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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gestreiften Vorhänge, die ihre Bettstatt umgaben.
    »Du hast geschrien im Schlaf. Tut dir etwas weh?«
    »Ein Albtraum«, murmelte sie und wischte sich über die Augen. »Vergeht schon wieder«, log sie, denn sie wusste, an diesen Traum würde sie sich lange erinnern. Ihr jüngster Bruder Braci sowie Caratacs Bruder Epilios hatten sich im Jahr zuvor dem Aufstand angeschlossen. In ihrem Traum schienen die Britannier zu gewinnen. Wäre Lhiannon jetzt hier gewesen, dann hätte sie sie um eine Deutung gebeten. Hatte sie ihr diesen Traum geschickt? Und wenn ja, war er als Tadel oder als Warnung zu nehmen?
    »Komm her und küss den Albtraum weg.« Sie zog Prasutagos an sich, drückte ihren Körper fest an seinen, so wie sie es in den vergangenen zwei Jahren, seit sie wirklich seine Königin war, immer tat. Er schnüffelte, prustete neckend in ihren Hals und strich dabei mit einer Hand über ihre Brüste. Sie spürte seine wohlige Zufriedenheit und seine Lust. Warum hatte sie nur so lange gebraucht, um zu erkennen, dass Prasutagos am wortgewaltigsten war, wenn er schwieg?
    »Mama, Papa! Bogle hat einen Hasen gefangen!«
    Prasutagos wälzte sich weg, als die Vorhänge mit einem Ruck zur Seite gerissen wurden und ein rothaariger, verschwommener Fleck auf das Bett zwischen sie hüpfte. Boudicca blinzelte, streckte die Arme, um ihre Tochter irgendwie still zu halten.
    »Er hat ihn draußen auf der Heide gefangen und ihn mit nach Hause gebracht. Jetzt balgen sich die Welpen um ihn!«
    Boudicca wechselte einen verzweifelten Blick mit ihrem Gemahl. Der lachte, sprang aus dem Bett und tastete nach seiner Tunika, die er die Nacht zuvor kurzweg abgestreift hatte. Was bedeutet es, fragte sie sich, wenn das Totem deines Stammes von deinem eigenen Hund zur Strecke gebracht wird? Aber, so sagte sie sich, das musste ja zwangsläufig so kommen, wenn sie Bogle und seinen zahllosen Jungen erlaubten, die Heideländer zu durchstreifen, solange sie in der alten Festung ihres Vaters weilten.
    »Rigana! Rigana – ist das Kind bei euch?«
    Boudiccas Mutter kam herbeigeeilt, und Prasutagos zog und zupfte hastig an seiner Tunika herum, bis sie richtig saß.
    »Tut mir leid, meine Lieben, hat sie euch aufgeweckt?«, fragte ihre Mutter. »Sie rennt aber auch so schnell …«
    »Ja. Ist schon gut, Mutter«, sagte Boudicca. »Ich wollte sowieso gerade aufstehen.«
    »Ich dachte, ihr könntet …«, sagte die alte Frau, stockte und fuhr dann fort: »Der Schmied ist nämlich schon da mit den neuen Münzen, die der König genehmigen soll.« Anaveistl hatte den Tod ihres Mannes eigentlich ganz gut verkraftet, vergaß nur manchmal, dass sie nun nicht mehr Königin war.
    Boudicca nahm Rigana in den Arm, freute sich an ihrem stämmigen Körper und am blumigen Duft ihrer Haare. »Ist deine kleine Schwester schon wach, du kleiner Spross?« Die beiden Mädchen schliefen bei ihrer Großmutter und den Kindermädchen im Rundhaus nebenan, sodass Boudicca hören konnte, wenn eines von ihnen schrie.
    Wie gerufen kam Nessa durch die Tür, an der Hand Argantilla, die gerade angefangen hatte, ihre ersten wackeligen Schritte zu machen. Sie war ein sonniges kleines Wesen, im Gegensatz zu ihrer kupferroten und lebhaften Schwester goldblond und sanft. Lachend krabbelte sie ins Bett, um mit Rigana das morgendliche Kuscheln zu genießen, bevor die tägliche Pflicht die Eltern rief.
    Beim Frühstück unter den ausladenden Zweigen der Eiche ließen sie sich wie jeden Tag die neuesten Nachrichten überbringen und planten den Tag. An diesem Morgen gab es die neuen Silbermünzen zu begutachten – sie zeigten auf einer Seite das Bild des Kaisers im römischen Stil, auf der anderen die Prägung Subri Esuprasto Esico Fecit mit dem Pferdetotem der Icener. Viel zu viele dieser Münzen würden sie als Steuergeld an die Römer abführen müssen. Weitere davon mussten an Stammesführer bezahlt werden, die von ihren Stämmen Erzeugnisse und Güter eintrieben, um den endlosen Bedarf der Römer an Vorräten und Material zu decken.
    Esico, der Münzschmied, ein kleiner, dunkler Mann mit Zahnlücken und einer selbstsicheren Ausstrahlung, die von seinem fachlichen Können rührte, wurde immer gebraucht, egal, wer gerade an der Macht war. Durch ihn erfuhren sie auch stets die neuesten Nachrichten. An diesem Morgen war die erste Neuigkeit die, dass der römische Befehlshaber die Zwanzigste Legion aus Camulodunon verlagerte, und zwar an einen Ort im oberen Teil der Sabrina-Bucht, von wo aus sie

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