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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dieser Angelegenheit zu sagen hätte.
    »Priestersein ist eine Sache und König zu sein eine andere, meine liebe Gwenhwyfar. Ich möchte, daß du alles mit mir teilst. Aber du hast kein Verlangen,
das
mit mir zu teilen, und deshalb werde ich nie
    mehr mit dir darüber sprechen. Und was die Priester angeht, sie sollen sich um ihre Kirche kümmern. Laß es dabei bewenden.« Artus hatte das bestimmt, aber nicht zornig gesagt, und sie senkte den Kopf und schwieg. Aber als sie jetzt unter dem Banner des Pendragon auf die Burg zuritt, dachte sie zitternd:
Ist es richtig, daß ein Druidenbanner über der Burg seines Vaters weht, wenn unser Sohn ein christlicher König werden soll?
    Sie ritten langsam durch die Ebene vor Caerleon, wo das Heerlager errichtet worden war. Manche Ritter, die sie erkannten, traten vor die Zelte und begrüßten sie mit Hochrufen. Gwenhwyfar winkte ihnen lächelnd zu. Sie ritten an Lots Banner vorüber, zwischen den Rotten von Lothian hindurch. Es waren Krieger aus dem Norden mit Spießen und langstieligen Äxten. Sie trugen grobe, einfach gefärbte Umhänge, und über ihrem Lager flatterte das Kriegsbanner des
Morrigan,
des Großen Raben.
    Gawains Bruder Gaheris kam aus seinem Zelt, verbeugte sich vor Gwenhwyfar und ging neben Griflets Pferd her, während sie zur Burg hinaufritten.
    »Hat mein Bruder Euch gefunden, Ritter Griflet? Er hatte eine Botschaft für die Königin…«
    »Er begegnete uns, als wir bereits eine Tagesreise von Tintagel entfernt waren«, antwortete Gwenhwyfar, »und es war einfacher, die Reise fortzusetzen als umzukehren.«
    »Ich begleite Euch auf die Burg… König Artus hat alle seine Gefährten eingeladen, heute mit ihm zu speisen«, sagte Gaheris. »Gawain verließ uns nur ungern, aber niemand reitet so schnell wie mein Bruder. Eure Gemahlin ist hier, Griflet. Sie bereitet sich und das Kind bereits für den Umzug in die neue Burg vor… Artus hat befohlen, daß alle Frauen dorthin gebracht werden. Denn Camelot ist leichter zu verteidigen, und der König kann nur wenige Männer entbehren.«
    Nach Camelot! Gwenhwyfar sank das Herz. Sie war den ganzen weiten Weg von Tintagel nach Caerleon gereist, um Artus die freudige Nachricht zu bringen, und nun wollte er sie wieder auf das Pferd setzen und nach Camelot schicken!
    »Dieses Feldzeichen kenne ich nicht«, sagte Griflet und wies auf einen nachgebildeten goldenen Adler auf einer Stange. »Es scheint sehr alt zu sein.«
    »Es ist die Standarte von Nordwales«, antwortete Gaheris. »Uriens ist mit seinem Sohn Avalloch hier. Uriens behauptet, sein Vater habe die Standarte vor mehr als hundert Jahren von den Römern erbeutet. Das kann sogar wahr sein! Uriens Männer aus den Hügeln sind wehrhafte Kämpfer… obwohl ich es vor ihren Ohren nicht sagen würde.«
    »Und wessen Banner ist
das
?« fragte Griflet. Dieses Mal antwortete Gwenhwyfar, obwohl Gaheris zum Sprechen ansetzte. »Es ist das Banner meines Vaters Leodegranz, das blaue Banner mit dem goldgewirkten Kreuz.«
    Als Mädchen hatte sie den Frauen ihrer Mutter geholfen, es für den König zu sticken. Man erzählte, ihr Vater habe dieses Zeichen aufgrund einer Geschichte gewählt, nach der einer der römischen Kaiser vor einer Schlacht das Zeichen des Kreuzes am Himmel gesehen hatte.
Unter dem Kreuz Christi sollten wir jetzt kämpfen, nicht unter den Schlangen von Avalon!
Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken, und Gaheris sah sie prüfend an. »Ist Euch kalt, Herrin? Wir müssen in die Burg reiten, Griflet. Artus erwartet seine Königin sicher schon.«
    »Die Reise muß Euch erschöpft haben, meine Königin«, sagte Griflet und sah Gwenhwyfar dabei freundlich an. »Eure Hofdamen werden sich bald um Euch kümmern.« Als sie sich dem Burgtor näherten, standen dort viele von Artus' Gefährten, die ihr zuwinkten und sie fröhlich begrüßten.
Im nächsten Jahr,
dachte sie,
werden sie um diese Zeit dem Prinzen zujubeln.
Ein riesiger, klobiger Mann kam ihr entgegen. Er trug einen ledernen Panzer und einen Eisenhelm. Er schien zu stolpern. Doch als er sich vor Gwenwyfar verbeugte, bemerkte sie, daß er ihr absichtlich den Weg versperrte.
    »Herrin, meine Schwester«, sagte der Mann mit dem Helm, »erkennt Ihr mich denn nicht?« Gwenhwyfar starrte den Aufdringling stirnrunzelnd an, und nach einigem Überlegen erkannte sie ihn. »Ach, Ihr seid es…«
    »Meleagrant«, erwiderte er. »Ich bin gekommen, um an der Seite Eures Vaters und Eures Gemahls zu kämpfen,

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