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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zu geben, wenn der Zauber anders wirkt, als du erhoffst.
Lancelot kam zurück, während die Gäste aus der Halle strömten. »Ich kann den Leibdiener meines Herrn nicht finden… jemand in der Küche sagte, sie sind alle auf der Dracheninsel bei den Feuern… ist Gawain noch hier oder Balan? Sie sind die einzigen, die groß und stark genug sind, um unseren Herrn und König zu Bett zu bringen…«
    »Gawain war selbst zu betrunken. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Balan habe ich nicht gesehen. Du kannst ihn ganz sicher nicht tragen, denn er ist größer und schwerer als du…«
    »Trotzdem, ich will es versuchen«, Lancelot beugte sich lachend über Artus.
    »Komm, Vetter… Gwydion! Es ist niemand da, der dich ins Bett tragen kann… stütze dich auf meinen Arm… so, schön aufstehen, alter Junge«, sagte er wie zu einem Kind. Artus öffnete die Augen und erhob sich mühsam. Auch Lancelots Schritte waren nicht allzu sicher, dachte Gwenhwyfar, während sie den Männern folgte… ihre eigenen übrigens schon gar nicht… sie mußten ein hübsches Bild abgeben, falls einer von den Dienern noch nüchtern genug war, um es zu bemerken: Der König und die Königin und der königliche Reiteroberst stolperten an Beltane in ihre Betten… zu betrunken, um noch gerade gehen zu können…
    Artus wurde wieder etwas nüchterner, als Lancelot ihn über die Schwelle ihres Schlafgemachs schob. Er ging in eine Ecke, wo eine Schüssel mit Wasser stand, tauchte das Gesicht hinein und trank auch ein paar Schluck Wasser.
    »Danke, mein Vetter«, sagt er immer noch etwas lallend. »Meine Gemahlin und ich müssen dir für vieles danken. Und ich weiß, du liebst uns beide…«
    »Gott sei mein Zeuge«, sagte Lancelot, und er sah Gwenhwyfar, wie sie glaubte, verzweifelt an. »Soll ich einen deiner Diener suchen, Vetter?«
    »Nein, bleib einen Augenblick«, sagte Artus. »Es gibt etwas, das ich dir sagen will. Und wenn ich jetzt nicht den Mut dazu habe, nüchtern werde ich es nie tun! Gwen, kommst du ohne deine Frauen zurecht? Ich habe nicht die Absicht, daß lockere Zungen es aus diesem Raum hinaustragen. Komm, Lancelot, setze dich neben mich.« Er saß auf dem Bettrand und streckte die Hand nach seinem Freund aus. »Du auch, mein Herz… Jetzt hört mir beide zu. Gwenhwyfar hat kein Kind… und glaubt ihr, ich hätte nicht bemerkt, wie ihr beide euch anseht? Ich habe einmal mit Gwen darüber gesprochen, aber sie ist zu ehrbar und fromm. Sie wollte nicht auf mich hören. Aber jetzt an Beltane, wenn alles Leben auf dieser Erde nach Fruchtbarkeit und Fortpflanzung ruft… wie soll ich es sagen… Es gibt bei den Sachsen ein altes Sprichwort, das lautet: Ein Freund ist jemand, dem du deine Lieblingsfrau und dein Lieblingsschwert gibst…«
    Gwenhwyfars Gesicht brannte. Sie konnte keinem der beiden Männer ins Gesicht sehen. Langsam sprach Artus weiter. »Ein Sohn von dir, Lance, wäre der Erbe meines Reichs. Und das wäre besser, als daß es an Lots Söhne fällt… Oh, ja, Bischof Patricius würde es bestimmt als schwere Sünde bezeichnen, als sei sein Gott eine verknöcherte Anstandsdame, die nachts durch die Gegend schleicht, um zu sehen, wer in wessen Bett liegt… ich halte es für eine größere Sünde, diesem Reich keinen Erben zu hinterlassen. Denn wenn wir wieder in ein solches Dunkel zurückfallen, wie es vor Uthers Thronbesteigung drohte… mein Freund, mein Vetter… was sagst du dazu?«
    Gwenhwyfar sah, wie Lancelot mit der Zunge die Lippen befeuchtete; und sie spürte, wie trocken ihr Mund war. Nach geraumer Zeit erwiderte er: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll… mein König… mein Freund… mein Vetter… Gott weiß, es gibt keine andere Frau auf dieser Welt…«, seine Stimme brach. Er sah Gwenhwyfar an, und sie glaubte das nackte Verlangen in seinen Augen nicht ertragen zu können. Sie glaubte, ohnmächtig zu werden und streckte die Hand aus, um sich am Bettpfosten zu stützen.
Ich bin immer noch betrunken,
dachte sie.
Ich träume. Es kann nicht sein, daß er tatsächlich gesagt hat, was ich gerade zu hören glaubte…
Peinigende Scham überfiel sie. Sie glaubte,
es
nicht zu überleben, daß beide so über sie sprachen. Lancelots Blick hatte sie nicht losgelassen. »Jetzt muß… meine Herrin entscheiden.«
    König Artus breitete die Arme aus. Er hatte schon die Stiefel und das prächtige Gewand abgelegt, das er auf dem Fest getragen hatte, und in seiner Tunika wirkte er wie der Junge vor Jahren bei ihrer

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