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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Uriens, »aber ist es klug, das Volk von Avalon so zurückzuweisen? Ihr tragt wie ich die Schlangen am Handgelenk, mein König, als Zeichen eines Reichs, das älter ist als das Kreuz.«
    »Aber es wird ein neues Land sein, wenn wir siegen«, erklärte Gwenhwyfar, »und wenn nicht, ist ohnedies alles verloren.«
    Bei diesen Worten drehte sich Lot um und sah sie haßerfüllt an: »Ich hätte wissen können, daß es Euer Werk ist, meine Königin.«
    Gawain ging unruhig zum Fenster und blickte ins Lager hinunter. »Ich sehe, das Alte Volk aus Avalon und aus Eurem Land, König Uriens, ist in höchster Erregung. Artus, Vetter«, er trat vor den König, »als ältester Eurer Ritter bitte ich Euch, führt das Pendragonbanner ins Feld, für alle, die ihm folgen wollen.«
    Artus zögerte, aber ein Blick in Gwenhwyfars leuchtende Augen genügte, und er erwiderte: »Ich habe es geschworen. Wenn wir die Schlacht überleben, soll unser Sohn über ein Reich herrschen, das unter dem Kreuz geeint ist. Ich werde keinen Mann zwingen, gegen sein Gewissen zu handeln. Aber in der Heiligen Schrift steht… ›Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen‹. Und daran will ich mich halten.«
    Lancelot holte tief Luft. Er verließ Gwenhwyfars Seite: »Mein Gebieter und mein König. Ich erinnere Euch, ich bin Lancelot vom See, und ich diene der Herrin von Avalon. In ihrem Namen, mein König, die Eure Freundin und Wohltäterin war, erbitte ich von Euch die Gunst… mir das Pendragonbanner zu überlassen, damit ich es in die Schlacht trage. So haltet Ihr Euren Schwur und werdet trotzdem Avalon gegenüber nicht wortbrüchig.«
    Artus zögerte. Gwenhwyfar schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. Lancelot blickte auf Taliesin; er deutete das Schweigen als Zustimmung und wollte den Raum verlassen, als Lot sagte: »Das nicht, Artus! Es gibt genug Gerüchte, daß Lancelot Euer Erbe und Günstling ist! Wenn er das Drachenbanner führt, werden alle glauben, Ihr habt ihm das königliche Banner übergeben, und das könnte das Reich spalten – ein Teil kämpft mit Euch unter dem Kreuz und der andere mit Lancelot unter dem Pendragon.«
    Lancelot erwiderte heftig:
»Ihr
tragt Euer eigenes Banner… ebenso wie Leodegranz, Uriens und Marcus von Cornwall. Warum sollte ich nicht das Banner von Avalon tragen?«
    »Das Pendragonbanner steht für das geeinte Britannien, das sich unter dem Großen Drachen sammelt«, entgegnete Lot. Artus nickte seufzend: »Wir müssen unter
einem
Zeichen kämpfen. Und dieses Zeichen ist das Kreuz. Es tut mir leid, Euch etwas abzuschlagen, Vetter…«, er griff nach des Ritters Hand, »… aber ich kann es nicht erlauben.«
    Lancelot preßte die Lippen zusammen und kämpfte sichtbar gegen seinen Zorn an. Dann ging er zum Fenster. Hinter ihm sagte Lot: »Ich hörte meine Nordmänner sagen: ›Dies sind die Speere der Sachsen, die auf uns warten. Die wilden Schwäne klagen, und die Raben warten auf uns…‹«
    Gwenhwyfar hielt Artus' Hand fest umklammert. Ruhig sagte sie: »Im Zeichen des Kreuzes wirst du siegen…«, und Artus erwiderte ihren Händedruck. »Und wenn alle Kräfte der Hölle, nicht nur die Sachsen, gegen uns stünden, meine Herrin, so würden meine Gefährten und ich nicht untergehen. Nicht mit Euch an meiner Seite, Lancelot.« Mit diesen Worten ging Artus zu ihm und versuchte, Lancelot zu sich und Gwenhwyfar zu ziehen.
    Der Ritter verharrte einen Augenblick lang regungslos und mit zornigem Gesicht, dann sagte er mit einem tiefen Seufzer: »So sei es,
    König Artus. Aber…«, er zögerte, und Gwenhwyfar, die dicht neben ihm stand, spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief, »… ich weiß nicht, was sie sagen werden, wenn sie in Avalon davon erfahren, mein König und Gebieter.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen im Raum, während die flammenden Speere aus dem Norden über den Himmel zuckten. Elaine zog schließlich entschlossen die Vorhänge zu und sperrte das Omen aus. Dann rief sie fröhlich: »Kommt, ihr edlen Herren, kommt zu Tisch! Denn wenn ihr bei Tagesanbruch in die Schlacht reitet, sollt ihr nicht hungrig ziehen. Wir haben das Beste aufgetragen, was wir haben.«
    Während des Mahls, als Lot, Uriens und Marcus mit Artus über Kampfesweisen und Truppenbewegungen sprachen, begegnete Gwenhwyfar immer wieder den Blicken aus Lancelots dunklen Augen. Kummer und Sorgen sprachen aus ihnen.

11
    Als Morgaine König Artus' Hof in Caerleon verließ, um Avalon und ihre Pflegemutter zu besuchen, kreisten

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