Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon
um mit Coventa für das Weiheritual zur Frau nach Avalon zu reisen.«
Boudicca nickte, erinnerte sich an ihre eigene Weihe durch Lhiannon und fragte sich, ob Helve wohl die gleiche magische Kraft vermitteln konnte. Auf der anderen Seite hatte Coventa magische Kräfte für zwei.
»Bevor sie ihr Gelübde ablegt, wollen wir sie noch zu einem Besuch bei ihrem Volk im Land der Briganten begleiten«, sagte Helve. »Bislang hatten wir eine ganz interessante Reise.«
Und bestimmt habt ihr allerlei Neuigkeiten im Gepäck …, dachte Boudicca bei sich. Wie es schien, war die Denkweise einer Hohepriesterin im Grunde gar nicht so verschieden von der einer Königin.
»Obwohl ich gesagt habe, dass mir der Besuch egal sei«, warf Coventa ein. »Niemand plant eine große Hochzeit für mich, und wenn, dann würde ich sie sowieso verweigern – obwohl deine beiden Mädchen ja wirklich süß sind; da könnte ich es mir glatt noch einmal überlegen.«
Boudicca lächelte. ›Süß‹ war nicht gerade der richtige Ausdruck für Rigana, aber ihre beiden Töchter hatten sich vor den Priesterinnen von ihrer besten Seite gezeigt, sodass diese jetzt, wie Boudicca befand, einen etwas verzerrten Eindruck hatten.
»Wir haben vor, die Reisezeit zu verkürzen und mit dem Schiff von der Nordküste eurer Länder weiterzufahren«, warf Helve ein. »Wir werden dann eine Zeit lang bei Königin Cartimandua in Briga bleiben, bevor wir uns wieder auf den Heimweg machen. Ich dachte, du würdest vielleicht gern mitkommen wollen, wenn dein Gemahl es erlaubt …«
»Oh, bitte, Boudicca, komm mit!«, bettelte Coventa. »Wir können nur eine Nacht hierbleiben, und eine Nacht ist viel zu kurz, um dir alles zu erzählen!«
»Ich weiß nicht«, sagte Boudicca unsicher. Argantilla war abgestillt, und an Kinderfrauen mangelte es den Mädchen sicherlich ebenfalls nicht. Aber seit Prasutagos Hochkönig war, hatte sie nie mehr als eine Nacht getrennt von ihm geschlafen, außer bei der Geburt von Argantilla und einmal noch eine Woche lang, als sie im Jahr zuvor schweres Fieber gehabt hatte. Ohne ihn an ihrer Seite schlief sie nicht gut.
Letzten Endes war es Prasutagos, der sie überredete mitzugehen, obgleich sie ihm anmerkte, dass ihm die damit verbundene Trennung ebenso wenig gefiel wie ihr. Aber sie hatten schon eine ganze Weile lang nicht mehr mit Cartimandua gesprochen, und da sich die westlichen Briganten im Jahr zuvor aufgelehnt hatten, war es wichtig geworden, zu wissen, wo sie und ihr Gemahl in Bezug auf Rom standen.
»So wie es auf unserer Hochzeit den Anschein hatte, ist Cartimandua dir wohl gewogen«, bemerkte der König trocken. Und da fiel Boudicca zum allerersten Mal auf, dass er die ganze Zeit gewusst hatte, wer sie damals dazu ermuntert hatte, auf ihrem Pferd Reißaus zu nehmen – die Königin der Briganten. Aber er hatte nie etwas davon gesagt. »Sie ist eine sehr gerissene Person, aber vielleicht spricht sie ja offen mit dir, wenn ihr einige Zeit zusammen verbringt.«
Dass Helve sie aus demselben Grund eingeladen hatte mitzukommen, fiel ihr jedoch erst auf, nachdem sie bereits eine Weile unterwegs waren.
Nach drei Tagen erreichten sie den kleinen Hafen an der Nordküste im Land der Icener. Dort taten sie zwei Boote auf, die sie mitnahmen. Und nach vier Tagen entlang der Küste erreichten sie schließlich die große Mündung.
Gleich an der Anlegestelle kauften sie rauhaarige Pferde, um flussaufwärts bis nach Lys Udra zu reiten, wo Königin Cartimandua zu Hause war.
»Natürlich sympathisiert man hier mit Caratac«, sagte die Königin. Ihre Ausdrucksweise war wie immer gewandt und geschliffen, so wie Boudicca es in Erinnerung hatte. Ihr schwarzes Haar glänzte in der Morgensonne. Coventa verbrachte die Woche bei der Familie ihres Bruders, während die Königin der Briganten den Rest der unerwarteten Gäste in ihrem Domizil am Fluss beherbergte. Das Land ringsum war wie geschaffen für die Landwirtschaft, allerdings erstreckten sich im Westen weite Sumpfgebiete und Berge, wo nur die Schäfer ihr Leben fristen konnten.
»Immerhin waren er und sein Bruder auf dem besten Wege, die meisten der südlichen Stämme zu vereinen, wären die Römer nicht gekommen.« Sie goss Wein in die rotbraunen samischen Tonbecher und reichte sie ihren Gästen. »Er ist zudem ein gut aussehender Mann, doch leider, leider dieser Frau vom Stamme der Ordovicer treu, die er obendrein geheiratet hat.« Sie lächelte.
Boudicca hob eine Braue. Hast du es etwa bei ihm
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