Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
Denn dann müßten sie Britannien in seiner ganzen Breite durchqueren, um zu uns zu gelangen. Wir könnten uns ihnen auf einem Schlachtfeld unserer Wahl entgegenstellen. Wenn wir sie in die Sümpfe und in die Seen des Sommerlandes führen könnten… dort ist das Land ständig in Bewegung… dann würden uns Schlamm und Sümpfe einen Teil der Arbeit von Pfeil und Bogen, Beil, Schwert und Speer abnehmen. Die kleinen Männer von Avalon würden sie mit ihren Elfenpfeilen rasch erledigen.«
»Das werden sie ohnedies tun«, sagte Lancelot und erhob sich ebenfalls. »Dreihundert hat Avalon bereits geschickt, und sie sagen, es werden noch mehr folgen. Als ich das letzte Mal mit dem Merlin sprach, berichtete er, daß sie auch Boten in Euer Land geschickt haben, König Uriens, damit das Alte Volk aus den Hügeln kommt und an unserer Seite kämpft. Also haben wir die berittene Legion, die auf dem flachen Land kämpft. Jeder Reiter ist gerüstet und mit Speeren bewaffnet und nimmt es mit einem Dutzend oder mehr Sachsen auf. Dann haben wir die große Zahl der Fußsoldaten, Bogenschützen und Schwertkämpfer, die auf Hügeln und in Tälern kämpfen… und wir haben viele Männer von den Stämmen mit Spießen und Beilen und das Alte Volk, das aus dem Hinterhalt den Feind unsichtbar mit Elfenpfeilen niederstreckt. Ich glaube, wir könnten jeden Sachsen aus Gallien und von den Küsten des Kontinents verjagen!«
»Und genau das werden wir auch tun müssen«, sagte Lot. »Ich habe seit den Tagen des Ambrosius gegen die Sachsen gekämpft… wie auch Uriens… aber wir hatten es nie mit einem Heer zu tun, wie jetzt eines gegen uns marschiert.«
»Seit meiner Krönung wußte ich, daß dieser Tag kommen würde… die Herrin vom See weissagte es, als sie mir mein Schwert, Excalibur, gab. Und jetzt schickt sie alle Männer von Avalon, damit sie sich unter dem Banner des Pendragon sammeln.«
»Wir werden alle zur Stelle sein«, sagte Lot. Gwenhwyfar erschauerte, und Artus beruhigte sie fürsorglich: »Meine liebe Frau, Ihr seid den ganzen Tag und den Tag davor geritten. Morgen müßt Ihr Euch von neuem auf den Weg machen. Wünscht Ihr, daß ich Eure Damen rufe, damit sie Euch zu Bett bringen?«
Sie schüttelte den Kopf und ballte die Hände im Schoß. »Nein, ich bin nicht müde… nein… Artus, es erscheint mir nicht richtig, daß die Heiden von Avalon, die von Magiern und Zauberern beherrscht werden, an der Seite eines christlichen Königs kämpfen! Und es erscheint mir nicht richtig, wenn Ihr christliche Krieger unter das heidnische Banner ruft…«
Lancelot fragte freundlich: »Meine Königin, soll das Volk von Avalon still dasitzen und zusehen, wie seine Heimat in die Hände der Sachsen fällt? Britannien ist auch ihr Land… sie werden wie wir kämpfen, um unser Land gegen die Barbaren zu verteidigen. Und der Pendragon ist ihr König.«
»Genau das gefällt mir nicht«, erwiderte Gwenhwyfar und bemühte sich, ihrer Stimme Festigkeit zu geben, damit sie nicht wie ein Mädchen sprach, das seine Stimme im Rat der Männer erhob.
Schließlich, so
beruhigte sie sich,
hat Morgause in Lots Rat einen festen Platz, und Viviane hielt sich mit ihren Äußerungen über Staatsangelegenheiten nie zurück!
»Es gefällt mir nicht, daß wir und das Volk von Avalon zusammen kämpfen. In dieser Schlacht stellen sich gläubige Krieger, die Anhänger Christi, die Nachkommen Roms, den Heiden, die von unserem Gott nichts wissen wollen! Das Alte Volk gehört wie die Sachsen zu unseren Feinden. Und Britannien wird erst dann ein wahres christliches Reich sein, bis dieses Volk ausgerottet oder in die Hügel geflohen ist und seine teuflischen Götter mit ihm! Und es gefällt mir nicht, Artus, daß Ihr ein heidnisches Banner zu Eurem Feldzeichen macht! Ihr solltet wie Leodegranz unter dem Kreuz kämpfen, damit wir Freund und Feind unterscheiden können!«
Lancelot sah sie entsetzt an: »Bin ich also Euer Feind, Gwenhwyfar?«
Sie schüttelte den Kopf: »Ihr seid ein Christ, Lancelot.«
»Meine Mutter ist die gefährliche Herrin vom See, die Ihr wegen Hexerei verdammt«, sagte er. »Ich wurde in Avalon erzogen, und das Alte Volk ist mein Volk! Außerdem schloß mein Vater… ein christlicher König!… zum Wohl seines Landes die Große Ehe mit der Göttin!« Er wirkte hart und zornig.
Artus legte die Hand auf den Knauf von Excalibur in seiner Scheide aus Samt und Gold. Der Anblick seiner Hand auf den magischen Zeichen des Schwertgriffs und der Schlangen,
Weitere Kostenlose Bücher