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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wehte ein eisiger Windstoß herein, der Boudicca schauern ließ. Der Luftzug verfing sich in den Tierhäuten und Wollteppichen, mit denen die Innenseite der Hauswände verkleidet war. Die Rauchglocke zog damit zwar durch das Strohdach ab, gleichzeitig aber strömte kalte Luft von oben nach.
    Temella brachte weitere Tierhäute und Decken. Bituitos und Eoc rollten sich darin ein und legten sich neben das Feuer, wo bereits Bogle lag und schnarchte, den dicken Kopf auf einen Knochen gelegt. Gewöhnlich teilten sich Temella und Boudicca bei dieser Kälte ein Bett, heute aber machte sich das Mädchen in der abgeteilten Nische, die zuvor die alte Nessa für sich allein gehabt hatte, sein eigenes Nachtlager zurecht. Und damit schien klar, wo Prasutagos schlafen würde. Boudicca konnte seinen Blick spüren, der ihr folgte, als sie das Feuer mit frischem Holz belegte.
    »Herrin des heiligen Feuers, halte dein Auge auf diese Flammen bis zum Morgen. Brigantia, Gesegnete, sei du das Feuer im Herd, so wie du das Feuer im Herzen bist. Gegen alles Böse der Nacht sei unser Schutz und Schirm.« Sie zog mit den Händen das Sonnenkreuz der Herrin in die Asche, stand auf und schüttelte sich die Asche ab.
    Als sie sich umdrehte, stand auch Prasutagos auf und ging dicht neben ihr. Fast wäre sie zurückgeschreckt – sie hatte vergessen, wie groß er war. Beide hoben sie den Vorhang, den Boudicca in den Farben ihres eigenen Stammes gewebt hatte, rostrot und golden, und der ihre Schlafstatt abtrennte. Eilig streifte sie sich Schal, Obertunika und Schuhe ab und legte sich in Hemd und Unterkleid nieder, rollte sich gegen die Kälte ganz klein zusammen und weg von ihrem Mann, der, so wie sich das anhörte, gerade seine Oberkleidung auszog. Das Stroh unter den Schaffellen und Leinendecken raschelte, als Prasutagos neben sie ins Bett schlüpfte. Sie sagte nichts, gab ihm aber zu verstehen, was sie wollte beziehungsweise nicht wollte, indem sie sich noch weiter wegdrehte.
    Doch Boudicca hatte vergessen, dass er für manche Dinge keine Worte brauchte.
    Sie versteifte alle Glieder, um sich seines Paarungsspiels zu erwehren, das dieses Mal nicht von süßem Geflüster begleitet war wie seinerzeit, da er ihr die Jungfräulichkeit genommen hatte, sondern nur von seinem rauen Atem in ihrem Ohr. Sie lag wie erstarrt, als er Kleid und Hemd hochschob und sie mit starken Händen umschlang, die schwielig waren von Schwert und Zügel, um Besitz zu ergreifen von allem, was darunter war. In stummer Wut versuchte sie sich loszureißen, aber gegen Beine, die den Rumpf eines Pferdes umklammern konnten, kam sie nicht an; dazu umfasste er mit einem seiner muskulösen Arme ihre beiden Arme und hielt sie fest, während er mit der freien Hand an ihren Brüsten herumfingerte.
    »Du bist meine Frau.« Er stieß die Worte zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, während er mit der gleichen Kraft, die ihm die Stärke verlieh, sie festzuhalten, jene schweigende Mauer zwischen ihnen durchbrach. Sie konnte jedes Beben spüren, das seinen Körper durchfuhr, der fest auf ihren gepresst lag. »Du kannst gerne ohne Mann leben … aber du sollst dich nie mit einem anderen vereinigen … außer mit mir!«
    Und das beantwortete die Frage, ob er gesehen hatte, wie Pollio versucht hatte, sie zu küssen.
    Sie forschte noch nach passenden Gegenworten, als er sie mit einer letzten wendigen Bewegung nahm. Und wie schon zuvor, wenn ihr Körper wie erstarrt unter seinem lag, entlud sich ihre Wut nach innen und schob die Gedanken in eine Richtung – zu Pollio. Der Römer hatte sie als Feuer bezeichnet, und so brach sie jetzt in Flammen aus:
    Ich bin der Ofen, der das Brot backt …, sagte eine Stimme tief in ihr. Ich bin der Ofen, der den Becher erhitzt … Ich bin die Schmiede, die die Klinge formt. Brenne!
    Als Boudicca am folgenden Morgen erwachte, hatte es aufgehört zu schneien, und Prasutagos war weg. Es hätte gut sein können, dass sein Besuch als schlechter Traum in ihrer Erinnerung verschwunden wäre, doch bis zur Frühjahrssonnwende wusste sie, dass sie wieder schwanger war.
    Der Frühling hielt seinen Einzug. Auf dem Tor blühte eine wahre Pracht von goldenen Sumpfdotterblumen, gelben Schwertlilien, und auch die heimkehrenden Vögel zwitscherten dem Frühling entgegen. Lhiannon kam es vor, als seien die länger werdenden Tage ein einziger langer Morgen, der sie erlöste von den Schatten, in denen sie seit dem Fall der Festung der Großen Steine umherging. Der langsame

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