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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht so ertragreich wie die im Land der Trinovanten, aber wir können unser Volk in den meisten Jahren ernähren. Wenn der Winter streng war, haben wir mit Überschwemmungen zu kämpfen und können von Glück sagen, wenn wir überhaupt eine Ernte einfahren.«
    »Verstehe«, sagte er ruhig. »Aber genau dann kommt es euch zugute, Teil des Römischen Reiches zu sein. Wir können euch Anleihen gewähren, um harte Zeiten zu überbrücken. Und sobald ihr wieder einen Überschuss habt, zahlt ihr sie zurück. Und ihr braucht auch nicht mehr bangen, dass ein anderer Stamm, dessen Ernte ausgeblieben ist, euch die eure streitig zu machen versucht. Vespasian hat bereits viele Festungen eingenommen«, fuhr er fort. »Bald wird auch der ganze Westen erobert sein.«
    Sie hätte das selbstgefällige Lächeln um seinen Mund am liebsten übersehen, doch leider war das, was er sagte, nur allzu wahr. Göttin, bewahre Lhiannon vor Leid!, dachte sie. Aber eine Priesterin würde man sicherlich aus dem Krieg heraushalten. Sie ging ein Stück weiter die Böschung entlang, und er folgte ihr.
    »Du sprichst unsere Sprache sehr gut«, bemerkte sie, als sie an den mächtigen Stützpfeilern der Pforte angekommen waren.
    »Der Kaiser hat mich dem jungen Cogidumnos als Gefährte zur Seite gestellt, als er nach Rom kam. Und während ich ihm unsere Sprache beigebracht habe, habe ich auch seine gelernt. Claudius selbst hat die Sprache in seiner Jugendzeit in Gallien gelernt«, antwortete er.
    Wie lange hatte der Kaiser die Eroberung Britanniens wohl geplant? Und hatte ihr Kampf, die Angriffe abzuwehren, je eine Aussicht auf Erfolg gehabt? Sie holte tief Luft. »Die Sprache der Leute zu sprechen, mit denen man zu tun hat, ist immer sehr nützlich. Ich habe mir schon oft überlegt, dass es sinnvoll wäre, jemanden hier zu haben, der uns in der lateinischen Sprache unterrichten könnte.«
    »Sehr klug. Als Bürger des Römischen Reiches werdet ihr alle die Sprache ohnehin können müssen, obgleich es noch sehr viele gibt, die das Griechische für die einzig zivilisierte Sprache halten.«
    Boudicca ärgerte sich über die unterschwellige Überlegenheit, die in Pollios Worten mitschwang. Doch da sah sie Reiter den Weg heraufkommen und erkannte Prasutagos, der vorweg ritt. Und selbst auf die Entfernung spürte sie, wie angetan sie war von seiner stolzen Gelassenheit, mit der er sein Pferd lenkte. Wir sind nun nicht einmal ein Jahr zusammen, dachte sie verwundert. Habe ich mich bereits so sehr an ihn gewöhnt? Vielleicht empfand sie ja so, weil sie sein Kind unter dem Herzen trug.
    Sie winkte, dankbar für die Rettung aus ihrer bedrängten Lage, während Prasutagos ihnen in kurzem Galopp entgegenritt.

ELF
    Lhiannon sah durch den Schein des Feuers zu Ardanos hinüber; ihre Stimmen vereinten sich im feierlichen Gesang, während die Rauchsäule gen Himmel stieg. Die irdenen Schutzwälle um die Grabhügel der verstorbenen Ahnen waren von Gras bedeckt und mit den Jahren ausgewaschen. Hier oben, auf der Hügelspitze jenseits des südlichen Tals in der Festung des Königs Tancoric, hatten sie Zuflucht vor den Römern genommen. Männer vom Stamme der Durotriger waren eifrig dabei, kübelweise Erde und Steine die Hänge hinaufzuschleppen, um die alten Verteidigungswehre zu verstärken, erbaut von Menschen, deren Namen längst im Grau der Vorzeit entschwunden waren.
    Es war die Zeit der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, in Friedenstagen immer die Zeit, um das Land für eine reiche Ernte zu bestellen. Dieses Jahr jedoch würde das Blut der Menschen die Felder tränken. Durch den heißen Dunstschleier sah sie Ardanos an, dessen Züge wie immer während eines Rituals gesammelt und ernst waren. Ob er diese Züge auch beim Liebesakt hätte … Sie versuchte, das Bild aus ihrem Kopf zu vertreiben, doch das Band zwischen ihnen war so innig, dass er ihre Gedanken spürte. Und als sich ihre Blicke begegneten, erbebte ihr ganzer Körper vor Begier, die sie augenblicklich zu unterdrücken suchte.
    Im Kreis standen sie um das Feuer herum, und als sie sich mit dem Lauf der Sonne zu bewegen begannen, gab Lhiannon ihrem inneren Gefühl nach, ließ die Energie wachsen und durch ihre linke Hand fließen, damit sie überging auf die Druiden und Dorfpriester, die zu diesem Ritual gerufen hatten.
     
    Gleichheit von Tag und Nacht,
    Gleichpunkt von Dunkel und Hell -
    Es ist der Tag, es ist die Stunde,
    die Absicht zu entfalten, die Energie zu stärken.
    Um dem Vorstoß der Römer nach

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