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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bislang so, dachte sie gramvoll. Als Töchter des Hochkönigs aufzuwachsen hatte beiden Kindern eine innere Reife gegeben, die ihrem Alter voraus war.
    In jener Nacht jedoch klang das alberne Gekicher, das aus der Hütte drang, wo die Mädchen eigentlich längst schlafen sollten, ziemlich altersgemäß. Boudicca lag wach, erinnerte sich daran, wie Prasutagos damals in der Nacht zu ihr gekommen war, berührte sich so, wie er es getan hatte, stellte sich vor, er läge jetzt neben ihr. Seit er krank war, hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen. Es war ihr nie bewusst gewesen, wie sehr sie die Geborgenheit brauchte, die sie in seinen Armen fand.
    Kurz vor Morgengrauen standen sie auf und folgten der Priesterin, die die Heilige Quelle pflegte, den Pfad hinab. In den Händen hielten sie flackernde Binsenlichter, die einen matten Schimmer warfen. Als sie angekommen waren, steckten sie die Lichter um den Teich und warteten.
    Boudiccas Hände waren an die ihrer Töchter gebunden. Als sie vortraten, versperrte die Priesterin ihnen den Weg.
    »Wer kommt zur Heiligen Quelle?«
    »Ich bin Boudicca, Tochter der Anaveistl, und das sind meine Töchter Rigana und Argantilla. In all den Jahren, da sie herangewachsen sind, habe ich sie geschützt und genährt. Es ist mein Recht, nun bei ihnen zu sein.«
    »Die Kinder, die du gehätschelt und genährt hast, gibt es nicht mehr«, sagte die Priesterin. »Denn nun fließt ihr eigenes Blut rot mit dem Mondenlauf. Auf dieser Reise, die sie nun beginnen, müssen sie alleine gehen.«
    Sie wandte sich an die Mädchen: »Rigana, Argantilla, die Göttin hat euch gerufen, euer Frausein anzunehmen. Seid ihr willens, euch von eurer Mutter zu lösen und dem Ruf zu folgen?«
    »Ja«, antworteten sie im Chor.
    Darauf wandte sich die Priesterin an Boudicca. »Und bist du willens, sie loszulassen?«
    Boudicca stimmte ihr zu, auch wenn ihr Herz schrie: »Nein! Sie sind doch noch Kinder. Es ist zu früh!« Aber das Ritual hatte seine eigene Bewegkraft, es verflog, wie all die Jahre mit ihren Töchtern, und trug sie mit sich.
    »Dann zerschneide ich jetzt die Bänder, mit denen ihr verbunden seid. Von jetzt an sollt ihr eure eigenen Wege gehen.« Und mit einem kleinen sichelförmigen Messer durchtrennte die Priesterin die Bänder.
    Als die Bänder sich lösten, spürte Boudicca, wie eine weitere Verbindung abriss, derer sie sich bis zu diesem Augenblick gar nicht bewusst gewesen war. Ich hätte nicht gleich alle beide zur Weihe führen sollen, dachte sie verzweifelt. Ich bin nicht so weit, meine kleinen Mädchen auf einmal loszulassen!
    Dann waren Catuera und ihre Mutter an der Reihe. Boudicca sah zu, wie sie das gleiche Zeremoniell durchliefen, und war sich schmerzlich darüber bewusst, dass sie hier nur mehr eine bezeugende Rolle spielte.
    Drei der jüngeren Frauen hatten ihre Kleider abgestreift und halfen auch den Mädchen beim Ausziehen, bevor sie sie zum Teich geleiteten. Boudicca sah die Gänsehaut auf ihrer Haut und zuckte vor Mitgefühl zusammen. Selbst mitten im Frühling war die Luft zu dieser frühen Stunde frostig, und das Wasser war ohnehin immer kalt.
    Im Wind der Morgendämmerung flatterten Stoffbänder von den Zweigen, alte und ein paar neue. Dasjenige Band, das sie vor so vielen Jahren hier festgebunden hatte, war, so dachte sie, mittlerweile bestimmt zu Staub zerfallen – wie die Leiche ihres Sohnes. Doch das Bildnis der Göttin war noch da – oder war es nur ein anderes, was dem alten nachgebildet worden war? Boudicca stellte sich eine ganze Folge solcher Standbilder vor, eines ersetzte ein anderes, sobald es verfallen war – so wie die neue Generation von Töchtern an der Heiligen Quelle den einstigen Platz ihrer Mütter einnahm.
    »Nun lasset das Wasser forttragen alle Flecken und allen Schmutz …«, sangen die jungen Frauen, schöpften Wasser und gössen es über die Mädchen. »Es soll lösen alles, das euch gebunden hat, und fortwaschen alles, was euer wahres Selbst verborgen hielt … Fühlt, wie das Wasser eure Körper berührt, und erinnert euch an die Wasser, aus denen ihr geboren seid.«
    Die Mädchen, ein rothaariges, ein schwarzhaariges und ein hellhaariges, drehten sich um, um die Segnung zu erhalten. Im flackernden Licht glänzten ihre Körper wie Elfenbein, funkelten, wo das Wasser kleine Kräusel auf die gerundeten Formen zeichnete. Boudicca hielt den Atem an voll Staunen über die Schönheit der knospenden Brüste und die wohlgeformten, schlanken Schenkel. An

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