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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Wiege. »So, sei ein braves Kind und schlafe«, sagte sie lachend. Aber Gwenhwyfar hörte die Bitterkeit in ihrer Stimme. Morgaine verabschiedete sich.
    Gwenhwyfar stand an Lancelots Bett und sagte: »Sie hat recht, mein Lieber, du mußt jetzt schlafen.«
    »Ich bin es leid, daß Morgaine immer recht hat«, erwiderte Lancelot. »Setz dich noch ein bißchen zu mir, Liebes…« Er wagte nur selten, so etwas zu sagen. Sie setzte sich auf das Bett, und er durfte ihre Hand halten. Nach einer Weile zog er sie an sich und küßte sie. Sie lag auf dem Bettrand und ließ sich wieder und wieder küssen.
    Aber dann seufzte er erschöpft und widersprach nicht, als sie sich aufrichtete. »Mein teuerstes Herz. So kann es nicht weitergehen. Du mußt mir erlauben, den Hof zu verlassen.«
    »Wozu? Willst du Pellinores geliebten Drachen töten? Was soll Pellinore dann mit seiner freien Zeit? Er jagt nichts lieber als seinen Drachen«, erwiderte Gwenhwyfar im Spaß, aber der Schmerz durchzuckte ihr Herz.
    Er griff nach ihren Händen und zog sie neben sich. »Nein, du darfst jetzt nicht spaßen, Gwen… du weißt es, und ich weiß es… Gott helfe uns beiden. Ich glaube, sogar Artus weiß es. Ich habe nie eine andere Frau geliebt, und ich werde auch keine andere Frau lieben. Ich liebe dich, seit ich dich zum ersten Mal im Haus deines Vaters gesehen habe. Und wenn ich meinen König und Freund nicht verraten soll, muß ich den Hof verlassen und darf dir nie mehr unter die Augen treten…«
    Gwenhwyfar antwortete: »Ich werde dich nicht halten, wenn du glaubst, du mußt gehen…«
    »Wie ich schon früher gegangen bin«, erwiderte er heftig. »Jedesmal, wenn ich in den Krieg zog, sehnte ich mich beinahe danach, den Sachsen in die Hände zu fallen, um nicht mehr zu meiner hoffnungslosen Liebe zurückkehren zu müssen… Gott vergebe mir, aber es gab Zeiten, in denen ich meinen König haßte, den zu lieben und dem zu dienen ich geschworen habe. Dann wieder dachte ich: Keine Frau soll zwischen uns stehen und unsere Freundschaft zerstören und gelobte, nur noch die Gemahlin meines Königs in dir zu sehen. Jetzt gibt es keine Kriege mehr, und ich muß Tag für Tag hier sitzen und dich an seiner Seite sehen. Ich muß mir vorstellen, wie du als glückliche und zufriedene Frau in seinem Bett liegst…«
    »Weshalb glaubst du, ich sei glücklicher und zufriedener als du?« fragte sie mit zitternder Stimme. »Du kannst wenigstens selbst entscheiden, ob du bleiben oder gehen willst. Ich wurde in Artus' Hände gegeben und durfte nicht einmal ja oder nein dazu sagen. Ich kann mich nicht in den Sattel schwingen und Camelot verlassen, wenn nicht alles nach meinem Willen geht. Ich muß hinter diesen Mauern bleiben und tun, was man von mir erwartet… Wenn du gehen mußt, kann ich nicht sagen: Bleibe, und wenn du bleibst, kann ich nicht sagen: Geh! Aber du hast wenigstens die Freiheit zu gehen oder zu bleiben, je nachdem, was dich am glücklichsten macht!«
    »Glaubst du, es gibt für mich Glück, gleichgültig, ob ich gehe oder bleibe?« fragte Lancelot, und einen Augenblick lang glaubte sie, er würde in Tränen ausbrechen. Aber er beherrschte sich und sagte: »Liebste, was soll ich nur tun? Gott verhüte, daß ich dir noch mehr Kummer bereite. Wenn ich Camelot verlassen habe, dann ist deine Aufgabe einfach: Du mußt Artus eine gute Frau sein, nicht mehr und nicht weniger. Wenn ich aber bleibe…«, ihm versagte die Stimme.
    »Wenn du es für deine Pflicht hältst zu gehen«, erwiderte sie, »dann mußt du gehen.« Die Tränen strömten ihr über das Gesicht, und alles verschwamm ihr vor den Augen.
    Lancelot sagte, und seine Stimme klang so schwach, als sei er tödlich verwundet: »Gwenhwyfar…« Er redete sie selten mit ihrem Namen an, sondern immer mit ›meine Herrin‹, oder ›meine Königin‹, und in ungezwungenen Unterhaltungen sagte er immer ›Gwen‹. Als er jetzt ihren Namen aussprach, glaubte sie, nie ein schöneres Wort gehört zu haben. »Gwenhwyfar, warum weinst du?« Nun mußte sie lügen, und sie mußte gut lügen, denn sie konnte ihm nicht die Wahrheit sagen.
    »Weil…«, und sie schluckte. Dann sagte sie mit erstickter Stimme: »Weil ich nicht weiß, wie ich ohne dich leben soll.«
    Er schluckte hart, ergriff ihre Hände und sagte: »Oh, dann… oh, mein Herz… Ich bin kein König. Aber mein Vater hat mir einen kleinen Landsitz in der Bretagne geschenkt. Willst du mit mir dorthin gehen und Camelot verlassen? Ich… ich weiß nicht.

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