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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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trunkener Hochstimmung: »Gott schenkt uns alles, was wir uns wünschen… alles, worauf wir ein Recht haben… wir müssen nicht die alten Götter anrufen. Hab ich nicht recht, Lance?«
    Gwenhwyfar spürte Lancelots Augen einen Augenblick lang auf sich ruhen, ehe er antwortete: »Wer von uns hat alles, was er sich wünschen kann, mein König? Kein König und kein Gott können uns alles gewähren.«
    »Aber ich will, daß meine… meine Untertanen alles haben, was sie brauchen«, erwiderte Artus hitzig. »Und meine Königin ebenfalls. Sie schenkt uns unsere eigenen Feldfeuer hier auf Camelot…«
    »Artus«, sagte Morgaine sanft. »Du bist betrunken.«
    »Gewiß, und warum auch nicht?« fragte er herausfordernd. »Auf meinem eigenen Fest und an meinem eigenen… eigenen Feuer. Wofür sonst habe ich all die Jahre gegen die Sachsen gekämpft? Doch nur, um hier an meiner eigenen runden Tafel zu sitzen und den… den Frieden… gutes Bier und guten Wein… und gute Musik zu genießen… wo ist Kevin? Bekomme ich etwa keine Musik auf meinem Fest zu hören?«
    Lancelot erwiderte lachend: »Ich bin sicher, er ist auf der Dracheninsel, um die Göttin an den Feuern zu verehren und um dort zu spielen.«
    »Das ist Verrat«, rief Artus mit schwerer Stimme. »Und noch ein guter Grund, die Feldfeuer zu verbieten. Denn dann habe ich die Musik hier!«
    Morgaine lachte und warf leichthin ein: »Du kannst dem Gewissen eines anderen nicht befehlen, mein Bruder! Kevin ist ein Druide und hat das Recht, seine Musik den Göttern zu schenken.« Sie stützte das Kinn in die Hände, und Gwenhwyfar fand, sie sah aus wie eine Katze, die sich Sahne aus den Barthaaren leckt. »Aber ich glaube, er hat Beltane bereits auf seine Weise gefeiert… er ist bestimmt schon im Bett, denn die Gesellschaft hier ist zu betrunken, um zwischen seinem Spiel und meinem und Gawains Schlafgeräuschen zu unterscheiden. Er spielt die Musik von Lothian selbst im Schlaf«, fügte sie hinzu, als besonders heftiges Schnarchen die Stille durchdrang.
    Sie winkte einem der Kammerdiener, der zu Gawain trat und ihn auf die Füße stellte. Er verbeugte sich benommen vor Artus und stolperte aus der Halle. Lancelot hob den Becher und leerte ihn. »Auch ich habe genug von Musik und vom Feiern. Ich saß schon vor Tagesanbruch im Sattel, da ich zum Turnier kommen wollte. Ich glaube, ich werde bald um Erlaubnis bitten, mich in mein Bett zurückziehen zu dürfen, Artus.«
    Gwenhwyfar erkannte an diesem hingeworfenen
Artus,
wie betrunken er sein mußte, denn in Gegenwart anderer achtete er immer sehr darauf, Artus förmlich mit ›mein Herr‹ oder ›mein König‹ anzureden; nur wenn sie allein waren, sagte er ›Vetter‹ oder ›Artus‹. Aber zu dieser späten Stunde war kaum einer noch nüchtern genug, um es zu bemerken. Sie hätten ebensogut allein hier sitzen können. Artus antwortete Lancelot nicht. Er saß zusammengesunken und mit halbgeschlossenen Augen in seinem Thronsessel. Nun, dachte Gwenhwyfar, er hat es ja selbst gesagt… es war sein Fest und sein Herd. Wenn ein Mann noch nicht einmal in seinem eigenen Haus betrunken sein durfte, weshalb kämpfte er dann so viele Jahre um Sicherheit und Frieden in seinem Land?
    Und wenn Artus heute abend zu betrunken war, um sie in seinem Bett in die Arme zu schließen… sie spürte das Band mit dem Amulett an ihrem Hals, das schwer und heiß zwischen ihren Brüsten ruhte. Es
ist Beltane. Konnte er nicht wenigstens dafür nüchtern bleiben? Hätte man ihn zu einem dieser alten heidnischen Feste eingeladen, hätte er es sicher nicht vergessen…
Gwenhwyfars Wangen brannten bei diesen schamlosen Gedanken.
Ich muß auch betrunken sein!
Sie sah wütend zu Morgaine hinüber, die kühl und nüchtern an den Saiten ihrer Harfe zupfte. Wie konnte Morgaine so lächeln?
    Lancelot beugte sich zu ihr und sagte: »Ich glaube, unser Gebieter und König hat genug vom Fest und vom Wein, meine Königin. Bitte entlaßt die Diener und die Ritter, Herrin. Ich suche Artus' Kämmerer, damit er ihm ins Bett hilft.«
    Lancelot erhob sich. Gwenhwyfar konnte sehen, daß auch er betrunken war. Aber ihm stand das gut. Er bewegte sich nur etwas vorsichtiger als sonst. Während sie von einem Gast zum anderen ging und allen eine gute Nacht wünschte, schwamm ihr der Kopf, und sie spürte, daß ihre Schritte unsicher waren. Wenn sie Morgaines rätselhaftes Lächeln sah, hörte sie immer noch die Worte dieser abscheulichen Zauberin:
Versuche nicht mir die Schuld

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