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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich an Gawain und sagte mit vollendeter Höflichkeit: »Es ist an dir, Neffe, mir die Erlaubnis zu erteilen… du vertrittst Vaterstelle an dem Jungen, und ich möchte mir dein Recht nicht gegen deinen Willen anmaßen…«
    Gawain blickte hilflos von einem zum anderen. Morgaine sah, wie Gareth sich auf die Lippen biß – vielleicht begriff der Jüngling erst jetzt, daß er seinen Bruder verletzt haben könnte, und daß der König ihm eine große Ehre erwiesen hatte, als er ihm anbot, ihn zum Ritter zu schlagen – und er hatte diese Ehre zurückgewiesen. Was war er doch trotz seiner Größe, Stärke und Tapferkeit noch für ein Kind.
    Gawain brummte: »Wer möchte schon von mir zum Ritter geschlagen werden, wenn sich ein Lancelot dazu bereit erklärt?«
    Lancelot legte beiden freundschaftlich die Arme um die Schultern und sagte: »Ihr erweist mir beide zuviel Ehre. Nun geh schon, mein Junge…«, damit entließ er Gareth, »… geh zu deinen Waffen. Ich werde nach Mitternacht kommen und mit dir Wache halten.«
    Gawain blickte dem Jungen nach, der mit großen, ungestümen Schritten davonging. Dann sagte er: »Du solltest einer dieser alten Griechen sein, von denen wir als Kinder in den Sagen lasen. Wie hieß er noch… Achilles… der den jungen Ritter Patroklos aus ganzem Herzen liebte. Und keiner von beiden beachtete eine der edlen Damen am Hof von Troja… Weiß Gott, jeder junge Bursche an diesem Hof verehrt dich als seinen Helden. Wie schade, daß du an der griechischen Liebe keinen Geschmack findest!«
    Lancelots Gesicht färbte sich dunkelrot. »Du bist mein Vetter, Gawain, und darfst so etwas zu mir sagen. Von einem anderen würde ich das nicht einmal im Spaß hinnehmen.«
    Gawain lachte laut: »Ja, ein Spaß… für einen Mann, der nur unsere höchst tugendsame Königin verehrt…«
    »Du wagst es!« Lancelot packte ihn am Arm, als wollte er ihm das Handgelenk brechen. Gawain versuchte sich zu befreien. Aber obwohl Lancelot der kleinere von beiden war, drehte er ihm den Arm auf den Rücken und knurrte wie ein wütender Wolf.
    »Halt! Kein Streit in der Halle des Königs!« Cai warf sich ungeschickt zwischen die beiden Männer, und Morgaine sagte schnell:
    »Aber Gawain, was willst du denn erst über die Priester sagen, die nur die Jungfrau Maria verehren? Willst du damit sagen, ihre Liebe zu Christus sei sinnlich und beruhe auf einer skandalösen fleischlichen Beziehung? Wie wir hören, war Christus nie verheiratet, und unter seinen zwölf Auserwählten gab es einen, der beim Mahl an seiner Schulter ruhte…«
    Gwenhwyfar schrie entsetzt auf: »Still, Morgaine. Was sind das für gotteslästerliche Spaße!« Lancelot ließ Gawains Arm los, der Ritter rieb sich das Handgelenk; Artus drehte sich um und sah sie stirnrunzelnd an.
    »Ihr seid wirklich wie Kinder, Vettern, die sich raufen und hänseln … soll ich euch in die Küche schicken und von Cai eine Tracht Prügel verpassen lassen? Versöhnt euch wieder! Ich habe nichts gehört. Aber was immer das für ein Spaß gewesen sein mag, Lance, so schlimm war er doch sicher nicht!«
    Gawain lachte rauh und sagte: »Ich habe nur Spaß gemacht, Lance… ich weiß, daß nur allzu viele Frauen hinter dir her sind, und an meiner Bemerkung ist nichts Wahres dran.« Lancelot lächelte achselzuckend, aber er wirkte noch immer wie ein Vogel mit gesträubten Federn.
    Cai lachte: »Jeder Mann am Hof beneidet dich um dein hübsches Gesicht, Lance.« Er rieb sich die Narbe, die seinen Mund so entstellte: »Vielleicht ist das am Ende gar kein so großer Segen, Vetter?«
    Die Spannung löste sich in allgemeinem gutmütigem Lachen. Aber als Morgaine später über den Burghof ging, sah sie, daß Lancelot dort immer noch ärgerlich auf und ab ging. »Was ist, Vetter, was quält dich?«
    Er seufzte. »Am liebsten würde ich den Hof verlassen.«
    »Aber Gwenhwyfar wird es nicht erlauben.«
    »Selbst mit dir, Morgaine, spreche ich nicht über die Königin«, antwortete er gereizt, und nun war es an Morgaine zu seufzen. »Ich bin nicht der Wächter über dein Gewissen, Lancelot. Weshalb sollte ich dir Vorwürfe machen, wenn nicht einmal Artus dir zürnt?«
    »Du verstehst es nicht!« rief der Ritter leidenschaftlich. »Man hat sie Artus gegeben wie eine Ware, die man auf dem Markt kauft. Sie war Teil eines Pferdehandels, weil ihr Vater Familienbande zum Großkönig als einen Teil des Kaufpreises forderte! Sie ist zu pflichtbewußt, um sich dagegen aufzulehnen…«
    »Ich habe kein

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