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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kriegsführer als er, wenn sie ein Mann wäre.«
    Belina nickte. »Aber wird sie eine gute Königin sein? Zum Königtum gehört mehr, als nur dazu gewählt zu werden. Die Umsetzung der Herrschaft ist Sache der Frauen. Da ist es am besten, wenn die Königin die kultischen Riten auszuüben vermag, aber ob Boudicca das kann, wissen wir nicht. Wir wissen nicht, wie viel sie von dem, was sie als Priesterschülerin lernte, behalten hat.«
    Lhiannon senkte den Blick. »Darüber haben wir nie gesprochen.«
    Allem Anschein nach kamen Boudicca und Prasutagos neuerdings sehr viel besser miteinander aus, aber sie schlief noch immer nicht mit ihm, obgleich das Kind mittlerweile abgestillt war. Wenn Boudicca die Macht nicht mit ihm teilte, konnte er dann wirklich regieren? Und war das überhaupt von Bedeutung, nun, da die eigentliche Macht bei Rom lag? Und welche Rolle bliebe Lhiannon, wenn Boudicca ihren Platz an der Seite ihres Mannes einnahm?
    »Und welche Aufträge aus Oakhalls hast du noch so im Gepäck?«, fragte sie.
    Belina zuckte mit den Schultern. »Von Helve, meinst du? Nun, Lugovalos ist unfähig, weshalb sie nun das Zepter führt. Ich soll Caratac so gut unterstützen wie nur möglich. Der Feldherr lässt seine Truppen schon viel zu weit nach Norden und Westen marschieren.«
    »Ist Mona bedroht?«, fragte Lhiannon erschrocken.
    »Er weiß, dass Mona die Hochburg der Druiden ist«, gab Belina zur Antwort. »Und er weiß, dass Mona mit das fruchtbarste Land in ganz Britannien hat und dass wir jeden unterstützen, der willens ist, zu kämpfen – mit unserem Korn oder unseren magischen Kräften. Er müsste wissen, dass seine Macht über Britannien nie gesichert sein wird, solange wir Druiden nicht aufgeben.«
    »Die Römer sind nicht dumm«, sagte Lhiannon langsam. »Aber Britannien ist eine große Insel. Wenn wir sie weiter verunsichern, kommen sie möglicherweise auf die Idee, dass es auf Dauer sinn- und zwecklos ist, Mittel und Männer zu verschwenden …«
    »Du hast nichts von deinem scharfen Verstand verloren.« Belina drückte sie herzlich an sich. »Ganz egal, wer nach der Amtseinweihung die Ehrenbezeigungen macht, ob ich oder Boudicca, du solltest auf jeden Fall dabei sein.« Die beiden Frauen blickten auf, als vom Feuer her, das vor der Hütte der Ratsversammlung loderte, lärmendes Treiben losbrach.
    »Ich werde dir meine Antwort geben, wenn der neue König feststeht«, sagte Lhiannon bedächtig.
    Die Menge strömte zum Feuer hin, und der Lärm schwoll an.
    »Prasutagos, Sohn der Hasel, Prasutagos, Sohn der Sonne, Prasutagos, Sohn des Pfluges, Prasutagos Ricon, der Icener-König!« Mit diesem Ausruf wurde der neue Hochkönig bekannt gemacht.

SECHZEHN
    »Dreh dich, meine Königin, und hebe den Arm.« Boudicca befolgte die Aufforderung, versuchte, ein Zucken zu unterdrücken, als die Federn des Pinsels sie berührten, mit dem die alte Frau eine Reihe von gewundenen Schnörkeln auf die Seite ihres Körpers malte. Ihr Atem ging langsam und gleichmäßig. Ihr Puls pochte im Gleichtakt mit dem dumpfen Vibrieren, das sie unter ihren Füßen spürte – dem Trommelschlag zum Beltane-Fest.
    Durch das grob gewebte Tuch, mit dem das Zelthaus der Frauen umspannt und abgedeckt war, schimmerten die Strahlen der untergehenden Sonne und streuten rötliche Lichtsprenkel über den grasigen Boden. Am Mittelpfosten hing die Maske der Weißen Stute, die Boudiccas Verwandlung später krönen würde. Durch die Tuchwände drang der Lärm des Fests eigenartig gedämpft, als wäre die Welt drinnen völlig abgeschnitten von der Welt draußen.
    So wie ich von meinem früheren Selbst, dachte Boudicca im Stillen, in Erwartung eines neuen Selbst …
    Um die langatmige Prozedur der Körperbemalung zu überstehen, hatte sie sich in einen dumpfen Dämmerzustand versetzt, wie sie es auf Mona erlernt hatte, und saß so reglos da wie das Bildnis, in das die Bemalung sie verwandelte. Auf ihrem nackten Rücken und Bauch prangten bereits ein rennender Hase und ein rennender Eber, ein Wolf und ein Adler, ein Widder, ein Bulle und ein Bär sowie ringsherum eine Fülle von Pferden – Totems, welche die einst in Britannien eingefallenen Kelten von den eroberten Völkern als magische Wesen übernommen hatten.
    Prasutagos würde in einem ringförmigen Erdwall, dem kultischen Mittelpunkt, die Segnungen der Druiden empfangen. Zuvor hatten die Druiden die königlichen Eide der versammelten Stammesführer bezeugt, die zur Amtseinführung des Königs

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