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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erzählt er mir das? Aber sie selbst hatte ihm ja auch erzählt, dass sie und Prasutagos getrennt lebten. Und sie hatte gehört, dass Scheidungen unter den Römern gang und gäbe waren. Vielleicht betrachtete er ihren ehelichen Status ja gar nicht als Hindernis. Sie blickte ihn flüchtig an, nahm ihn zum ersten Mal als ansehnlichen Mann wahr, der ihre Gesellschaft sichtlich genoss. Als hätte er ihren Blick gespürt, drehte er sich zu ihr hin, und sie sah wieder weg.
    Die Pferde wurden langsamer, als sie durch die Wälder ritten, spürten die Zerstreutheit ihrer Reiter. Pollio streckte die Hand nach ihr aus.
    »Boudicca, du bist wie eine Flamme mitten im Schnee. Das dachte ich, als ich dich zum ersten Mal sah und du geleuchtet hast wie eine Fackel im blauroten Schein des kaiserlichen Zelts. Aber damals warst du noch ein Kind. Jetzt bist du eine Frau, eine wunderbare!«
    Ja, in der Zwischenzeit hatte sie ein Kind geboren und es wieder verloren. Wenn es das war, was Fraulichkeit ausmachte, dann fragte sie sich, wie die Menschheit überhaupt überdauern konnte. Und wie konnte sie eine Flamme sein, wenn sie sich tief innen wie zu Eis gefroren fühlte?
    Oder brannte da doch eine? Pollio hatte sich den Handschuh abgestreift und schob die Finger nun unter den wollenen Fäustling, in dem ihre Hand steckte. Die Berührung war überraschend vertraut. Sie fühlte, wie ihr Blut in Wallung geriet, als hätte er seine Hand unter ihr Unterkleid geschoben.
    »Du bist eine Prinzessin deines Volkes, so wie ich ein Herr des meinen bin. Zusammen könnten wir viel für dieses Land tun …«
    Die Pferde standen nun still. Sie zitterte, als er anfing, kleine Kreise in die empfindsame Mitte ihres Handtellers zu malen.
    »Ich habe von dir geträumt, meine Liebe«, sagte er sanft. »Süß und reif warst du, wie einer der Äpfel, die wir in den südlichen Ländern anbauen. Ich träume davon, diese Süße zu schmecken, so wie ich davon träume, mich an deinem Feuer zu wärmen. Geliebte Boudicca, du schönste aller Frauen, nimm mich in dein Heim …«
    Bogle bellte, aber das Gebell schien sehr weit weg. Pollio beugte sich vor, streckte den anderen Arm nach ihr aus, um sie an sich zu ziehen, und sie öffnete die Lippen in sehnsuchtsvoller Erwartung seines Kusses.
    Und der Hund, der fröhlich jaulte, sprang unter den Bäuchen der Pferde wie wild auf und ab, was diese wiederum aufscheuchte – Pollios Pferd bockte, schlug aus, und die rote Stute scheute.
    Boudicca griff in die Mähne, suchte Halt, um nicht herunterzufallen. Pollio war halb vom Pferd gerutscht, fluchte, als er versuchte, die Zügel wieder zu fassen zu bekommen. Und Bogle, der offenbar glaubte, endlich einen Spielkameraden gefunden zu haben, sprang hin und her, wich den Hufen aus, sauste auf und ab und bellte in einem Ton, der sagen wollte: »Da kommt jemand, seht nur, seht doch!«
    Sie richtete sich auf, blinzelte gegen das gleißende Licht der Sonne im Schnee und sah eine Gruppe Reiter nahen. Ein großer Mann auf einem großen Pferd führte sie an. Boudicca schwante, wer da kam. Sie drückte sich fest in den Sattel, zwang ihr pochendes Herz zur Ruhe.
    Bis Prasutagos vor ihnen stand, hatte auch Pollio sein Pferd wieder im Griff. Er nickte und verneigte sich leicht eingeschüchtert. »Sei gegrüßt, mein Herr.«
    Boudicca beobachtete die beiden, halb amüsiert, halb verwirrt. Wie lange war Prasutagos schon in Sichtweite gewesen, ehe Bogle die Reiter bemerkt und zu bellen angefangen hatte? Und was genau hatte er auf diese Entfernung sehen können?
    Gab es überhaupt etwas zu sehen? Ich würde diesem Römer doch nicht ernsthaft erlaubt haben, mich zu küssen? Sie hatte keine Gefühle mehr für Prasutagos, aber neben ihm sah Pollio … ja, klein sah er aus.
    »Ein kalter Tag, um auszureiten«, bemerkte der König. »So einen Schneesturm haben wir nicht oft.« Er wandte sich an Boudicca. »Ich war auf Corics Gehöft in der Nähe des Hafens. Ein Dach auf einem seiner Nebengebäude brach unter der Last des Schnees ein. Und da dachte ich, ich schau mal vorbei und sehe auch hier nach dem Rechten.«
    Das war durchaus vernünftig gedacht. Ramshill war bei ihrer Ankunft in einem leicht verfallenen Zustand gewesen. Und sie wusste, dass Prasutagos während der vergangenen sechs Monate die meiste Zeit damit zugebracht hatte, von einem Gehöft zum nächsten zu reiten. Um die Bande zwischen König und Volk zu stärken, hieß es. Aber es war auch denkbar, dass ihm das Leben in Eponadunon ebenfalls

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