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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mit den Tränen und sagte schluchzend: »Ich kann Tag und Nacht an nichts anderes denken…«
    Nach langem Schweigen sagte Morgaine: »Gewiß, ich sehe, es ist schwer für dich.«
    Sie schien Gwenhwyfars Gedanken deutlich hören zu können:
Wenn ich ein Kind hätte, würde ich nicht Tag und Nacht an diese Liebe denken, die meine Ehre in Gefahr bringt. Dann würden sich meine Gedanken alle auf Artus
'
Sohn richten!
»Ich wünschte, ich könnte dir helfen, Schwester… aber ich will nichts mit Zauber und Magie zu tun haben. In Avalon wird uns gelehrt, daß die einfachen Menschen unter Umständen solche Dinge brauchen. Aber die Klugen halten sich davon fern. Sie tragen das Los in Demut, das ihnen die Götter zugeteilt haben.« Und noch während sie sprach, kam sie sich wie eine Heuchlerin vor. Sie erinnerte sich an den Morgen, als sie in den Wald gegangen war, um Wurzeln und Kräuter zu suchen, um Artus' Kind abzustoßen. Damals wollte sie sich nicht dem Willen der Göttin beugen! Aber am Ende hatte sie es doch nicht getan!
    Und dann fragte sie sich plötzlich niedergeschlagen:
Ich wollte nicht gebären und starb beinahe im Kindbett und doch gebar ich einen Sohn. Gwenhwyfar sehnt sich Tag und Nacht nach einem Kind, aber ihr Leib wölbt sich nicht, und ihre Arme bleiben leer. Ist das die Gerechtigkeit der Götter?
    Aber es drängte sie zu sagen: »Gwenhwyfar, ich möchte, daß du eines nicht vergißt… Zauber wirken oft anders, als du es dir wünschst. Wieso glaubst du, die Göttin, der ich diene, kann dir einen Sohn schenken, wenn dein Gott, der angeblich größer als alle anderen ist, solches nicht vermag?«
    Es klang wie eine Gotteslästerung, und Gwenhwyfar schämte sich sehr. Trotzdem! dachte sie und sprach es auch aus, wobei ihr die Worte kaum über die Lippen wollten: »Ich glaube, Gott nimmt sich der Frauen vielleicht nicht an… seine Priester sind alles Männer. Und die Schrift sagt uns, die Frauen sind Versucherinnen und das Böse… vielleicht erhört er mich deshalb nicht. Und darum will ich mich an die Göttin wenden… denn Gott bin ich gleichgültig…« Und wieder weinte sie heftig. »Morgaine«, rief sie. »Ich schwöre dir, wenn du mir nicht helfen kannst, fahre ich heute nacht mit dem Boot zur Dracheninsel. Ich werde einen meiner Diener bestechen, damit er mich hinüberbringt. Wenn die Feuer entzündet werden, bitte auch ich die Göttin darum, mir ein Kind zu schenken… Ich schwöre es, Morgaine. Ich werde es tun…« Und sie sah sich bereits im Feuerschein die Flammen umkreisen und im Arm eines fremden und gesichtslosen Mannes im Dunkel verschwinden und dann in seinen Armen liegen – bei diesem Gedanken verkrampfte sich ihr ganzer Körper vor Schmerz und verschämter Lust.
    Morgaine hörte ihr mit wachsendem Entsetzen zu.
Sie würde es nie wagen. Sie würde im letzten Augenblick den Mut verlieren… selbst ich hatte Angst, obwohl ich immer wußte, daß meine Jungfräulichkeit dem Gott
geweiht war.
Aber die völlige Verzweiflung in der Stimme ihrer Schwägerin ließ sie denken:
O doch, sie wäre dazu fähig. Und wenn sie es wirklich tut, wird sie sich für den Rest ihres Lebens hassen.
    In der Kammer herrschte, abgesehen von Gwenhwyfars Schluchzen, völlige Stille. Morgaine wartete, bis sich die Königin etwas beruhigte, und sagte dann: »Schwester, ich will für dich tun, was ich vermag. Du kannst ein Kind von Artus haben. Du mußt nicht an die Feuer gehen oder dir einen anderen Mann suchen. Du darfst nie darüber sprechen, daß ich es dir gesagt habe. Versprich es und stelle keine Fragen. Aber Artus hat tatsächlich ein Kind gezeugt.«
    Gwenhwyfar starrte sie an. »Mir sagte er, er habe keine Kinder…«
    »Es ist möglich, daß er es nicht weiß. Aber ich habe das Kind selbst gesehen. Es wächst an Morgauses Hof auf.«
    »Dann hat er bereits einen Sohn, und wenn ich ihm keinen schenke…«
    »Nein!« unterbrach Morgaine sie barsch. »Ich habe dir gesagt, du darfst nie darüber sprechen. Er könnte das Kind nie anerkennen. Wenn du ihm kein Kind schenkst, muß das Reich an Gawain fallen. Gwenhwyfar, stelle mir keine weiteren Fragen, denn ich sage dir nur soviel… es ist nicht Artus' Schuld, wenn du kein Kind bekommst!«
    »Seit der letzten Ernte habe ich noch nicht einmal empfangen… und in all diesen drei Jahren war ich überhaupt nur dreimal schwanger…«, Gwenhwyfar schluckte und wischte sich das Gesicht mit dem Schleier. »Wenn ich mich der Göttin darbiete… wird sie sich dann meiner

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