Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
haben uns solche Sorgen um Euch gemacht. Die Straßen sind unsicher… wir hofften, der Bote würde Euch noch im Kloster erreichen, und Ihr hättet Euch in den Schutz von Tintagel begeben…«
    »Nein«, antwortete Gwenhwyfar, »Igraine lebt nicht mehr, und wir trafen Gawain erst, als wir schon einen ganzen Tag unterwegs waren. Außerdem ist mein Platz an der Seite meines Gemahls.«
    Meleas erkundigte sich: »Herrin, ist Griflet mit Euch zurückgekommen?«
    Gwenhwyfar nickte. »Er hat mich hierhergeleitet. Ich denke, Ihr werdet ihn beim Abendessen sehen… Gaheris erzählte, daß Artus alle seine Ritter zu Tisch gebeten hat…«
    Meleas erwiderte: »Wenn man das noch so nennen kann… es erinnert mehr an das Verteilen der Rationen für die Krieger im Feld… die Burg ähnelt einem Heerlager, und es wird eher schlimmer als besser. Elaine und ich haben getan, was wir konnten, um alles in Ordnung zu halten.«
    Meleas war eine rundliche junge Frau, die meist lächelte, aber jetzt wirkte sie müde und abgespannt. »Ich habe alle Eure Gewänder und die persönlichen Dinge, die ihr für den Sommer benötigt, in Kisten verpackt, damit morgen früh alles zur Abreise nach Camelot bereitsteht. Der König hat angeordnet, daß wir zusammen reisen, und nach Cais Vorbereitungen ist in Camelot alles zum Einzug bereit. Aber wer hätte je geglaubt, wir würden Caerleon in Eile wie vor einer Belagerung verlassen?«
    Nein,
dachte Gwenhwyfar,
ich bin so viele Tage unterwegs gewesen und will jetzt nicht wieder reisen. Mein Platz ist hier. Mein Sohn hat ein Recht darauf, in der Burg seines Vaters geboren zu werden. Ich will nicht wieder wie ein Gepäckstück durch die Gegend transportiert werden.
Sie entgegnete: »Beruhige dich, Meleas. Vielleicht ist kein Grund zu solcher Hast. Schicke nach Wasser zum Waschen und bringe mir ein neues Gewand. Wer sind denn all diese Frauen?«
    Wie sich herausstellte, waren es die Frauen einiger Ritter und Könige, die mit ihnen nach Camelot reisen sollten. Es war leichter, wenn sie in einem Geleitzug ritten, denn so wären sie sicher vor den Sachsen.
    »Es ist in der Nähe Eurer Heimat«, sagte Elaine, um Gwenhwyfars Unmut zu besänftigen. »Ihr könnt die Gemahlin Eures Vaters besuchen, und Eure kleinen Brüder und Schwestern. Oder Eure Stiefmutter kann bei uns in Camelot wohnen, solange Leodegranz im Krieg ist.«
    Es wäre für uns beide kein Vergnügen,
dachte Gwenhwyfar und schämte sich plötzlich. Am liebsten hätte sie allem ein Ende gesetzt mit den Worten:
Ich bin schwanger. Ich kann nicht reisen.
Aber sie fürchtete die aufgeregten Fragen, die unweigerlich kommen würden. Nein, Artus sollte es als erster erfahren.

10
    Gwenhwyfar betrat die Große Halle. Ohne die große Runde Tafel und den Schmuck von Bannern, Wandteppichen und Behängen wirkte sie kahl, nackt und leer. König Artus saß etwa in der Mitte des Raumes, nahe der Feuerstelle an einer Tischplatte, die auf zwei Böcken ruhte. Ein halbes Dutzend seiner Gefährten umgab ihn, und andere drängten sich in seiner Nähe. Gwenhwyfar brannte darauf, ihm ihre Neuigkeit zu überbringen; doch vor dem versammelten Hof war das nicht schicklich. Sie mußte warten, bis sie später miteinander im Bett lagen… nur dann gehörte er ihr ganz allein.
    Artus blickte auf, sah sie, erhob sich und kam zu ihr. Er umarmte sie: »Gwen, meine liebe Gwen«, sagte er. »Ich hatte gehofft, Gawain würde dich rechtzeitig erreichen, und du wärst sicher in Tintagel …«
    »Bist du ärgerlich, weil ich zurückgekommen bin?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Also sind die Straßen noch sicher, und du hattest Glück«, erwiderte er. »Aber ich nehme an, es bedeutet, daß meine Mutter…«
    »Igraine ist vor zwei Tagen gestorben und wurde im Klostergarten bestattet«, berichtete Gwenhwyfar. »Ich machte mich sofort auf den Weg, um dir die Nachricht zu überbringen. Und du hast nichts anderes für mich als den Vorwurf, daß ich nicht in Tintagel geblieben bin, weil dieser Krieg bevorsteht?«
    »Keinen Vorwurf, liebe Gemahlin«, sagte er, »nur Besorgnis um deine Sicherheit. Aber wie ich sehe, hat der edle Griflet gut für dich gesorgt. Kommt, setze dich zu uns.«
    Er führte Gwenhwyfar zur Bank, und sie setzte sich an seine Seite. Von Silber und Geschirr war nichts mehr zu sehen; die Königin vermutete, daß man es bereits nach Camelot gebracht hatte. Sie überlegte, was wohl mit dem schönen roten römischen Teller geschehen war, den ihre Stiefmutter

Weitere Kostenlose Bücher