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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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öffnen?«
    »Das hat noch Zeit. Im Augenblick muß ich noch dieses Angebot fertigmachen. Die Stadtverwaltung ist sich offensichtlich noch nicht ganz schlüssig hinsichtlich der Vergabe des neuen Wohnungsbauprojekts.«
    Er senkte seinen Blick auf die Blaupause vor sich und gab vor, als konzentriere er sich voll und ganz auf die Kostenberechnung.
    »Wenn Sie mich brauchen, Mr. Miller, sagen Sie mir Bescheid.« Marge verließ das Büro und schloß die Tür hinter sich.
    Der Umschlag lag auf seinem Schreibtisch. Die dicken schwarzen Lettern des Vermerks PERSÖNLICH! sprangen ihm bedrohlich in die Augen. Das Eilporto hatte neun Dollar und fünfzehn Cents betragen. Kein Absender.
    Weshalb diese Aufregung, versuchte Miller sich zu beruhigen. Das ist doch nur ein Umschlag.
    Er wandte sich wieder seinen Kostenberechnungen zu, doch es gelang ihm nicht, sich auf sie zu konzentrieren. Er konnte seinen Blick nicht von dem braunen Umschlag losreißen.
    Vielleicht sollte er ihn einfach ungeöffnet in den Abfall werfen.
    Nein, dort würde Marge ihn finden und öffnen.
    Sollte er ihn beim Verlassen des Büros mitnehmen und unterwegs wegwerfen? Warum sollte Marge außerdem nicht sehen, was der Umschlag enthielt?
    Allerdings war der Umschlag mit dem Vermerk PERSÖNLICH! versehen. Und nach dem, was er auf dem Boden seines Swimmingpools vorgefunden hatte, hielt er es für angeraten, künftig auf der Hut zu sein, wenn ihm irgend etwas verdächtig erschien. Es war besser, wenn er diesen Umschlag öffnete, auch wenn er nicht wissen wollte, was er enthielt.
    Er saß trotzdem noch eine Weile reglos da und starrte auf den Umschlag.
    Schließlich stieß er einen schweren Seufzer aus und griff danach. Der Umschlag fühlte sich schwer und kompakt an. Er wollte ihn eben aufreißen, um jedoch im selben Moment schon wieder innezuhalten. In seinem Mund breitete sich ein säuerlicher Geschmack aus.
    Wenn es sich dabei um eine Briefbombe handelte? Sein erster Impuls war, den Umschlag auf den Schreibtisch fallen zu lassen und aus dem Raum zu stürzen. Aber dann blieb er doch. Seine Neugier war stärker. Behutsam strich er mit einem Finger über den Umschlag. Sein Inhalt fühlte sich massiv an. Nichts deutete auf eine mit Pappe kaschierte Vertiefung hin, die mit Sprengstoff hätte gefüllt sein können. Vorsichtig riß er schließlich die Lasche auf und spähte in das Innere des Umschlags.
    Er enthielt einen dicken Packen Fotografien. Sein Blick fiel auf das oberste Foto. Es war eine Schwarzweißreproduktion einer alten Aufnahme.
    Das Grauen, das darauf abgebildet war, ließ seinen Atem stocken. Angewidert blätterte er in dem Packen, um auf weitere Abbildungen des Grauens zu stoßen - eine schlimmer und abstoßender als die andere. Seine Lungen verweigerten die Sauerstoff auf nähme.
    Leichen. Das oberste Foto - und die unzähligen anderen darunter - zeigten nichts als Leichen, zu riesigen Haufen aufgeschichtet, aus denen grausig abgemagerte Arme und Beine abstanden. Die Gesichter der Toten waren schrecklich ausgemergelt, und die eingefallenen, oft weit aufgerissenen Augen starrten Miller selbst im Tod noch anklagend an. Die Schädel waren kahl geschoren, die Lippen über die zahnlosen Kiefer heruntergezogen, die Gesichtszüge zu Grimassen der Angst und des Leids verzerrt. Alte Männer. Frauen. Kinder.
    Es waren so viele, daß er nur mit Mühe einen Aufschrei unterdrücken konnte.
    8
    »Ich sage die Wahrheit! Sie müssen mir glauben. Ich weiß es nicht!« beharrte Medici. »Bitte!«
    Doch Seth versetzte ihm nur wieder eine Ohrfeige. Das war zwar weniger schmerzhaft als ein Faustschlag, aber dafür um so wirkungsvoller, als ließe sich Medicis Widerstand eher durch diese Verletzung seiner Würde brechen als durch die Zufügung körperlicher Schmerzen.
    »Wer hat Kardinal Pavelic entführt?« fragte Seth. »Allmählich verliere ich die Geduld. Wer hat den Kardinal entführt?«
    »Wenn ich das wüßte, hätte ich es Ihnen schon längst gesagt.«
    Diesmal schlug Seth Medici mit dem Handrücken ins Gesicht. Sein Kopf zuckte heftig zur Seite, und auf seiner Wange blieben rote Striemen zurück. Seths Gesicht war inzwischen so rot wie sein Haar, und seine ansonsten völlig ausdruckslosen Augen leuchteten in wilder Freude auf.
    Eiszapfen stand in einer Ecke der Küche des Bauernhauses, das sie gemietet hatten, und beobachtete die beiden.
    Sein Hauptaugenmerk galt vor allem zwei Dingen: Seths Verhörmethoden und Medicis Reaktionen darauf. Seth hatte Medici an

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