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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu folgen sowie dem Nachhall der britannischen Leier, die den Worten Bedeutung eingab. Die ihr bereits als Mitgift übergebenen Felder blieben in ihrem Besitz, doch die Besitztümer des Königs wurden zwischen seinen Töchtern und dem Kaiser aufgeteilt. Während Calvus am Ende noch einmal alles verlas, hörte Prasutagos zu, seine Züge von jener eisernen Entschlossenheit erfüllt, die Boudicca so gut an ihm kannte.
    »Nach dem römischen Gesetz ist es üblich, dass die Frau aus ihrer Herkunftsfamilie erbt, nicht aus der ihres Gemahls«, sagte der Advokat sich rechtfertigend, als die Verlesung beendet war. »Der Mann übergibt seine Güter an seine Kinder. Die Töchter können erben, wenn es keine Söhne gibt.«
    »Aber – was ist mit dem Kaiser?«, wollte Boudicca wissen.
    Calvus errötete leicht und sah weg. »Du weißt vermutlich, dass es Männer gibt … neben dem Kaiser, die eine große Macht ausüben …«
    Boudicca nickte. Seneca und die anderen alten Männer, die als maßgebliche Erzieher des späteren Kaisers walteten, hatten einige Jahre zuvor Britanniens Reichtümer geplündert.
    »Wir glauben, dass deine Töchter es nicht wagen werden, diesen Willen anzufechten, wenn sie zusammen mit Kaiser Nero als Erben eingesetzt sind. Dies war der einzig gangbare rechtmäßige Weg …« Seine Worte verstummten. Für Boudicca sah er immer noch so aus, als denke er, sie wolle ihn fressen. Sie wandte sich an ihren Gemahl.
    »Mein Lieber, ist das alles tatsächlich zu deinen Wünschen?«
    »Mein Wunsch ist, zu leben«, schnaufte er. »Aber wenn ich das nicht kann … dann ist dies mein Wille. Ich bitte den Rat zu bestätigen … dass du herrschen sollst.«
    »Bis Rigana alt genug ist und sich einen Mann nimmt«, fügte Bituitos an. »Cartimandua haben die Römer unterstützt, weil sie ihnen diente, aber an sich gefällt es ihnen nicht, wenn Königinnen herrschen.«
    Prasutagos hatte die Augen geschlossen. Brangenos, der für einen so großen Mann, wie er es war, die bemerkenswerte Gabe hatte, im Hintergrund zu verschwinden, erhob sich nun. Und der Römer, der ihn bis dahin offenbar gar nicht bemerkt hatte, fuhr augenblicklich zusammen.
    »Der König hat seine Kräfte erschöpft … er muss jetzt schlafen.« Im Stirnrunzeln des Druiden war eine klare Aufforderung zu lesen.
    Calvus raffte hastig seine Sachen zusammen und wurde von Crispus hinausgeleitet. Bituitos folgte ihm. Boudicca aber blieb. Ihr trotzender Blick traf auf das Mitgefühl in den Augen des Druiden, der sich vor Prasutagos verbeugte. Als er gegangen war, stand Boudicca da, stierte ungläubig hinab auf ihren reglosen Mann, prägte sich den Bogen seiner Nase und die Linien seiner Brauen ein, zwischen denen eine kleine Falte war – als leide er sogar im Schlaf noch Schmerzen. Sein Schnurrbart war inzwischen gänzlich silbern.
    Das Bild verschwamm vor ihren Augen, und sie sank neben dem Bett auf die Knie, weinte lautlos. Lange, ganz lange, kniete sie so da, bis sie irgendwann plötzlich eine Hand auf ihrem Haar spürte, aufschreckte und versuchte, ihre Augen zu trocknen.
    »Weine ruhig weiter«, stieß er hervor. »Die Götter wissen, wie oft auch ich geweint habe. Es ist nicht leicht für mich zu gehen, glaube mir, so wie es dir nicht leichter fällt, hierzubleiben.«
    »Ich weiß!« Sie wischte noch mehr Tränen fort. »War es nicht auch schlimmer für dich, als deine erste Frau verstarb? Und du hast nur ein Jahr mit ihr verbracht. Du und ich, wir waren mein halbes Leben miteinander verbunden, und jetzt lässt du mich allein!«
    Prasutagos schloss die Augen. Boudicca hielt den Atem an, entsetzt von ihren eigenen Worten. Sie hatten nie von seiner ersten Frau gesprochen. Welcher Wahnsinn hatte sie geritten, sie ausgerechnet jetzt zu erwähnen?
    »Als sie starb … weinte ich, weil ich sie nicht retten konnte«, flüsterte er schließlich. »Jetzt weine ich … weil ich nicht mehr fähig sein werde, dich zu beschützen …«
    Boudicca genoss es, den Pfad hinunter zum Pferdepferch zu gehen, nachdem Brangenos sie gedrängt hatte, Prasutagos allein zu lassen und frische Luft zu schöpfen. Erst jetzt ließ sie sich hinreißen, ihren Tränen freien Lauf zu lassen. Bogle und die anderen Hunde folgten ihr ungewohnt stumm, als ob sie ihre Stimmung fühlten. Der Nachmittag klang langsam aus. Die graue Stute kam an den Zaun, drückte sich an ihre Schulter, heischte nach Liebkosung. Boudicca legte die Arme um den starken Hals des Tieres und vergrub ihr Gesicht in der

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