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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Avalon weiß jeder… Druiden, Priester und Priesterinnen: Das Banner ist nur ein Zeichen. Und das Zeichen ist nichts, während die Wirklichkeit alles ist. Aber das Alte Volk… nein, dort würde man solches nicht verstehen. Sie brauchen eben ihren Drachen als ein Zeichen, daß der König sie beschützt.« Gwenhwyfar dachte an die kleinen Männer aus Avalon und von den fernen Hügeln in Wales, die mit Bronzeäxten und kleinen Pfeilen mit Steinspitzen gekommen waren. Sie hatten sich mit Farbe bemalt. Sie schauderte entsetzt bei dem Gedanken, daß ein so wildes und barbarisches Volk an der Seite eines christlichen Königs kämpfen sollte.
    Der Merlin bemerkte ihr Zittern und deutete es falsch. »Ist es feucht und kalt hier?« fragte er. »Ihr müßt öfter in die Sonne gehen.« Aber dann begriff Taliesin. Er legte den Arm um Gwenhwyfar und sagte freundlich: »Liebes Kind, Ihr dürft nicht vergessen, dieses Land gehört allen – gleichgültig, welche Götter sie anbeten. Wir kämpfen nicht gegen die Sachsen, weil sie sich weigern, unseren Göttern zu dienen, sondern weil sie unser Land verwüsten, niederbrennen und plündern wollen. Wir kämpfen um den Frieden in diesem Land, Herrin. Und dies ist das gemeinsame Ziel von Christen und Andersgläubigen. Deshalb haben sich so viele Männer um Artus geschart. Wäre es Euch lieber, er wäre ein Tyrann, der die Seelen der Menschen unter das Glaubensjoch seines Gottes zwingt… das haben selbst die Cäsaren nicht gewagt!«
    Aber ihr lief nur ein weiterer Schauer über den Rücken. Taliesin erklärte, er müsse nun gehen, forderte Gwenhwyfar aber auf, ihn zu benachrichtigen, wenn sie einen Wunsch habe. Elaine fragte: »Ist Kevin, der Barde, bei uns in der Burg, Ehrwürdiger Merlin?«
    »Ja, ich glaube… ich hätte daran denken sollen. Ich werde ihn schicken, damit er für Euch Damen spielt.«
    »Wir würden ihn gerne hier sehen«, erwiderte Elaine. »Aber ich wollte nur fragen, ob wir seine Harfe ausleihen können… oder Eure, Ehrwürdiger Druide.«
    Der Merlin antwortete zögernd: »Kevin gibt seine Harfe nicht aus der Hand… sie ist eine eifersüchtige Herrin.« Er lächelte. »Und meine ist den Göttern geweiht. Kein anderer außer mir darf sie berühren. Aber Lady Morgaine hat ihre Harfe zurückgelassen. Soll ich sie Euch bringen lassen, Elaine? Könnt Ihr spielen?«
    »Nicht besonders gut«, antwortete sie. »Aber ich verstehe genug von Harfen, um sie richtig zu behandeln. Und unsere Hände hätten wenigstens etwas Abwechslung.«
    »Eure«, sagte Gwenhwyfar spitz. »Ich halte es für unschicklich, daß eine Frau die Harfe spielt.«
    »Dann ist es eben unschicklich«, erwiderte Elaine. »Aber ich glaube, ich werde verrückt, wenn ich länger hier eingesperrt bin und nichts zu tun habe. Hier sieht mich doch niemand, selbst wenn ich so nackt tanze wie Salome vor Herodes.«
    Gwenhwyfar kicherte und blickte Elaine dann empört an – was sollte der Merlin von ihnen denken? Aber der alte Mann lachte herzlich.
    »Ich werde Euch Morgaines Harfe schicken, und Ihr könnt Euch Eurem lasterhaften Vergnügen hingeben… obwohl ich wirklich nichts Schlimmes daran finden kann, Musik zu machen!«
    In dieser Nacht träumte Gwenhwyfar von Artus. Der König stand neben ihr. Die Schlangen an seinen Handgelenken wurden lebendig. Sie krochen über ihr Banner und überzogen es mit Schleim und besudelten es… Keuchend und würgend wachte sie auf und fühlte sich den ganzen Tag zu schwach, um das Bett zu verlassen. Nachmittags kam Artus und stand betrübt an ihrem Bett. »Ich kann nicht sehen, daß Euch dieses Eingesperrtsein bekommt, Herrin«, sagte er. »Ich wünschte, Ihr wärt in Camelot und in Sicherheit. Ich habe Nachrichten von den Königen auf dem Kontinent… sie haben dreißig Schiffe der Sachsen auf die Klippen getrieben. Wir werden in zehn Tagen abmarschieren.« Er biß sich auf die Lippen. »Ich wünschte, es wäre alles vorüber, und wir wären alle sicher in Camelot. Betet zu Gott, Gwen, daß wir dorthin gelangen.«
    Er saß neben ihr auf dem Bett, und sie griff nach seiner Hand. Aber einer ihrer Finger berührte die Schlangen an seinem Handgelenk, und sie zog die Hand entsetzt zurück.
    »Was ist mit dir, Gwen?« flüsterte er und zog sie in die Arme. »Armes Kleines, die Einsamkeit hier macht dich krank… das habe ich befürchtet!«
    Sie kämpfte gegen die Tränen an. »Ich träumte… ich träumte… oh, Artus«, bettelte sie. Gwenhwyfar setzte sich aufrecht ins Bett und

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