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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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See… soll von diesem Volk begraben werden, das seinen Gott wie einen Gefangenen hinter steinerne Mauern sperrt? Viviane hat mich zu ihrer Nachfolgerin bestimmt. Und als Herrin vom See verbiete ich es. Ich verbiete es! Hörst du mich?«
    Kevin erwiderte ruhig: »Morgaine, nein, höre mir zu, meine Liebe. Viviane starb, ohne ihre Nachfolgerin zu benennen…«
    »Erinnere dich an den Tag, an dem sie sagte, sie habe mich dazu bestimmt…«
    »Aber du hast Avalon aufgegeben«, erklärte Kevin. Seine Worte fielen wie kalter Regen auf meinen Kopf, und ich zitterte. Er starrte auf die Bahre, wo unter dem Tuch Vivianes armer Körper lag. Ich hatte nichts tun können, um ihren Kopf so herzurichten, daß man ihn zeigen konnte. »Viviane starb, ohne eine Nachfolgerin zu benennen. Und deshalb ist es mir anheimgestellt, als Merlin von Britannien zu bestimmen, was getan wird. Und wenn dies Artus
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Wille ist, könnte nur die Herrin vom See… vergib mir, daß ich es sage, aber es gibt nun keine Herrin mehr in Avalon… sich mir entgegenstellen. Ich weiß, daß der Wunsch des Königs nicht unbegründet ist. Viviane hat ihr ganzes Leben darauf hingewirkt, daß in diesem Land Ruhe und Frieden herrschen…«
    »Sie kam hierher, um Artus den Verrat an Avalon vorzuwerfen!« rief ich verzweifelt. »Sie starb, ohne ihre Mission zu vollenden. Und du möchtest, daß sie auf christlichem Boden im Bannkreis der Kirchenglocken ruht? Sollen die Christen etwa im Tod ebenso über sie triumphieren wie im Leben?«
    »Morgaine, Morgaine, meine arme Morgaine!« Kevin streckte die Arme nach mir aus, die Krallenhände, die mich so oft liebkost hatten. »Glaube mir, auch ich habe sie geliebt. Aber nun ist sie tot! Viviane war eine große Frau. Sie hat ihr Leben für dieses Land gegeben… glaubst du, es bedeutet ihr etwas, wo ihre leere Hülle liegt? Sie ist von uns gegangen, und wir wissen nicht, was nach dem Tod auf sie wartet. Aber ich kenne sie und weiß, daß es nur etwas Gutes sein kann. Glaubst du, sie würde uns zürnen, weil ihr Körper dort liegt, wo er am besten den Zielen dient, für die sie ihr ganzes Leben gekämpft hat? … Die Gerechtigkeit des Königs soll in diesem Land über alles Böse triumphieren!«
    Seine volle, zärtliche, wohllautende Stimme klang so überzeugend, daß ich einen Augenblick lang zögerte. Ja, Viviane war von uns gegangen. Nur Christen machten solches Aufhebens um geheiligten und ungeheiligten Boden, als sei nicht die ganze Erde heilig, weil sie die Brust der Großen Mutter ist. Ich wollte in Kevins Arme sinken und um die einzige Mutter weinen, die ich auf Erden hatte. Ich wollte weinen, da sich all meine Hoffnungen zerschlagen hatten, an ihrer Seite nach Avalon zurückzukehren, weinen, um alles, was ich von mir geworfen hatte, an seiner Schulter haltlos weinen um den Ruin meines Lebens…
    Aber bei Kevins nächsten Worten wich ich entsetzt zurück. »Viviane war alt«, sagte er. »Sie lebte in Avalon, weitab vom wirklichen Lauf der Welt. Ich mußte mit Artus in dieser Welt leben, in der Schlachten gewonnen und lebenswichtige Entscheidungen getroffen werden. Morgaine, hör mir zu, meine Liebe. Es ist zu spät, um zu verlangen, daß Artus sein Versprechen gegenüber Avalon so einlöst, wie er es einst gegeben hat. Die Zeit vergeht. Im ganzen Land läuten die Kirchenglocken, die Menschen hören sie gern und sind damit zufrieden. Wer sind wir denn, daß wir behaupten könnten, dies sei nicht der Wille der Götter, die hinter den Göttern stehen? Ob es uns gefällt oder nicht, Morgaine, dies ist ein christliches Land. Wir ehren Vivianes Andenken, aber
    wir würden ihr dabei keinen guten Dienst erweisen, wenn wir allen verkündeten, daß sie hierherkam, um dem König unerfüllbare Forderungen zu stellen.«
    »Unerfüllbare Forderungen«, ich riß mich von ihm los. »Wie kannst du es wagen?«
    »Morgaine, höre auf die Sprache der Vernunft…«
    »Nicht auf die Vernunft, sondern auf die Zunge des Verrats! Wenn Taliesin dich hören würde…«
    »Taliesin hat es selbst gesagt«, antwortete mir Kevin sanft. »Viviane hat nicht gelebt, um zu vernichten, was sie geschaffen hat: Ein friedliches Land… und es zählt nicht, ob es ein Land der Christenpriester oder der Druiden ist. Der Wille der Göttin wird so oder so geschehen, gleich unter welchem Namen die Menschen zu ihr beten. Wer bist du denn, die du sagen kannst, es war nicht der Wille der Göttin, daß Viviane erschlagen wurde, ehe sie Zwietracht in einem Land säen

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