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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht einmal, wer in Avalon neben Viviane regiert… sicher Raven, nicht diese blonde Frau, die meiner Mutter ähnelt, und die ich immer und immer wieder in meinen Träumen sehe. Wer weiß, ob eine solche Frau auf dieser Erde oder in Avalon lebt? Vielleicht ist sie nur aus einem wirren Traum meiner Mutter

Ich erinnere mich an niemanden im Haus der Jungfrauen, der ihr auch nur im geringsten ähnelte...
    Ich sollte dort sein. Ich sollte neben Viviane stehen. Ich habe diesen Platz aus eigenem Entschluß verlassen…
    »Seht doch!« rief Elaine am Fenster. »Die ersten Reiter kommen schon. Und bis zu Artus' großem Fest sind es noch drei Tage!« Die anderen Frauen in der Kammer drängten sich um Elaine und blickten hinunter auf die große weite Fläche vor der Burg, wo bereits Zelte und Rundhütten auf dem Gras standen. Elaine sagte: »Ich sehe das Banner meines Vaters. Da reitet er, und mein Bruder Lamorak ist an seiner Seite… er ist alt genug, um einer von Artus' Rittern zu werden. Ob der König ihn wohl in die Runde aufnimmt?«
    »Für die Schlacht am Berg Badon war er wohl noch nicht alt genug?« erkundigte sich Morgaine.
    »Gewiß, er war nicht alt genug. Trotzdem kämpfte er wie jeder Mann und jeder Junge, der ein Schwert halten konnte«, erklärte Elaine mit sichtlichem Stolz.
    »Dann zweifle ich nicht daran, daß Artus ihn zu einem seiner Gefährten macht… und sei es nur Pellinore zuliebe«, sagte Morgaine.
    Die große Schlacht am Berg Badon hatte an Pfingsten vor einem Jahr stattgefunden. Der Großkönig hatte geschworen, diesen Tag immer als einen hohen Festtag zu begehen und alle seine Gefährten zu bewirten. Außerdem durfte an Pfingsten jeder Bittsteller vor ihn treten, und er sprach Recht; und alle Könige des Reiches sollten an diesem Tag ihren Treueschwur erneuern.
    »Du mußt der Königin beim Ankleiden behilflich sein«, sagte Morgaine zu Elaine. »Und ich muß auch gehen. Ich habe noch viel zu tun!«
    »Cai kümmert sich doch um alles«, erwiderte Elaine. »Ja, er wird für Speise und Trank und für die Unterkunft der vielen Gäste sorgen«, antwortete Morgaine fröhlich. »Aber ich muß die Halle mit Blumen schmücken, dafür sorgen, daß die silbernen Becher geputzt werden und vermutlich muß ich auch die Mandelkuchen und Süßigkeiten backen… Gwenhwyfar wird mit anderen Dingen beschäftigt sein.«
    Morgaine freute sich wirklich darüber, in den nächsten drei Tagen soviel zu tun zu haben. Es lenkte sie von dem Schrecken und Entsetzen des Traumes ab. Wenn sie in letzter Zeit von Avalon träumte, verscheuchte sie die Bilder voller Verzweiflung… sie hatte nicht gewußt, daß Kevin in den Norden nach Lothian ritt.
Nein,
sagte sie sich,
ich weiß es auch jetzt nicht. Es war nur ein Traum.
Aber im Laufe des Tages begegnete sie im Burghof dem alten Taliesin.
    Sie verneigte sich vor ihm, und als er die Hand hob, um sie zu segnen, sagte sie schüchtern: »Vater…«
    »Ja, mein liebes Kind?«
    Vor zehn Jahren wäre ich wütend geworden, daß Taliesin mit mir spricht, als sei ich immer noch ein siebenjähriges Kind, das ihm auf den Schoß klettert und ihn am Bart zieht.
Jetzt empfand sie es unerklärlicherweise als tröstlich. »Wird Kevin, der Merlin, zu Pfingsten hier sein?«
    »Ich weiß es nicht, mein Kind«, antwortete Taliesin mit freundlichem Lächeln. »Er ist in den Norden nach Lothian geritten. Aber ich weiß, daß er dich liebt und zu dir zurückkommen wird, wenn er kann. Ich glaube, nichts wird ihn von diesem Hof fernhalten können, solange du hier bist, kleine Morgaine.«
    Weiß schon jeder am Hof über uns Bescheid? Ich habe doch alle Vorsicht walten lassen…
    Morgaine fragte bissig: »Ist es schon Hofklatsch, daß Kevin, der Harfner, mir zu Gefallen alles tut… obwohl es so nicht stimmt?«
    Taliesin lächelte wieder und sagte: »Mein liebes Kind, schäme dich nie deiner Liebe. Und für Kevin bedeutet es alles, daß eine so freundliche, anmutige und schöne Frau wie du…«
    »Wollt Ihr Euch über mich lustig machen, Großvater?«
    »Weshalb sollte ich das, mein kleines Mädchen? Du bist die Tochter meiner geliebten Tochter. Und dich liebe ich auch. Du weißt, ich halte dich für die schönste und kundigste aller Frauen. Und ich zweifle nicht daran, daß Kevin dies noch stärker empfindet. Außer mir bist du der einzige Mensch am Hof und die einzige Frau überhaupt, die sich mit ihm in seiner Sprache über Musik unterhalten kann. Wenn du nicht weißt, daß für Kevin die Sonne auf-

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