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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kann Ihnen nur immer wieder bestätigen, daß ich nichts darüber gehört habe, wer den Kardinal entführt hat. Meiner Meinung nach verfolgen Sie eine falsche Spur.«
    »In diesem Fall«, entgegnete Seth und breitete in einer großzügigen Geste die Hände aus, »möchte ich Sie von Experte zu Experte fragen, was Sie uns demnach vorschlagen würden.« Seine Worte klangen zwar respektvoll, aber sein Tonfall war von unverkennbarem Spott geprägt.
    Medicis Miene nahm einen verschwörerischen Ausdruck an. »Haben Sie schon mal ein Mitglied der Kirche selbst in Erwägung gezogen?«
    Seth wandte sich Eiszapfen zu.
    »Zumindest eine Möglichkeit«, erklärte Eiszapfen achselzuckend.
    »Na, ich weiß nicht«, meinte Seth.
    »Daß der Kardinal ein Opfer der Kirche geworden sein könnte?«
    »Nein, daß dieser Angeber die Wahrheit sagt.«
    »Das tue ich wirklich!« protestierte Medici.
    »Das werden wir gleich herausfinden.« Seth wandte sich wieder Eiszapfen zu. »Jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Besten Dank für Ihr etwas verspätetes Vertrauen.«
    »Man darf eben nichts unversucht lassen. Gewalt allein führt manchmal zu durchaus überzeugenden Lügen. Chemikalien fördern manchmal programmierte Antworten zutage. Unter Anwendung beider Methoden lassen sich jedoch die jeweiligen Schwachpunkte jeder einzelnen wirksam ausschalten.«
    »In diesem Fall«, erklärte Eiszapfen, »werde ich schon mal eine Spritze mit Sodiumamytal aufziehen. Platz gemacht, jetzt bin ich an der Reihe.«
    9
    Sie hatten Medici die Schlinge abgenommen, aber er war noch immer, halb bewußtlos in sich zusammengesunken, an den Stuhl gefesselt. Das Sodiumamytal hatte seine mentale Zensur ausgeschaltet, so daß Eiszapfen ihm nun Informationen entlocken konnte, die Medici selbst trotz heftigster Schmerzen nie preisgegeben hätte. Das Wahrheitsserum mußte jedoch so exakt dosiert werden, daß der Verhörte nicht völlig unzusammenhängend antwortete oder gänzlich das Bewußtsein verlor.
    Nun war also Eiszapfen an der Reihe, sich Medici vorzuknöpfen. Er hielt die fast leere Spritze noch immer in seiner Hand, als er Medici die entscheidende Frage stellte, die ihn von Australien über Kanada nach Italien geführt hatte. »Sagt Ihnen der Begriff >Nacht und Nebel< etwas?«
    Medici antwortete erst nach einer Weile. Er hatte Mühe, seine Zunge zu bewegen. »Ja - aus dem Krieg.«
    »Ganz richtig. Aus dem Zweiten Weltkrieg. Dabei handelte es sich um eine spezielle Einschüchterungstaktik der Nazis. Alle Gegner des Dritten Reiches riskierten, in Nacht und Nebel spurlos zu verschwinden.« Eiszapfen sprach betont langsam und deutlich. »Haben diese Nacht-und-Nebel-Aktionen wieder begonnen? Sind Ihnen irgend welche Gerüchte zu Ohren gekommen, daß es damit nun von neuem losgehen soll?«
    Medici schüttelte mechanisch den Kopf. »Keine Gerüchte. Kein Nacht und Nebel.«
    »Versuchen Sie sich zu erinnern. Ist irgend eine terroristische Gruppe an Sie herangetreten? Hat irgend jemand Informationen über Kardinal Pavelic bei Ihnen zu erhalten versucht? Hat jemand Sie beauftragt, den Kardinal observieren zu lassen?«
    »Niemand hat den Kardinal observieren lassen«, murmelte Medici. »Niemand hat sich über ihn erkundigt.«
    »Wer hat Ihrer Meinung nach den Kardinal entführt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum könnte er entführt worden sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Könnte ein Mitglied der Kirche dahinter stecken?«
    »Keine Ahnung.«
    Seth trat einen Schritt vor. »Die letzte Antwort finde ich außerordentlich interessant. Er weiß nicht, ob jemand aus der Kirche für die Entführung verantwortlich ist.«
    Eiszapfen .war klar, was Seth damit meinte. Vor vierzig Minuten hatte Medici ihnen vorgeschlagen, sie sollten ihre Nachforschungen in Kirchenkreisen anstellen. »Er hat diese Möglichkeit vorhin nur geäußert, um uns abzulenken. In Wirklichkeit weiß er tatsächlich nichts.«
    »Je länger ich es mir überlege, desto einleuchtender erscheint mir sein Vorschlag.«
    »Sie meinen, wir sollten uns mal die Kirche vornehmen? Warum nicht? Wir dürfen nichts unversucht lassen. Es ist durchaus möglich, daß irgendein Kirchenmitglied herausbekam, was der Kardinal wußte, und dieses Wissen an die Nacht-und-Nebel-Leute weiterleitete.«
    »Vielleicht gehört die Nacht-und-Nebel-Organisation sogar zur Kirche?«
    »Pavelic«, stieß Eiszapfen mit haßverzerrter Miene hervor. »Vierzig Jahre lang hat dieses Schwein unsere Väter unter seiner Knute gehabt. Er befand sich im Besitz ihrer

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