Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
verrückt. Hier im Stall wimmelt es von Soldaten und Reitern…«
»Macht es dir etwas aus?« flüsterte er.
Und sie flüsterte vor Erregung: »Nein…
Nein!«
Und sie ließ zu, daß er sie ins Heu drückte. Aber trotzdem wurde Morgaine den bitteren Gedanken nicht los:
Eine Prinzessin, die Herzogin von Cornwall, eine Priesterin von Avalon wird im Stall umgelegt wie eine Kuhmagd. Noch nicht einmal das Beltanefeuer dient als Entschuldigung.
Aber sie verdrängte ihre Bitterkeit und überließ sich den Händen auf ihrem Körper.
Besser das, als Artus das Herz zu brechen!
Sie wußte nicht, ob es ihr eigener Gedanke war oder der des Mannes, dessen Körper überall zu sein schien. Seine heftigen, leidenschaftlichen Hände taten ihr weh. Lancelot küßte sie wild, und seine Zunge drang wie in Raserei in ihren Mund. Sie spürte, wie er an ihrem Kleid zerrte; und sie rollte sich herum, um ihm zu helfen.
Plötzlich dröhnten Stimmen, Schreie und Rufe durch den Stall. Ein hämmerndes Geräusch, ein entsetzter Aufschrei und ein Dutzend Stimmen brüllten gleichzeitig: »Lord Lancelot! Wo ist er, der Reiteroberst?«
»Ich glaube hier…«, ein junger Krieger rannte durch die Reihen der Pferde. Leise fluchend warf Lancelot sich zwischen Morgaine und den jungen Soldaten, während sie sich halbnackt, das Gesicht unter dem Schleier verborgen, ins Stroh kauerte, um nicht gesehen zu werden.
»Zum Teufel! Kann ich nicht einen Augenblick alleine sein…«
»Oh, Herr, kommt schnell! Eines der fremden Pferde… eine rossende Stute und zwei Hengste begannen miteinander zu kämpfen. Ich glaube, der eine hat sich das Bein gebrochen…«
»Hölle, Tod und Teufel!« Lancelot brachte schnell seine Kleidung in Ordnung, stand auf, überragte den Jungen, der sie unterbrochen hatte, um mehr als Haupteslänge, und sagte: »Ich komme…«
Der junge Mann erblickte Morgaine. Entsetzt hoffte sie, er habe sie nicht erkannt… das wäre ein saftiges Fressen für den Hof.
Doch nicht so schlimm, wie das, was sie nicht wissen … daß ich ein Kind von meinem Bruder habe…
»Habe ich gestört, Herr?« fragte der junge Mann beinahe hämisch und versuchte, an Lancelot vorbeizuspähen. Morgaine dachte verzweifelt:
Was wird aus seinem Ruf? Oder bringt es ihm Ruhm, im Heu ertappt zu werden?
Lancelot antwortete nicht. Er schob den jungen Mann einfach vor sich her, daß er fast hinfiel.
»Los, suche Cai und den Tierarzt! Nun geh schon!«
Schnell wie der Wind kam Lancelot zurück und küßte Morgaine, die sich aufgerafft hatte. »Oh, bei den Göttern…« Er preßte sie an sich und küßte sie so stürmisch, daß sie glaubte, seine Lippen würden rote brennende Male auf ihrem Gesicht hinterlassen. »O Götter! Heute nacht… schwöre! Schwöre!«
Morgaine konnte nicht sprechen, nur verwirrt und wie betäubt nicken. Ihr ganzer Körper schrie und verlangte die nicht eingelöste Erfüllung. Und sie sah ihm nach, wie er davoneilte. Kurze Zeit später kam ein junger Mann und verbeugte sich ehrerbietig, während die Soldaten hin und her rannten und sie von draußen den schrecklichen, beinahe menschlichen Schrei eines sterbenden Tieres hörte.
»Lady Morgaine? Ich bin Griflet. Mein Herr Lancelot schickt mich, Euch zu den Pavillons zu geleiten. Er sagte mir, er habe Euch hierher gebracht, damit Ihr das Pferd seht, das er für unseren Gebieter, den König, zureitet. Aber wie ich höre, seid Ihr ausgeglitten und ins Heu gefallen. Mein Herr wollte gerade feststellen, ob Ihr Euch verletzt habt, als man nach ihm rief… als diese Sache mit König Pellinores Pferd geschah. Er bittet Euch, ihn zu entschuldigen.«
Wenigstens,
so dachte sie,
erklärt das mein zerknittertes Kleid, an dem das Heu klebt.
Überall hing Heu, in den Haaren, auf der Haube, im Schleier… Sie mußte Gwenhwyfar und ihrer Mutter nicht unter die Augen treten wie die Ehebrecherin in der Heiligen Schrift.
Der junge Griflet reichte ihr den Arm; sie stützte sich schwer auf ihn und sagte: »Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verzerrt.« Sie hinkte den ganzen Weg zur Burg zurück – ein Sturz erklärte das Heu. Sie freute sich über Lancelots geschickte Ausrede, fühlte sich aber auch verlassen und sehnte sich danach, daß Lancelot sich zu ihr bekannte und sie schützte.
Bestürzt über den Unfall, war Artus mit Cai in die Stallungen geeilt. Morgaine ließ zu, daß Gwenhwyfar sich um sie bemühte und Igraine nach kaltem Wasser und Leinen rief, um ihr den Knöchel zu verbinden. Sie setzte sich willig
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