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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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unterscheiden. Sie wäre ebenso beeindruckt, wenn du mit einem Steckenpferd über den Hof hüpfen würdest.«
    Er sah sie fast verächtlich an, aber sie las seine Gedanken:
Wie kannst du mein Bedürfnis verstehen, allen zu zeigen, daß ich diesen Tag unbeschadet überlebe?
    »Geh und laß satteln, Gawain. Wir sind in einer halben Stunde bereit, und frage Cai, ob er den Anfang machen will!«
    »O je, Cai wird doch nicht mit seinem Hinkebein zu reiten versuchen?« ließ sich eine Stimme vernehmen. Gawain drehte sich nach dem fremden Ritter um und antwortete hitzig: »Wollt Ihr ihm das verübeln… es ist die einzige Kampfesweise, bei der das Bein nicht so wichtig ist. Sonst steht er doch nur in der Küche und bedient die Damen!«
    »Ach so, ich verstehe…«, sagte der Fremde und ging daran, sein Pferd zu satteln. Morgaine berührte Lancelots Hand. Er sah sie an, und die Fröhlichkeit war in seine Augen zurückgekehrt.
Da haben wir
'
s, dachte sie, kaum gibt es etwas zu richten, etwas zu riskieren, etwas für Artus zu tun, und schon hat er die Liebe vergessen und ist wieder glücklich. Wenn er sich nur immer für Artus nützlich machen könnte, brauchte er weder Gwenhwyfar noch eine andere Frau anzuhimmeln.
    Sie sagte: »Zeig mir dieses Untier, das du reiten willst.«
    Er führte sie durch die Reihe der Tiere. Sie sah blasse, silbrige Nüstern, die lange seidige Mähne – ein mächtiges Pferd, am Widerrist so groß wie Lancelot. Der Gaul warf den Kopf hin und her und schnaubte wie ein feuerspeiender Drache.
    »Du bist der Schönste«, murmelte Lancelot und streichelte das Pferd an den Nüstern. Es warf den Kopf hoch und wich zurück. Lancelot sagte zu Morgaine: »Ich habe ihn mit eigenen Händen an Sattel und Zaumzeug gewöhnt… es ist mein Hochzeitsgeschenk für Artus, der keine Zeit hat, ein Pferd für sich einzureiten. Ich habe geschworen, es an seinem Hochzeitstag soweit zu haben, daß er es reiten kann… sanft wie ein Lamm.«
    »Ein schönes Geschenk«, bekannte Morgaine. »Das einzige, was ich ihm schenken konnte«, sagte Lancelot. »Ich bin nicht reich. Außerdem
    braucht er weder Gold noch Juwelen. Er hat von beidem reichlich. Dieses Geschenk kann nur ich ihm machen.«
    »Ein Geschenk, das aus deinem Herzen kommt«, sagte Morgaine und dachte:
Wie sehr er Artus liebt! Deshalb leidet er so. Nicht das Verlangen nach Gwenhwyfar quält ihn, sondern die Erkenntnis, daß er seinen König nicht weniger liebt. Wenn er einfach ein Held der Frauen wäre wie Gawain, hätte ich nicht einmal Mitleid mit ihm. Gwenhwyfar ist tugendsam, und ich könnte genußvoll zusehen, wie sie ihn abweist.
    Laut sagte sie: »Ich würde den Hengst gerne reiten. Es gibt kein Pferd, vor dem ich mich fürchte.«
    Er lachte: »Morgaine, du fürchtest nichts.«
    »Oh, doch, Vetter«, sagte sie plötzlich ernst. »Ich fürchte mich vor vielem.«
    »Nun, ich bin nicht so furchtlos wie du. Ich fürchte mich in der Schlacht. Ich habe Angst vor den Sachsen, und ich fürchte, ich werde umkommen, ehe ich das Leben ausgekostet habe«, sagte Lancelot. »Und deshalb wage ich nie, eine Herausforderung abzulehnen. Und ich fürchte, daß Avalon und die Kirche sich irren könnten und es weder Götter noch einen Himmel, noch ein Leben nach dem Tod gibt, und ich für immer vergehe! Deshalb fürchte ich zu sterben, ehe ich mein Leben gelebt habe…«
    »Mir scheint, du hast nicht viel ausgelassen«, bemerkte Morgaine.
    »Oh, doch, Morgaine! Es gibt so viele Dinge, nach denen ich mich sehne. Jedesmal, wenn ich eines auslasse, bedauere ich es unendlich. Dann frage ich mich, welche Schwäche oder welche Torheit mich daran hindert zu tun, was ich will…« Plötzlich drehte er sich um, umarmte sie und zog sie hungrig an sich.
    Verzweiflung…,
dachte Morgaine bitter,
… er will nicht mich! Er sucht einen Augenblick des Vergessens, damit er nicht daran denken muß, daß Artus und Gwenhwyfar sich heute nacht in den Armen liegen.
Seine Hände glitten geschickt und geübt über ihre Brüste. Er preßte seine Lippen auf ihren Mund, und sie spürte, wie sein muskulöser Körper sich gegen sie drängte. Morgaine verharrte bewegungslos in seiner Umar
    mung und spürte ein beinahe schmerzhaftes Sehnen und zunehmenden Hunger. Sie war sich kaum der Bewegung bewußt, mit der sie ihren Körper ihm überließ. Ihr Mund öffnete sich unter seinen Lippen. Seine Hände waren überall. Aber als er sie gegen einen Heuhaufen drücken wollte, erhob sie schwachen Widerstand.
    »Du bist

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