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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schlugen sich mit den erbeuteten Nahrungsmitteln die Bäuche voll und betranken sich mit dem erbeuteten Wein. »Bald werden wir gegen die Römer kämpfen.«
    »Ach ja? Und was haben wir die ganze Zeit über getan, seit dem vergangenen Mondumlauf?« Rigana sprang auf und sah sich mit einem Lachen um.
    »Ein Blutbad angerichtet«, sagte Boudicca ergrimmt. »Wir haben drei Städte zerstört, von denen keine einzige von Soldaten verteidigt wurde. Die Legionen sind eine andere Sache. Wenn es so weit ist, dann will ich euch nicht in der Schlacht dabeihaben. Du und Argantilla werdet im Wagen bleiben.«
    »Du willst was?« Riganas Augen funkelten. »Und was gibt dir das Recht, uns zu bevormunden, uns unseren freien Willen abzusprechen, den sonst jeder hier hat?«
    »Ihr seid Kinder«, sagte Boudicca.
    »Die Römer sehen das anders«, maulte Argantilla.
    »Wir sind Frauen! Erinnere dich – die Nabelschnur wurde an der Heiligen Quelle zertrennt«, rief Rigana. »Wenn wir alt genug sind, der Gefahr des Todes im Kindsbett ins Auge zu sehen, dann sind wir auch alt genug, uns dieser Gefahr in der Schlacht zu stellen!«
    »Was meinst du?« Boudicca sah ihre beiden Kinder besorgt an. »Hat euch dieses Geziefer ein Kind angehängt?«
    Rigana fixierte ihre Mutter mit einem funkelnden, bitteren Blick. »Nein, Mutter. Unser Monatsblut fließt noch, und meines wird das auch weiterhin tun, denn ich sehe keinen Grund, jemals einen Mann zu wollen. Aber falls es dir entgangen sein sollte – seit zwei Wochen teilt sich deine kleine Tilla ihre Decke mit Caw. Du hast wirklich keine Augen im Kopf!«
    Die Röte, die über Argantillas helle Haut flog, als sie ihre Schwester anblitzte, sagte Boudicca alles.
    »Du nimmst Leben«, sagte ihre jüngere Tochter mit Blick auf ihre Mutter. »Und ich schenke es lieber. Ich habe Caw geliebt, seit wir Kinder waren, und als ich weinte, weil diese römischen Schweine mich geschändet hatten, hat er mich getröstet. Als seine Arme mich umschlangen, war ich vollkommen und ganz.«
    Boudicca sah sie hilflos an, geschüttelt von einer Welle der Sehnsucht, da sie sich erinnerte, wie vollkommen auch sie sich in Prasutagos’ Armen gefühlt hatte. Wenn Argantilla nun eine solche Liebe gefunden hatte, dann wollte sie ihr die nicht nehmen. Oder könnte sie das überhaupt?
    »Du bist eine königliche Frau der Icener«, sagte sie matt. »Wir heiraten nicht aus einer Laune heraus …«
    Aber Rigana lachte. »Höre ich dort draußen etwa nur Icener? Wenn du die Römer bekämpft hat, dann wirst du Herrin von Britannien sein oder von gar nichts. Wenn wir siegen, dann wird kein Stammesführer deinen Willen durchkreuzen. Und wenn wir verlieren, dann wird dein Wille keine Rolle mehr spielen.«
    »Ich bin deine Tochter …« Argantilla richtete sich auf und wischte ihre Tränen fort. »Wenn du ein Heer führen kannst, dann kann ich mir wenigstens meinen eigenen Mann aussuchen. Und ich schwöre dir, dass ich nie einen anderen haben werde – wenn du also willst, dass die Linie des Prasutagos weiter besteht, dann wirst du meinen Willen anerkennen!«
    »Wenn wir die Römer besiegt haben, dann sprechen wir noch einmal darüber«, sagte Boudicca gebieterisch – aber ihre Töchter lächelten.

ACHTUNDZWANZIG
    Beim Blick über die Felder hätte man meinen können, im Land herrsche Frieden. Die sprießenden Weizen- und Gerstenköpfe bogen die Halme, warteten auf die Ernte. Auf den Feldern, die nach Süden gingen, waren die Schnitter bereits bei der Arbeit, und die Klingen ihrer Sensen blitzten in der Sommersonne. Genau so würden die Schwerter blitzen, wenn die Zeit reif war und die Morrigan ihre Ernte einholte, dachte Lhiannon erbittert, während sie an den Feldern vorbeiritt. Hin und wieder hob ein Schnitter den Kopf und wandte sich dann wieder mit stetigem Gleichmut seiner Arbeit zu, so wie es seine Väter vor ihm getan hatten, lange bevor die Druiden in das Land gekommen waren.
    Und wie sie es tun werden, wenn auch wir nur noch Erinnerung sind, sinnierte sie und trieb ihr Pferd an.
    Es ging die Rede, dass die Soldaten der Zweiten Legion sich noch immer hinter den Mauern bei Isca verschanzt hielten. Die Straße, über die sie hätten kommen sollen, um den Feldherrn zu unterstützen, brachte Lhiannon schneller voran, als sie gedacht hätte – nur ihr Herz schlug noch schneller. Auf ihrem Weg durch das Mittelland Britanniens hörte sie auf den Gehöften, wo sie Rast einlegte, allerlei Gemunkel über die Zerstörung von

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