Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
fort: »Glaubst du, ich kann einer Frau nicht ansehen, daß sie schwanger ist? Igraine hat nichts gemerkt. Sie ist mit ihrer Trauer vollauf beschäftigt.«
    Morgaine zwang sich, unbeschwert zu klingen, als sie sagte: »Vielleicht habt Ihr recht. Ich habe an den Beltaneriten teilgenommen.«
    Morgause lachte leise: »Wenn es das erste Mal war, weißt du es vielleicht erst nach einem oder zwei Monden, aber ich wünsche dir alles Gute! Du bist schon über die besten Jahre hinaus, um Mutter zu werden, Morgaine… Ich hatte in deinem Alter schon drei Kinder. Ich rate dir, Igraine nichts zu sagen. Sie ist viel zu christengläubig, um ein Kind der Göttin zu billigen. Ach ja, ich glaube, alle Frauen werden irgendwann einmal alt. Auch Viviane muß nicht mehr die Jüngste sein. Ich habe sie seit Gawains Geburt nicht mehr gesehen.«
    »Für mich ist sie noch immer wie sie war«, erwiderte Morgaine. »Und warum ist sie nicht zu Artus' Krönung mitgekommen? Nun, wir werden das auch ohne sie erledigen. Aber ich glaube, sie wird sich nicht lange damit zufriedengeben, im Hintergrund zu bleiben. Ich zweifle nicht daran, daß sie sich eines Tages vornimmt, den Kessel der Göttin auf unseren Altar am Hof zu stellen, anstelle des Kelchs der Christen. Nicht einmal traurig wäre ich darüber.«
    Morgaine überlief ein prophetischer Schauer, und sie sah einen Priester, wie er den Heiligen Kelch der Mysterien am Altar des Christus in die Höhe hielt. Und dann stand Lancelot vor ihren Augen. Er kniete, und sein Antlitz strahlte in einem Licht, wie sie es noch nie gesehen hatte… Sie schüttelte den Kopf, um das ungerufene Gesicht zu vertreiben.
    Der Tag der Krönung brach strahlend und leuchtend an. Die ganze Nacht hindurch waren die Menschen aus ganz Britannien herbeigeströmt, um mitzuerleben, wie der Großkönig hier, auf der Insel der Mönche, gekrönt wurde. Man sah Gruppen des dunklen Kleinen Volks, Männer aus den Stämmen in ihren Fellen und dem gescheckten Tuch, geschmückt mit den dunklen Steinen des Nordens; sie hatten rote Haare und Bärte und waren sehr groß. Aber das romanisierte Volk aus den fortschrittsträchtigen Ländern überwog bei weitem. Unter sie mischten sich die großen, blonden breitschultrigen Männer, die Angeln und Sachsen der Bündnistruppen, die man im Süden von Kent angesiedelt hatte. Sie waren erschienen, um das gebrochene Bündnis zu erneuern. Die Hänge waren schwarz vor Menschen; selbst an den Beltane-Festen hatte Morgaine nie so viele zusammen gesehen; die Menge ängstigte sie.
    Sie hatte einen privilegierten Platz neben Igraine, Lot, Morgause mit ihren Söhnen und der Familie des Ectorius. Der schlanke, dunkle und liebenswürdige König Lot beugte sich über ihre Hand, umarmte sie und nannte sie vor aller Ohren immer wieder Verwandte und Nichte. Morgaine durchschaute das aufgesetzte Lächeln und sah den Mißmut und die Bitterkeit in Lots Augen. Er hatte Ränke geschmiedet und hintertrieben, um diesen Tag zu verhindern. Jetzt sollte sein Sohn Gawain als Thronanwärter verkündet werden. Könnte das seinen Ehrgeiz befriedigen, oder würde er weiterhin daran arbeiten, das Ansehen des Großkönigs zu untergraben? Morgaine sah Lot schräg von der Seite an und wußte, daß sie ihn mit Sicherheit nicht mochte.
    Die Glocken begannen zu läuten; auf den Hängen und dem Platz vor der Kirche erhob sich tosende Begeisterung, als ein junger Mann aus dem Gotteshaus trat. Sein glänzendes Haar leuchtete in der Sonne.
    Artus,
dachte Morgaine,
mein junger König, wie ein Held aus der Legende, und er hält das Heilige Schwert in der Hand.
Obwohl sie auf ihrem Platz die Worte nicht hörte, sah sie, wie der Kirchenmann Uthers schmalen Goldreif auf Artus' Haupt setzte. Artus hob Excalibur und sagte etwas, das Morgaine nicht verstehen konnte.
    Doch es lief von Mund zu Mund, und als sie die Worte hörte, empfand Morgaine die gleiche Erregung wie nach seinem Sieg über den Königshirsch und der Krönung auf der Dracheninsel.
Für alle Völker von Britannien,
hatte er gesagt,
mein Schwert diene eurem Schutz, und meine Hand der Gerechtigkeit.
Der Merlin trat in seinem weißen Festgewand vor; neben ihm stand der ehrwürdige Bischof von Glastonbury; er wirkte freundlich und mild. Artus verbeugte sich kurz vor ihnen und nahm sie beide an der Hand.
Das hat ihm die Göttin eingegeben,
dachte Morgaine… und in diesem Augenblick hörte sie Lot bemerken:
    »Wie schlau, den Merlin und den Bischof sich zur Seite zu stellen, damit jeder

Weitere Kostenlose Bücher