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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verfluchen. Aber dann gab er Anweisungen, und schließlich ließ sie sich dankbar darin nieder. Sie freute sich, daß sie hinter zugezogenen Vorhängen langsam weiterreiste und den beängstigenden Himmel nicht mehr sehen mußte. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit hörte es auf zu regnen. Die Sonne brach durch die Wolken, und ihre schrägen Strahlen fielen golden über das öde Heideland.
    »Wir wollen hier das Lager aufschlagen«, entschied Griflet. »Solange wir in der Heide sind, können wir wenigstens weit sehen. Morgen erreichen wir die alte Römerstraße, dann kommen wir schneller vorwärts…«, er senkte die Stimme und sagte leise etwas zu den Rittern, was Gwenhwyfar nicht verstand. Aber sie wußte wohl, er war wütend über den langsamen Verlauf der Reise. Zerknirscht redete
    sie sich ein, jeder wisse, daß eine Schwangere eine Fehlgeburt riskierte, wenn sie auf einem schnellen Pferd ritt. Und sie hatte bereits zweimal ein Kind verloren. Wollten sie wirklich im Ernst, daß sie Artus' Sohn auch dieses Mal nicht das Leben schenken konnte?
    Gwenhwyfar schlief schlecht in dem Zelt. Sie spürte den harten Boden unter dem mageren Körper; Mantel und Decken waren feucht, und ihre Knochen schmerzten vom ungewohnten Reiten. Trotz des strömenden Regens, der auch in das Zelt drang, schlief sie nach einer Weile ein, aber das Geräusch von Reitern und Griflets rauhe, herrische Stimme weckten sie bald wieder auf. »Halt! Wer reitet dort?«
    »Seid Ihr es, Griflet? Ich erkenne Eure Stimme«, kam die Antwort aus der Dunkelheit. »Hier ist Gawain, ich bin auf der Suche nach Euch… Reitet Ihr mit der Königin?«
    Gwenhwyfar warf den Mantel über ihr Nachtgewand und trat aus dem Zelt: »Seid Ihr es, Vetter? Was führt Euch her?«
    »Ich hoffte, Euch noch im Kloster zu finden«, antwortete Gawain und saß ab. Sie entdeckte noch andere Gestalten hinter ihm in der Dunkelheit – vier oder fünf von Artus' Männern, aber sie konnte die Gesichter nicht sehen. »Da Ihr bereits hier seid, Herrin, nehme ich an, Königin Igraine ist nicht mehr am Leben…«
    »Sie starb vor zwei Nächten«, antwortete Gwenhwyfar, und Gawain seufzte.
    »Es ist Gottes Wille«, sagte er. »Aber das Land steht unter Waffen, meine Königin… da Ihr bereits so weit gekommen seid, müßt Ihr vermutlich weiter nach Caerleon reiten. Hätte ich Euch noch im Konvent angetroffen, hätte ich Euch und alle Schwestern, die Schutz suchen, nach Tintagel geleiten und bitten sollen, dort zu bleiben, bis im Land wieder Frieden herrscht.«
    »Ihr könnt Euch den Weg sparen«, antwortete sie gereizt, aber Gawain schüttelte den Kopf und erklärte: »Da meine Botschaft nutzlos ist und ich vermute, die Nonnen werden hinter den Klostermauern Schutz suchen, muß ich nach Tintagel reiten und alle Männer, die König Artus den Treueeid geschworen haben, auffordern, mir sofort zu folgen. Die Sachsen liegen mit mehr als hundert Schiffen vor der
    Küste… Wir haben Signale von den Leuchttürmen erhalten. Die Legion und alle Männer sammeln sich in Caerleon. Als die Nachricht Lothian erreichte, ritt ich sofort zu König Artus, und er schickte mich mit der Botschaft nach Tintagel.« Er schnaubte: »In den letzten zehn Tagen komme ich mir mehr wie ein Bote vor als der Merlin selbst.«
    »Und ich habe der Königin geraten, sie solle in Tintagel bleiben«, ließ sich Ritter Griflet vernehmen, »aber jetzt ist es zu spät, um zurückzukehren! Und wenn die Soldaten jetzt alle auf der Straße sind… Vielleicht solltet Ihr die Königin doch nach Tintagel bringen, Gawain. «
    »Nein«, antwortete Gwenhwyfar bestimmt. »Ich muß nach Caerleon, und ich fürchte mich nicht, dorthin zu reisen, wo ich hin muß.«
    Wenn Artus wieder in den Krieg zog, war es um so wichtiger, daß er die Neuigkeit erfuhr. Gawain schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nein, es ist unmöglich. Ich kann mich nicht der Reisegeschwindigkeit einer Frau anpassen, es sei denn, es wäre die Herrin vom See. Denn sie reitet auf jedem Pferd so schnell wie ein Mann! Und Ihr, Herrin, seid alles andere als eine gute Reiterin… nein, ich möchte Euch keinen Vorwurf machen. Niemand erwartet von Euch, daß Ihr wie ein Ritter reitet. Aber ich kann mich nicht aufhalten…«
    »Die Königin ist schwanger und muß noch langsamer als gewöhnlich reiten«, erklärte Griflet nicht weniger ungeduldig. »Kann einer Eurer langsamsten Reiter der Königin das Geleit geben, Gawain? Dann folge ich Euch nach Tintagel.«
    Gawain lächelte:

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