Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
Frau in Lothian würde sich darüber freuen, wenn er ihr als Gott erscheint. Auch Morgause würde sich einen solchen Leib nicht entgehen lassen.«
»Sie ist die Schwester seiner Mutter«, widersprach Morgaine, »und ich glaube, dafür ist Lance ein zu guter Christ. Er hat wohl den Mut, sich den Sachsen in der Schlacht zu stellen, aber
dieser
Schlacht weicht er lieber aus.«
Kevin hob die Augenbrauen: »Ach, so ist das? Zweifellos sprichst du aus Erfahrung. Aber aus Höflichkeit wollen wir behaupten, das Gesicht hat es dir verraten! Morgause würde sich sehr darüber freuen, König Artus' besten Ritter entehrt zu sehen… Gawain stünde dem Thron dann wieder näher. Und alle Männer lieben diese Dame… Sie ist nicht mehr jung, aber trotzdem schön, und in ihren roten Haaren zeigen sich noch keine grauen Fäden…«
»Oh«, entgegnete Morgaine sarkastisch, »auf den Märkten in Lothian verkauft man Henna aus Ägypten.«
»Und sie hat eine schmale Taille. Die Leute erzählen, sie bindet die Männer durch magische Künste an sich. Aber das ist sicher nur Gerede. Ich habe gehört, sie regiert das Land sehr gut. Magst du sie so wenig, Morgaine?«
»Nein. Sie ist meine Tante, und sie war gut zu mir.« Morgaine wollte hinzufügen:
Und sie zieht mein Kind groß,
denn dann hätte sie sich nach Gwydion erkundigen können… aber sie unterdrückte es. Selbst Kevin konnte sie das nicht gestehen. Statt dessen sagte sie: »Mir mißfällt, daß meine Tante Morgause in ganz Britannien als Hure verschrien ist.«
»So schlimm ist es wieder nicht«, antwortete Kevin lachend und schob seinen Becher Wein beiseite. »Wenn die Königin ein Auge auf gutaussehende Männer hat, ist sie nicht die erste und wird auch nicht die letzte sein. Und Morgause ist jetzt Witwe, niemand kann Rechenschaft von ihr darüber fordern, wer in ihrem Bett liegt. Aber ich darf den König nicht warten lassen. Wünsche mir Glück, Morgaine, denn ich muß ihm schlechte Nachricht bringen. Und du weißt, welches Schicksal seit alters her den erwartet, der dem König etwas sagen muß, was er nicht hören will.«
»Artus ist kein Tyrann«, entgegnete Morgaine. »Aber welche schlechte Nachricht hast du denn für ihn? Oder ist es ein Geheimnis?«
»Ich sage ihm nichts Neues«, erklärte Kevin, »denn er hat mehr als einmal gehört, daß Avalon sich nicht damit abfindet, daß er als christlicher König regiert, auch wenn er insgeheim anders denkt. Er darf den Kirchenmännern nicht erlauben, die Anbetung der Göttin zu verbieten, oder die Eichenhaine auch nur anzutasten. Wenn er es doch zuläßt, dann muß ich ihm im Namen der Herrin sagen: Die Hand, die ihm das Heilige Schwert der Druiden gab, kann ihm das Schwert in der Hand umdrehen, damit es ihn selbst trifft.«
»Das ist wahrlich keine erfreuliche Botschaft«, sagte Morgaine nachdenklich. »Aber vielleicht erinnert ihn das an seinen Schwur.«
»Ja, und Viviane hat noch eine andere Waffe gegen ihn in der Hand…« Aber als Morgaine ihn fragte, welche, wollte er nichts mehr sagen.
Nachdem Kevin sie verlassen hatte, blieb Morgaine sitzen und dachte an die Nacht, die vor ihr lag. Beim Abendessen würde es Musik geben, und später…
Kevin war ein angenehmer Liebhaber; sanft und bemüht, ihr zu gefallen, und sie war es leid, allein zu schlafen. Sie saß immer noch in der Halle, als Cai ihr einen anderen Besucher ankündigte: »Ein Verwandter von Euch, Herzogin Morgaine. Wollt Ihr ihn begrüßen und ihm Wein reichen?«
Morgaine willigte ein: Ist
Lancelot so schnell zurückgekehrt?
Aber der Besucher war Balan. Sie erkannte ihn kaum wieder – er war noch beleibter, so dick, daß sie dachte, er braucht sicher ein riesiges Pferd für sein Gewicht. Er erkannte sie sofort.
»Morgaine! Ich grüße Euch, Base«, rief er, setzte sich und nahm dankbar den Becher Wein entgegen, den sie ihm bot. Sie berichtete ihm, daß König Artus eine Unterredung mit dem Merlin und Kevin hatte, aber zum Abendessen in die Halle kommen würde. Dann erkundigte sie sich nach Neuigkeiten.
»Nur soviel, im Norden ist wieder ein Drache aufgetaucht«, sagte Balan. »Nein, er ist keine Mär wie der Drache des alten Pellinore… Ich habe selbst die Spur gesehen, die er getreten hat, und mit zwei Leuten gesprochen, die ihn sahen. Sie haben nicht gelogen oder eine unterhaltsame Geschichte erzählt, um sich wichtig zu machen. Sie fürchteten um ihr Leben. Sie berichteten, der Drache sei aus dem See gekommen und habe ihren Mundschenk verschlungen.
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