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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erbarmen?«
    Morgaine seufzte. »Das kann sein. Du mußt nicht zur Dracheninsel. Ich weiß, du kannst empfangen… vielleicht könnte dir ein Zauber helfen, das Kind nicht vor der Geburt zu verlieren. Aber ich warne dich noch einmal, Gwenhwyfar: Zauber wirken nicht, wie Männer und Frauen es wünschen. Sie unterliegen eigenen Gesetzen, und diese Gesetze sind uns so fremd wie der Lauf der Zeit im Land der Feen. Versuche nicht mir die Schuld zu geben, Gwenhwyfar, wenn der Zauber anders wirkt, als du glaubst.«
    »Wenn er mir nur die geringste Hoffnung auf ein Kind von meinem Gemahl gibt…«
    »Das wird er…«, sagte Morgaine und wandte sich zum Gehen. Gwenhwyfar folgte ihr wie ein kleines Mädchen an der Hand der Mutter. Was für ein Zauber würde es sein, fragte sich Gwenwyfar, und wie würde er wirken? Warum sah Morgaine so seltsam und ernst aus… als sei sie die Große Göttin selbst? Aber, so sagte sie sich und holte rief Luft, sie würde hinnehmen, was geschah, wenn sie dadurch bekam, wonach sie sich am meisten sehnte.
    Eine Stunde später wurden die Fanfaren geblasen. Morgaine und Gwenhwyfar saßen nebeneinander am Rand des Turnierplatzes. Elaine beugte sich zu ihnen und fragte: »Seht doch! Wer ist das, der an Gawains Seite auf den Platz reitet?«
    »Lancelot«, sagte Gwenhwyfar mit tonloser Stimme. »Er ist zurückgekommen.«
    Er sah besser aus denn je. Eine rote Narbe zog sich über seine Wange. Eigentlich hätte sie häßlich sein müssen, aber sie verlieh ihm die Schönheit einer Wildkatze. Er ritt, als sei er mit dem Pferd verwachsen.
    Elaines Geplapper rauschte an Gwenhwyfars Ohren vorbei, ohne daß sie etwas hörte. Sie wendete den Blick nicht von ihm.
Wie bitter! List des Schicksals! Warum jetzt, nachdem ich entschlossen bin und gelobt habe, nicht mehr an ihn zu denken, sondern meinem Herrn und König eine treue Gemahlin zu sein …
Um ihren Hals unter dem schweren goldenen Reif, den Artus ihr am fünften Hochzeitstag geschenkt hatte, spürte sie das Gewicht von Morgaines Amulett, das in einen kleinen Beutel eingenäht zwischen ihren Brüsten hing. Sie wußte nicht, was Morgaine hineingetan hatte, und wollte es auch nicht wissen.
Warum jetzt? Ich hatte gehofft, ich würde bereits das Kind meines Mannes tragen, wenn er an Pfingsten zurückkam. Dann würde er mich nicht mehr ansehen, weil dann deutlich wäre, daß ich entschlossen bin, mein Ehegelübde nicht zu brechen.
Und doch mußte sie gegen ihren Willen an Artus' Worte denken:
Wenn du mir ein Kind schenkst, werde ich keine Fragen stellen… verstehst du, was ich dir damit sagen will?
    Gwenhwyfar hatte nur zu gut gewußt, was er meinte: Lancelots Sohn konnte der Thronerbe sein. Wurde diese neue Versuchung ihr jetzt auferlegt, weil sie bereits in Todsünde gefallen war, da sie sich auf Morgaines Zauberei einließ? Weil sie heftige und schamlose Drohungen ausgestoßen hatte, in der Hoffnung, Morgaine zu zwingen, ihr zu helfen… ?
    Was
kümmert es mich, wenn ich dadurch meinem König einen Sohn schenken kann… was habe ich mit einem Gott zu tun, der mich dafür verdammt?
    Ihre lästerlichen Gedanken erschreckten sie. Aber es war auch Gotteslästerung gewesen, daran zu denken, auf die Dracheninsel zu gehen…
    »Seht Ihr, Gawain ist gestürzt. Selbst er konnte sich gegen Lancelot nicht halten«, rief Elaine aufgeregt. »Cai ebenfalls! Wie kann Lancelot einen lahmen Mann aus dem Sattel heben und zu Fall bringen?«
    »Sei nicht dümmer, als du sein
mußt,
Elaine!« wies sie Morgaine zurecht. »Glaubst du, Cai würde es Lancelot danken, wenn er ihn schonen würde? Wenn Cai ins Turnier reitet, ist er sicher bereit wie jeder andere alles in Kauf zu nehmen! Niemand hat ihn dazu gezwungen!«
    Es war vom ersten Augenblick an vorauszusehen, daß Lancelot den Preis gewinnen würde. Es gab gutmütiges Murren unter den Rittern, als sie es erkannten. »Wenn Lancelot auf einem Turnier erscheint, ist es für uns sinnlos, daran teilzunehmen«, sagte Gawain lachend und legte seinem Vetter den Arm um die Schultern. »Hättest du nicht einen oder zwei Tage später kommen können, Lance?«
    Auch Lancelot lachte und strahlte. Er warf übermütig den goldenen Becher in die Luft. »Auch deine Mutter bat mich, für die Feuer an ihrem Hof zu bleiben. Ich bin nicht gekommen, um Euch den Preis zu stehlen. Ich brauche keine Preise… Gwenhwyfar, meine Königin, nehmt das und gebt mir statt dessen das Band um Euren Hals! Der Becher mag den Altar oder die Tafel der Königin

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