Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
auf Fleisch traf. Und dort, wo sie kreischend niederstieß, taumelten die Männer und fielen – reihenweise, ohne Ende. Ihre Sinne schwanden und gingen unter in einer roten Flut von rasendem Rausch.
    Die Erde bebte, jeder Stoß wie ein Hammerschlag in ihrem Schädel. Lhiannon wimmerte, spürte, wie ein starker Arm sie hochhob, wie Wasser ihre Lippen benetzte, und sie trank und trank. Der Schmerz ließ ein wenig nach, sie strengte sich an, klar zu sehen. Die Bäume schwankten, und ihre Augen fielen wieder zu.
    »Lhiannon, kannst du mich hören?«
    Das war Ardanos’ Stimme. Das Kriegsgeschrei war verstummt. Stattdessen hörte sie ein hölzernes Knarren und Hufgeklapper. Langsam dämmerte ihr, dass sie in einem Wagen saß, der irgendwo fernab des Schlachtfelds über einen von Spurrillen zerfurchten Weg schlingerte.
    »Ardanos …«, wisperte sie und tastete nach seiner Hand.
    »Den Göttern sei Dank!« Der Schmerz, den sie fühlte, als er ihre Hand drückte, lenkte sie von dem pochenden Schmerz in ihrem Kopf ab.
    »Römische Sandalen trampeln durch meinen Schädel«, sagte sie.
    »Kein Wunder«, antwortete er knurrend. »Die haben uns durch das ganze Gebiet der Cantiacer verfolgt.«
    »Wir haben also verloren«, sagte Lhiannon und meinte dies nicht als Frage.
    »Nun, immerhin sind wir noch am Leben«, erwiderte Ardanos, um sie etwas aufzuheitern. »Alles in allem würde ich es als Sieg betrachten. Aber wir haben die Hälfte unserer Krieger auf dem Schlachtfeld verloren. Sie haben tapfer gekämpft, doch die Römer waren in der Überzahl … und überlegener«, fügte er bitter hinzu. »Wir sind auf dem Rückzug. Dass wir überhaupt so weit vorgestoßen sind, lag nur daran, dass der römische Befehlshaber Plautius sich aufgehalten hatte. Er hat Durovernon geplündert, niedergebrannt und seine Stellungen dort verschanzt. Caratac hat zwar die Hälfte seines Heeres verloren, aber mittlerweile haben wir weitere Krieger auf unserer Seite. Er hat vor, auf der anderen Seite des Middle River Stellung zu beziehen. Bitte die Götter, dass es ihm gelingt, denn wir sind fast da, und ich bin dankbar, dass du wieder bei dir bist. Ich war nämlich nicht sonderlich erpicht darauf, dich wie einen Sack Proviant zu schultern und durch den Fluss zu tragen.«
    »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Drei ewig lange Tage hast du nur dagelegen und vor dich hin gestöhnt! Verdammt noch mal, von welchen Geistern warst du bloß besessen, um so davonzufliegen? Ich hatte Angst um dich …« Ardanos schluckte schwer und fügte dann so leise hinzu, dass sie ihn kaum hören konnte: »Ich wusste nicht einmal, ob du überhaupt je wieder zu mir zurückkehren würdest …«
    Lhiannon schaffte es, die Augen aufzuschlagen, und fühlte, wie seine Worte ihr Herz höher schlagen ließen. Just in diesem Augenblick sah er weg, aber sie spürte eine innere Wärme, die sie den Schmerz vergessen machte.
    »Besessen … ja, das war ich. Ich war ein Rabe … wie ich sie gehasst habe … das war das Einzige, was ich tun konnte.«
    »Tu das nie wieder«, brummte er. »Ich bin sicher, einige der Opfer hast du zu verantworten – aber gleich gegen solche Heerscharen zu kämpfen?« Er schüttelte den Kopf. »Bei klarem Verstand kannst du viel mehr ausrichten.«
    Sie zuckte zusammen, als irgendwo in der Ferne ein Rabe krächzte. »Ich werde es versuchen«, stimmte sie bei. »Raben mag ich jetzt nämlich nicht mehr so gern.«
    Ardanos seufzte und drückte sie sanft an seine Brust. »Die Raben sind die eigentlichen Sieger. Es kümmert sie nicht, an wessen Fleisch sie sich laben.«
    »Rückzug! Die Batavier haben den Fluss überquert – Rückzug!«
    Bei all dem Lärm und Geschrei konnte Lhiannon den Ruf kaum vernehmen. Sie starrte über die breite, graue Strömung der Tamesa, versuchte, etwas zu erkennen.
    »Verdammte Mistkerle! Nicht schon wieder!«, fluchte Cunitor.
    Zwei Wochen zuvor hatten die batavischen Hilfstruppen der römischen Legionen eine Furt im Middle River durchquert und Caratac überrumpelt. Jetzt konnten sie nur noch hoffen, dass sich die Durotriger und Belgen unter Tancoric und Maglorios gegen die römische Streitmacht, die in Verics Gebieten angelandet war, besser geschlagen hatten.
    Doch der Middle River war ein kleiner Fluss, die Tamesa hingegen so breit wie ein Weideland, ein sich langsam windendes, zinnernes Band unter einem grauen Himmel. Keiner hatte geglaubt, dass die Batavier je so weit vorstoßen könnten. Es war wie ein Albtraum, der sich in einem

Weitere Kostenlose Bücher