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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ich, eine christliche Ehefrau, kann meinem Gemahl keinen Sohn schenken…
    Sie drehte sich auf die andere Seite und beobachtete den schlafenden König. O ja, er war ihr teurer Gemahl, und sie liebte ihn. Er hatte sie unbesehen als Teil einer Mitgift in Kauf genommen. Aber Artus liebte sie, schätzte sie und ehrte sie – es war nicht ihre Schuld, daß sie die vornehmste Pflicht einer Königin nicht erfüllen konnte und ihm den Erben seines Reiches schenkte.
    Lancelot… nein, als er vor kurzem Camelot verließ, hatte sie sich geschworen, nicht mehr an den Ritter zu denken. Sie sehnte sich mit Leib und Seele nach ihm, aber sie hatte gelobt, Artus eine treue und ergebene Gemahlin zu sein. Mit Lancelot sollte es nie mehr auch nur diese Tändeleien geben, die ihnen beide den Hunger nicht stillten… es war ein Spiel mit dem Feuer, selbst wenn nichts Schlimmeres geschah.
    Die Nacht der Feldfeuer… ja, vielleicht war es ihre Pflicht als Christin und Königin an einem christlichen Hof an diesem Tag für Vergnügungen und Freuden zu sorgen, die alle genießen konnten, ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen. Sie wußte, Artus hatte für Pfingsten Turniere und Waffenübungen angekündigt, bei denen es Preise geben würde – das tat er jetzt jedes Jahr, seit der Hof nach Camelot gezogen war. Aber es lebten genügend Leute hier, um auch an diesem Tag für Unterhaltung zu sorgen – sie beschloß, einen silbernen Becher als Preis zu stiften. Es sollte Harfenmusik gegeben und getanzt werden. Die Frauen vergaben manchmal im Spaß ein Band für die Frau, die in einer Stunde die meiste Wolle spinnen oder die meisten Stiche an einem Wandbehang sticken konnte – ja, das war ein guter Gedanke. Es sollten unschuldige Vergnügungen stattfinden, damit keiner ihrer Untertanen dem verbotenen Ritual auf der Dracheninsel nachtrauern mußte. Sie stand auf, kleidete sich an und nahm sich vor, sofort mit Cai ihre Pläne zu besprechen. Gwenhwyfar beschäftigte sich den ganzen Morgen mit den Vorbereitungen. Artus stimmte freudig zu, als sie ihm von ihrem Plan berichtete und beriet lange mit Cai darüber, welche Preise sie für die Schwertkämpfe und das Turnierreiten aussetzen wollten. Ja, es sollte auch einen Preis für den besten unter den Jungen geben… vielleicht einen Mantel? Aber trotzdem quälte Gwenhwyfar ein Gedanke:
    Es ist der Tag, an dem die alten Götter verlangen, daß wir die Fruchtbarkeit feiern. Und ich… ich bin immer noch unfruchtbar.
    Und so suchte sie eine Stunde vor Mittag, eine Stunde bevor die Fanfaren die Männer auf den Turnierplatz rufen würden, nach Morgaine. Sie wußte eigentlich nicht ganz genau, was sie von ihr wollte. Morgaine hatte es übernommen, die Arbeiten in der Färberei zu überwachen – dort wurde die gesponnene Wolle gefärbt –, und sie beaufsichtigte auch die Frauen, die das Bier brauten – Morgaine wußte, wie man verhinderte, daß das Bier beim Ansetzen verdarb. Sie brannte Wein für Heiltränke und gewann aus Blütenblättern Riechwässer, die feiner dufteten als alle, die übers Meer gebracht wurden und kostbarer waren als Gold. Manche Frauen auf Camelot sprachen von Magie und Zauberei. Aber Morgaine erklärte, sie habe nur die Eigenschaften von Pflanzen, Gräsern und Blumen studiert, und jede Frau könne tun, was sie tat, wenn sie geschickte Hände habe, sich die Zeit nahm und die Mühe machte, sich ernsthaft damit zu beschäftigen.
    Als Gwenhwyfar die Schwester des Königs fand, stand Morgaine gerade mit hochgebundenem Festtagskleid und einem Tuch über den Haaren vor einem verdorbenen Faß Bier. »Schütte es weg«, sagte sie zu einer Frau. »Die Hefe muß kalt gewesen sein, und es ist sauer. Wir können morgen einen neuen Kessel ansetzen… für heute haben wir mehr als genug Bier… selbst für das Fest der Königin… obwohl ich wirklich nicht weiß, wer ihr das in den Kopf gesetzt hat.«
    Gwenhwyfar fragte: »Steht dir der Sinn nicht nach Feiern, Morgaine?«
    Morgaine drehte sich um. »Eigentlich nicht«, erwiderte sie. »Ich wundere mich, daß
dir
danach ist… ich dachte, an Beltane würdest du fasten und beten, wenn auch nur, um zu zeigen, daß du nicht zu denen gehörst, die zu Ehren der Göttin, der Ernte und der Felder feiern.«
    Gwenhwyfar wurde rot. – Sie wußte nie, ob Morgaine sich nicht über sie lustig machte. »Vielleicht ist es Gottes Wille, daß die Menschen die Ankunft des Sommers festlich begehen. Es ist nicht nötig, von der Göttin zu sprechen… oh, ich weiß

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