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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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werde. Du mußt Tag und
    Nacht für uns beten, meine Gwenhwyfar.« Er stand auf. »Wir werden nicht vor Tagesanbruch marschieren. Ich will versuchen, noch heute abend zu kommen, um mich von dir zu verabschieden. Auch dein Vater wird kommen, und Gawain, vielleicht auch Lancelot… Er läßt dich grüßen, Gwenhwyfar. Lancelot war sehr besorgt, als er von deiner Krankheit erfuhr. Wirst du sie empfangen?«
    Gwenhwyfar senkte den Kopf und erwiderte bitter: »Ich werde tun, was mein König und Gebieter befiehlt. Ja, sie sollen ruhig kommen. Aber ich wundere mich, daß Ihr Euch die Mühe macht, um meine Gebete zu bitten. Ich kann Euch nicht einmal überreden, das heidnische Banner zu verwerfen und Euch unter das Kreuz Christi zu stellen… Und zweifellos kennt Gott Euer Herz, denn er hat Euch nicht in dem Glauben in die Schlacht reiten lassen, daß Euer Sohn je über dieses Reich herrschen wird, denn Ihr seid noch nicht entschlossen, es zu einem christlichen Land zu machen…«
    Artus ließ ihre Hand los, und sie spürte, wie er auf sie hinuntersah. Schließlich beugte er sich über sie, legte ihr die Hand unter das Kinn und hob es hoch. Ruhig fragte er: »Meine liebe Gemahlin, meine einzige Liebe, sage mir in Gottes Namen, glaubst du daran?« Unfähig zu sprechen, nickte sie und wischte sich die Nase wie ein Kind am Ärmel ab. »Ich sage dir, meine Gemahlin. Bei Gott, ich glaube nicht, daß er so handelt, oder daß es ihm wichtig ist, unter welchem Banner wir kämpfen. Aber wenn es dir so wichtig ist…« Er schwieg und schluckte: »Gwenhwyfar, ich kann dich nicht in solcher Verzweiflung sehen. Wirst du aufhören zu trauern und aus ganzem Herzen zu Gott für mich beten, wenn ich das Banner Christi und der Jungfrau meinen Truppen voran in die Schlacht trage?« Gwenhwyfar sah ihn wie verwandelt an; ihr Herz pochte wild vor Freude. Würde er das wirklich für sie tun? »O Artus, ich habe gebetet, ich habe so darum gebetet…«
    »Dann«, erwiderte Artus seufzend, »schwöre ich dir, Gwenhwyfar… ich werde nur dein Banner, das Banner Christi und der Jungfrau, in die Schlacht tragen, und kein anderes Zeichen soll über meinen Legionen wehen. So sei es, Amen.«
    Artus küßte sie, aber Gwenhwyfar dachte:
Er sieht traurig aus.
Sie ergriff seine Hände und bedeckte sie mit Küssen; zum ersten Mal schienen die Schlangen an seinen Gelenken nichts als blasse Bilder zu sein. Sie war wirklich wahnsinnig gewesen zu glauben, die Schlangen könnten Macht besitzen, ihrem Kind etwas anzutun.
    Er rief seinen Knappen, der vor der Tür wartete, und forderte ihn auf, das Banner vorsichtig an sich zu nehmen und über dem Lager zu hissen. »Denn wir marschieren im Morgengrauen«, sagte er, »und alle müssen das Banner meiner Königin mit der Heiligen Jungfrau und dem Kreuz über dem Heer König Artus' wehen sehen.«
    Der Schildknappe fragte überrascht: »Mein König… mein Gebieter… was soll mit dem Banner des Pendragon geschehen?«
    Artus erwiderte: »Bringe es dem Kämmerer. Er soll es aufbewahren. Wir marschieren unter dem Banner Gottes.«
    Der Knappe tat, wie ihm befohlen, und Artus lächelte Gwenhwyfar an. Aber es war kein frohes Lächeln. »Ich werde mit deinem Vater und einigen unserer Verwandten bei Sonnenuntergang zu dir kommen. Wir wollen hier zu Abend essen. Meine Diener werden für das Essen sorgen. Wir sehen uns später, meine Gemahlin.« Damit verließ er sie.
    Es wurde beschlossen, das Essen in einer der kleineren Hallen aufzutragen, denn für so viele Menschen war Gwenhwyfars Kammer zu klein. Die Königin und Elaine kleideten sich in ihre besten verbliebenen Gewänder und flochten sich Bänder ins Haar. Es war aufregend, nach all den Wochen des Alleinseins eine Art Fest zu feiern – obwohl das Mahl aus nicht viel mehr als den Soldatenrationen bestand und die Gesellschaft an schnell zusammengerückten Tischen saß.
    Die meisten der alten Ratgeber König Artus' lebten bereits auf Camelot, auch der Bischof Patricius. Aber man hatte Taliesin, den Merlin, zu Tisch gebeten, auch König Lot, König Uriens von Nordwales, Herzog Marcus von Cornwall, Lancelots älteren Halbbruder Lionel, Bans ältesten Sohn und Erben. Auch Lancelot kam und ergriff die Gelegenheit, zu Gwenhwyfar zu treten, ihr die Hand zu küssen und sie mit hoffnungsloser Zärtlichkeit anzusehen.
    »Geht es Euch wieder besser, meine Herrin? Ich habe mir Sorgen um Euch gemacht.«
    Im Schutz der Schatten, die sie umgaben, küßte er sie. Seine zarten Lippen streiften

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