Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
sieht, daß beide seine Ratgeber sind.«
Morgause sagte: »Ich weiß nicht, bei wem er gelernt hat, aber glaubt mir, Uthers Sohn ist nicht dumm.«
»Wir sind an der Reihe«, verkündete Lot, erhob sich und reichte Morgause die Hand. »Kommt, meine Gemahlin, macht Euch keine Sorgen wegen der alten Graubärte und Priester. Ich schäme mich nicht zu gestehen, daß Ihr in allen Dingen ebenbürtig an meiner Seite sitzt. Es ist eine Schande, daß Uther Eure Schwester nicht ebenso behandelt hat.«
Morgause lächelte gequält: »Vielleicht ist es unser Glück, daß Igraine nicht die Willenskraft besaß, darauf zu bestehen.«
Von einem plötzlichen Gedanken getrieben, erhob Morgaine sich ebenfalls und folgte ihnen. Morgause und Lot ließen ihr höflich den Vortritt. Sie kniete nicht, sondern beugte nur leicht den Kopf: »Ich überbringe Euch, Artus, mein Gebieter, die Huldigung von Avalon und aller, die der Göttin dienen.« Hinter sich hörte sie die Christenpriester murmeln, und sie sah Igraine unter den schwarzgewandeten Nonnen des Klosters. Sie hörte Igraines Gedanken, als hätte ihre Mutter laut gesprochen:
Kühn und direkt. Sie hatte schon als
Kind einen ausgeprägten Willen.
Morgaine zwang sich, es zu überhören. Sie war eine Priesterin von Avalon, und keines dieser eingesperrten Hühner Gottes!
»Ich heiße Euch willkommen, Euch, Morgaine, und Avalon.« Artus ergriff sie bei der Hand und führte sie auf einen Platz in seiner Nähe. »Ich erweise Euch alle Ehre als das einzig andere Kind meiner Mutter und als Herzogin von Cornwall, teure Schwester.« Er ließ ihre Hand los, und sie beugte den Kopf, um nicht ohnmächtig zu werden. Vor ihren Augen verschwamm alles, und ihr wurde schwindlig.
Warum ausgerechnet jetzt? Es ist Artus
'
Werk. Nein, nicht sein Werk! Es ist das Werk der Göttin. Es ist ihr Wille, der geschieht, nicht unser Trachten.
Lot trat vor, kniete vor Artus nieder, der ihn aufhob und ihn begrüßte: »Willkommen, lieber Oheim.«
Dieser liebe Oheim,
dachte Morgaine,
hätte sich sicher mehr darüber gefreut, wenn du als Kind gestorben wärst.
»Lot von Orkney. Wollt Ihr Euer Land gegen die Nordmänner verteidigen und mir Beistand leisten, wenn Britanniens Küsten bedroht sind?«
»Ich werde es, edler Neffe. Ich schwöre es.«
»Dann bitte ich Euch, den Thron von Orkney und Lothian in Frieden zu behalten. Ich werde ihn nie von Euch fordern oder mit Euch darum kämpfen«, sagte Artus, beugte sich vor und küßte Lot auf die Wange. »Möget Ihr mit Eurer Gemahlin lange und in Frieden herrschen, Oheim.«
Lot erwiderte: »Ich bitte um die Ehre, Euch einen Ritter bringen zu dürfen. Macht ihn zu einem Eurer Gefährten, edler Artus. Mein Sohn Gawain…«
Gawain war kräftig, groß und stark. Er wirkte wie das männliche Gegenstück zu Igraine und Morgause mit seinem roten, lockigen Haar. Obwohl er nicht viel älter als Artus sein konnte – er mochte sogar etwas jünger sein, dachte Morgaine, denn Morgause hatte Lot erst nach Artus' Geburt geehelicht –, war Gawain bereits ein riesenhafter Mann. Er kniete vor Artus nieder, der ihn aufhob und umarmte.
»Seid willkommen, Vetter. Euch ernenne ich mit Freuden zu meinem ersten Ritter. Ich hoffe, Ihr werdet Euch meinen besten Freunden nicht verschließen. Euch werden sie willkommen heißen«, sagte er und nickte den drei jungen Männern an seiner Seite zu. »Lancelot, Gawain ist unser Vetter. Dies ist Cai und dies ist Bedwyr… meine Ziehbrüder. Jetzt habe ich wirklich Ritter um mich wie einst Alexander der Große.«
Stunde um Stunde saß Morgaine neben Artus und erlebte, wie Könige aus ganz Britannien dem Thron des Großkönigs Treue schworen und Artus gelobten, im Krieg an seiner Seite das Land zu verteidigen. Der blonde König Pellinore, Herr über das Seenland, kniete vor Artus und bat darum, sich noch vor dem Ende der Feier zurückziehen zu dürfen.
»Was, Pellinore?« fragte Artus lachend, »ich hielt Euch für einen meiner Treuesten, und nun wollt Ihr mich schon so bald verlassen?«
»Ich habe Kunde aus meinem Land, mein Gebieter. Ein Drache treibt dort sein Unwesen. Ich schwor, das Untier so lange zu verfolgen, bis ich es getötet habe.«
Artus umarmte den Getreuen und gab ihm einen goldenen Ring. »Ich will keinem Volk den König vorenthalten, wenn es ihn braucht. Geht und versucht, den Drachen zu vernichten. Bringt mir seinen Kopf, wenn Ihr ihn erschlagen habt.«
Die Sonne neigte sich bereits am Horizont, als alle Könige und Edlen des
Weitere Kostenlose Bücher