dar, der nur die wenigsten widerstehen konnten.
Doch im Augenblick verspürte er nur maßlose Wut. Er preßte ein Funktelefon gegen sein Ohr. »Glauben Sie im Ernst, Rosenberg, ich hätte nichts Besseres zu tun, als meine Kunden zum Abschluß zu überreden und ihnen dann zu erzählen, das Ganze wäre ein Versehen gewesen? Sehen wir einmal davon ab, daß es sich hier um einen Hundert-Millionen-Dollar-Auftrag handelt, bei dem für mich fünfzehn Prozent abfallen, und sehen wir mal davon ab, daß ich von meinen Kunden bereits eine Anzahlung von zwanzig Prozent erhalten habe, die auf einer Züricher Bank einiges an Zinsen einbringt. Lassen wir das alles für einen Augenblick außer acht. Wir haben uns auf dieses Geschäft eingelassen, und meine Kunden können verdammt ungemütlich werden, wenn wir unsere vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllen. Außerdem können wir das Geschäft gar nicht mehr rückgängig machen, da die Lieferung bereits unterwegs ist und ich aus Gründen der Geheimhaltung nicht einmal weiß, auf welchem Schiff die Fracht an ihren Bestimmungsort gebracht wird. Der Versand wird über so viele Mittelsmänner abgewickelt, daß es mir unmöglich wäre, die Lieferung rückgängig zu machen. Das hätten Sie sich früher überlegen müssen.«
Rosenberg brachte aufgeregt weitere Einwände vor.
Doch der Geschäftsmann unterbrach ihn schroff. »Wenn Sie leicht kalte Füße bekommen, sollten Sie sich lieber nicht in tiefes Wasser vorwagen. Oder steckt noch etwas anderes dahinter? Gibt es irgendwelche sicherheitstechnischen Gründe, die Lieferung rückgängig zu machen? Wenn das der Fall sein sollte, mein Freund, und wenn Sie uns nicht gewarnt haben sollten, könnten Sie sehr schnell erfahren, daß meine
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