Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
nach. Aber als sie aus dem Tor trat, kam es ihr trotzdem vor, als hinge der Himmel mit den dicken, niedrig ziehenden Regenwolken wie eine schreckliche Drohung über ihr. Der Burgweg glich einem schlammigen Bach, durch den die Pferde wateten. Gwenhwyfar schien noch nie in ihrem Leben so viele Männer auf einmal gesehen zu haben. Sie schrien und riefen einander zu, die Pferde wieherten, der Burghof befand sich in wildem Aufruhr. Aber Igraine hielt sie fest bei der Hand, und Gwenhwyfar folgte ihr mit sinkendem Herzen.
    »Ich bin dankbar, daß Ihr gekommen seid, um mir das Geleit zu geben, Herrin…«
    Igraine lächelte. »Ich bin viel zu weltlich… Ich freue mich über jede Möglichkeit, den Klostermauern zu entrinnen.« Mit einem großen Schritt vermied sie einen Haufen Pferdeäpfel, die im Schlamm dampften. »Paßt auf, wo Ihr hintretet, mein Kind… seht Ihr, Euer Vater hat diese beiden hübschen Ponys für uns bereitgestellt. Reitet Ihr gern?«
    Gwenhwyfar schüttelte den Kopf und hauchte: »Ich dachte, ich könnte in der Sänfte reisen…«
    »Wenn Ihr es wünscht«, sagte Igraine und sah sie verwundert an. »Aber ich stelle mir vor, daß Ihr Euch bald langweilen werdet. Meine Schwester trug auf ihren Reisen Männerhosen. Ich hätte für Euch eine besorgen sollen. In meinem Alter ist das unschicklich.«
    Gwenhwyfars Wangen leuchteten hochrot. »Unmöglich«, stammelte sie. »Es ist einer Frau verboten, Männerkleidung anzuziehen. Das steht in der Heiligen Schrift…«
    Igraine lachte leise. »Der Apostel scheint den Norden nicht gekannt zu haben. Wo er lebte, ist es heiß«, sagte sie. »Ich habe gehört, daß die Männer in dem Land, in dem der Herr lebte, noch nie etwas von Hosen gehört hatten. Sie trugen lange Gewänder, wie die Römer es taten, und manche es noch immer tun. Ich glaube, der Apostel wollte es nicht generell verbieten, sondern nur sagen, eine Frau soll sich nicht die Kleidung ihres Mannes anmaßen. Meine Schwester Viviane ist sicherlich eine höchst tugendsame Frau. Sie ist eine Priesterin von Avalon.«
    Gwenhwyfars Augen wurden groß: »Ist sie eine Hexe, Herrin?«
    »Nein, nein. Sie ist eine Weise Frau. Sie weiß über Kräuter und Heilkunst Bescheid, und sie besitzt das Gesicht. Sie hat gelobt, nie einem Menschen oder einem Tier etwas zuleide zu tun. Sie ißt noch nicht einmal Fleisch. Sie lebt so enthaltsam wie eine Äbtissin. Seht doch«, sagte sie und wies mit dem Finger auf einen Mann. »Da ist Lancelot, Artus' bester Ritter. Er wird uns das Geleit geben und Pferde und Männer an den Hof bringen…«
    Gwenhwyfar lächelte und spürte, wie ihre Wangen erblühten. Sie sagte: »Ich kenne Lancelot. Er kam hierher, um meinem Vater zu zeigen, was er alles mit Pferden tun kann.«
    Igraine sagte: »Ja, wenn er reitet, ist er fast wie einer der Zentauren, von denen uns die Sage berichtet, die halb Pferd, halb Mann waren.«
    Lancelot sprang vom Pferd. Seine Wangen waren von der Kälte so rot wie der römische Umhang mit dem hochgestellten Kragen, den er trug. Er verbeugte sich vor den Damen.
    »Herrin«, fragte er Igraine, »seid Ihr zur Abreise bereit?«
    »Ich glaube. Das Gepäck der Prinzessin ist bereits auf diesem Karren verstaut«, erwiderte Igraine und deutete zu dem unförmigen hochbeladenen Wagen hinüber, unter dessen Fellplanen ein Bettgestell, eine große geschnitzte Truhe, ein großer und ein kleiner Webstuhl neben Töpfen und Pfannen zu sehen waren.
    »Ich hoffe, die Sachen werden im Schlamm und in der Nässe nicht zu sehr leiden«, sagte Lancelot mit einem Blick auf die Ochsen im Joch. »Über diesen Wagen mache ich mir keinen Sorgen. Aber der andere… mit dem Hochzeitsgeschenk des Königs«, fügte er ohne große Begeisterung hinzu und warf einen Blick auf den zweiten, sehr viel größeren Karren. »Ich hätte es besser gefunden, einen Tisch am Hof des Königs in Caerleon bauen zu lassen, wenn Uther nicht genügend Tische und Möbel hinterlassen hat… nicht, daß ich meiner Herrin den Brautstaat nicht gönne…«, er lächelte Gwenhwyfar kurz an, und sie wurde rot, »… aber warum einen Tisch, als habe mein Gebieter und König nicht genug Tische für seine Halle?«
    »Ja, aber diese Tafel ist einer der Schätze meines Vaters«, erwiderte Gwenhwyfar. »Sie ist eine Kriegsbeute, die mein Großvater einem der Könige von Tara abnahm… Ihr müßt wissen, sie ist rund, und in der Mitte kann ein Barde sitzen und singen, oder die Diener können von innen Wein und Bier ausschenken. Und

Weitere Kostenlose Bücher