Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ins Herz. Sie glaubte, seine Qualen nicht mitansehen zu können; andererseits war sie bereit, alles zu tun, um ihn aus dem Saal zu bringen, damit sie nicht mehr erleben mußte, wie er Gwenhwyfar mit Blicken verschlang. Sie hörte noch, wie Artus sagte: »Bis gestern abend wußte ich nicht, daß das Schicksal mir eine so schöne Braut bestimmt hat.«
    Gwenhwyfar antwortete: »Aber es war nicht das Schicksal, mein Gebieter, es war mein Vater.« Was Artus darauf erwiderte, hörte sie nicht mehr.
    »Ich weiß noch«, sagte Morgaine, »daß du vor Jahren einmal in Avalon gesagt hast, die Reiterei sei der Schlüssel zum Sieg über die Sachsen… sie und ein gutausgebildetes Heer, wie die Römer es hatten. Ich vermute, das sind die Pläne mit den Reitern.«
    »Gewiß, ich habe sie ausgebildet… ich kann mir nur nicht vorstellen, wieso eine Frau sich an militärische Strategie erinnert, Base.«
    Morgaine lachte: »Wie jede andere Frau auf den Inseln lebe ich in Furcht vor den Sachsen. Ich kam einmal durch ein Dorf, daß eine Barbarenhorde überfallen hatte. Jede, vom fünfjährigen Mädchen bis zur alten, zahnlosen Frau, war vergewaltigt worden. Alles, was hoffen läßt, uns ein für allemal von ihnen zu befreien, hat für mich vielleicht größere Bedeutung als für Männer und Soldaten, die nur den Tod zu fürchten haben.«
    »Daran habe ich nicht gedacht«, erwiderte Lancelot nachdenklich. »Uther Pendragons Truppen haben das Land immer nur nach willigen Frauen durchsucht… Artus' Männer tun dasselbe… aber Schändungen sind im allgemeinen nicht üblich. Ich hatte vergessen, Morgaine, du bist in Avalon aufgewachsen und denkst über Dinge nach, die anderen Frauen wenig oder nichts bedeuten.« Er sah sie an und nahm ihren Kopf in seine Hände. »Ich hatte die Harfen von Avalon vergessen. Ich glaubte, diesen Ort so zu hassen, daß ich nie zurückgehen wollte, und doch… manchmal… versetzen mich Kleinigkeiten dorthin zurück: der Klang einer Harfe, das Sonnenlicht auf Ringsteinen, der Duft von Äpfeln und das Summen von Bienen in der Sonne. Fische, die aus dem Wasser springen und der Ruf der Wasservögel bei Sonnenuntergang…«
    »Erinnerst du dich«, fragte sie weich, »an den Tag, an dem wir den Berg hinaufstiegen?«
    »Gewiß, ich erinnere mich«, antwortete Lancelot und fügte mit plötzlicher Bitterkeit hinzu, »was hätte ich an diesem Tag darum gegeben, wenn du nicht der Göttin geweiht gewesen wärst…«
    Leise sagte sie: »Das wünsche ich mir seit langem.« Ihre Stimme versagte, und der Ritter sah sie besorgt an. »Morgaine, Morgaine… ich habe dich noch nie weinen sehen.«
    »Fürchtest du dich wie so viele Männer vor den Tränen einer Frau?«
    Er schüttelte den Kopf und legte ihr den Arm um die Schulter. »Nein«, gestand er leise. »Es macht sie soviel wirklicher, soviel verletzlicher… Frauen, die nie weinen, machen mir angst, denn ich weiß, sie sind stärker als ich. Ich fürchte mich immer ein wenig davor, was sie tun werden. Ich habe mich immer vor… Viviane gefürchtet.« Sie spürte, daß er hatte sagen wollen:
vor meiner Mutter,
aber er brachte das Wort nicht über die Lippen. Sie gingen durch die niedrige Tür in den Stall. Die lange Reihe der festgebundenen Pferde verdunkelte das Licht. Es roch angenehm nach Heu und Stroh. Sie sah draußen Männer kommen und gehen. Sie stapelten Heu, stellten ausgestopfte Lederpuppen auf und sattelten Pferde.
    Einer entdeckte Lancelot und rief: »Wie lange wird es noch dauern, bis der Großkönig und seine Gesellschaft für uns bereit sind? Wir möchten nicht die Pferde ins Freie bringen und sie dort stehenlassen. Sie werden sonst unruhig.«
    »Nicht mehr lange«, antwortete Lancelot.
    Der Soldat hinter dem Pferd war jedoch Gawain. »Ah, Base«, sagte er zu Morgaine. »Lance, warum bringst du sie hierherein? Es ist kein Ort für eine Dame, und ein paar dieser Bestien sind noch nicht eingeritten. Bist du immer noch gewillt, den weißen Hengst zu nehmen?«
    »Ich habe beschlossen, ihn soweit zu bringen, daß Artus auf ihm in die nächste Schlacht reiten kann… und wenn ich mir dabei das Genick breche!«
    »Mit solchen Dingen spaßt man nicht«, sagte Gawain.
    »Wer sagt, daß ich spaße? Wenn Artus ihn nicht reiten kann, werde ich ihn selbst in der Schlacht reiten. Und heute nachmittag werde ich ihn zu Ehren der Königin vorführen!«
    »Lancelot«, rief Morgaine, »setze doch nicht dafür dein Leben aufs Spiel! Gwenhwyfar kann ein Pferd nicht vom anderen

Weitere Kostenlose Bücher