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Kunden verdammt ungemütlich werden können. Wieso also Ihre plötzlichen Bedenken? Wo liegt das Problem?«
»Ach, nichts...«, flüsterte Rosenberg.
»Was? Ich kann Sie kaum hören.«
»Schon gut. Es gibt keinerlei Probleme.«
»Warum haben Sie mich dann angerufen?«
»Meine Nerven... ich...«, stotterte Rosenberg.
»Ihre Nerven?« Der Geschäftsmann zog die Stirn in Falten. »Dieses Gespräch beginnt mich langsam zu langweilen, mein Bester.«
»Immerhin stehen beträchtliche Summen auf dem Spiel...«
»Das allerdings. Und fünfzehn Prozent davon stehen mir zu.«
»Die Risiken sind zu unabsehbar. Die Ware macht mir Angst. Die Kunden machen mir Angst. Von diesem Geschäft bekomme ich noch Magengeschwüre.«
»In diesem Fall kann ich Ihnen nur Kamillentee empfehlen. Was unsere Kunden betrifft, muß ich Ihnen übrigens durchaus recht geben. Jeder Verein, der auf dem schwarzen Markt Waffen im Wert von hundert Millionen Dollar einkauft, ist eindeutig mit Vorsicht zu genießen. Übrigens möchte ich nicht, daß Sie mich noch einmal anrufen. Ich will mit Ihnen nie mehr ein Geschäft abschließen. Sie machen mich nervös.«
5
Rosenberg legte auf und starrte auf seine zitternden Hände. Er konnte sich nicht erinnern, sich je so hilflos gefühlt zu haben und ertappte sich dabei, wie er seine letzte Zuflucht in dem Gedanken an Seth und Eiszapfen suchte. Sie würden diesem Spuk ein Ende bereiten.
Doch sein plötzlicher Stimmungsumschwung hielt keine fünf Sekunden an. Er war gerade im Begriff, sein geheimes Telefonierzimmer zu verlassen, als er abrupt stehen blieb. Seine Hand krampfte sich um den Türgriff. Wenn die Nacht-und-Nebel-Leute genug über seine Vergangenheit wußten, um ihn mit einem Totenkopf zu terrorisieren, wenn sie genug über sein gegenwärtiges Leben wußten, um diesen Totenkopf nicht nur auf sein Bett zu malen, sondern auch auf das seines Leibwächters, der ein Verhältnis mit seiner Frau hatte - wenn sie all das wußten, bestand dann nicht auch die Möglichkeit, daß sie auch über andere Geheimnisse in seinem Leben im Bild waren?
Wie zum Beispiel über dieses Telefonierzimmer?
Schaudernd wurde ihm bewußt, daß er in seiner Eile nicht überprüft hatte, ob das Telefon abgehört wurde, bevor er in Rio angerufen hatte. Hatte er die Nacht-und-Nebel-Leute versehentlich sogar erst auf die Lieferung aufmerksam gemacht, indem er zu verhindern versuchte, daß sie davon erfuhren? Voller Wut über sich selbst warf er die Tür hinter sich zu, schloß sie ab und eilte die Treppe hinunter.
6
Eine Fensterscheibe überträgt die Schwingungen einer Stimme.
In einem offenen Fenster des kleinen Hotels gegenüber von Rosenbergs Telefonierzimmer stand ein Ventilator, in den ein Mikrowellensender eingebaut war, der die durch Rosenbergs Stimme hervorgerufenen Schwingungen seines Bürofensters auffing. Ein weiteres Gerät wandelte diese Schwingungen wieder in verständliche akustische Signale um, die wiederum auf einem Tonband aufgezeichnet wurden. Dieses Tonband wurde jeden Abend abgehört.
Auch Rosenbergs Haus wurde mit einem solchen Mikrowellensender überwacht, ebenso wie das von Halloway und den anderen Mitgliedern der Gruppe. Sie konnten sich noch so oft vergewissern, daß ihre Telefone nicht angezapft und keine Wanzen in ihren Häusern versteckt worden waren. Jedes Wort, das sie sprachen, wurde mitgehört. Sie hatten keine Geheimnisse.
7
Wie gebannt starrte William Miller auf den braunen Umschlag, den ihm seine Sekretärin in sein Büro brachte.
»Das kam eben per Eilboten«, erklärte sie dazu. »Ich wollte die Sendung schon mit der anderen Post öffnen, aber dann sah ich den Vermerk >persönlich< - unterstrichen und mit einem Ausrufezeichen versehen! Daher wollte ich diesen Brief lieber Sie selbst öffnen lassen.«
Miller studierte den Umschlag eingehend. Er maß zwanzig auf dreißig Zentimeter und war mehrere Zentimeter dick. Ihm wurde plötzlich ganz heiß. »Besten Dank, Marge. Vermutlich handelt es sich nur um die Unterlagen für einen neuen Wettbewerb - oder die Bewerbung eines jungen Architekten, der bei uns einsteigen möchte.«
»Natürlich«, erwiderte Marge mit einem schalkhaften Blick. »Für einen Augenblick dachte ich allerdings schon, sie hätten sich irgendwelche Pornohefte zuschicken lassen, von denen Sie nicht wollen, daß Ihre Frau sie zu Gesicht bekommt.«
Miller rang sich ein Lachen ab. »Ich habe keine Ahnung, was in dem Umschlag sein könnte.«
»Wollen Sie ihn denn nicht
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