Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
diesem Ereignis als gute Christen gelebt haben.«
Insgeheim entschuldigte sich Morgaine für diese Lüge. Aber was Lancelot ihr unter Qualen gestanden hatte, würde sie immer für sich behalten.
»Doch dadurch wird Artus zum Gespött der Leute«, sagte Elaine boshaft. »Wenn die Königin mit seinem besten Freund und Ritter aus dem Land flieht, werden sie ihn einen Hahnrei oder noch Schlimmeres nennen.«
»Ich glaube, es wird den König nicht kümmern, wie man ihn nennt«, setzte Morgaine an, aber Elaine unterbrach sie.
»Doch, Morgaine, er muß. Die anderen Könige müssen ihn achten, damit sie sich unter seinem Banner sammeln, wenn es erforderlich ist. Wie können sie einen König ehren, der seiner Gemahlin erlaubt, mit Lancelot in offener Sünde zu leben? Ja, ich weiß, du sprichst nur von diesen wenigen Tagen. Aber können wir sicher sein, daß es dabei bleibt? Mein Vater ist Artus' Freund und Vasall. Aber ich glaube, selbst er würde über einen König spotten, der seine Gemahlin nicht zur Ordnung rufen kann, und sich überlegen, ob ein solcher Mann wirklich ein Reich zu regieren vermag.«
Morgaine entgegnete achselzuckend: »Was können wir anderes tun, als die beiden Schuldigen zu ermorden?«
»Was redest du da!« erwiderte Elaine schaudernd. »Lancelot muß den Hof verlassen. Du bist seine Base. Kannst du ihn nicht dazu überreden?«
»Leider«, antwortete Morgaine, »fürchte ich, daß mir in dieser Hinsicht wenig Einfluß auf meinen Vetter gegeben ist.« Und insgeheim nagte der alte Schmerz an ihr.
»Wenn Lancelot verheiratet wäre«, erklärte Elaine und nahm ihren ganzen Mut zusammen, »wenn er mit mir verheiratet wäre! Morgaine, du kennst doch soviele Zaubersprüche. Kannst du mir nicht einen Zauber geben, damit Lancelot sich mir zuwendet. Ich bin auch die Tochter eines Königs und bestimmt so schön wie Gwenhwyfar… Und zumindest habe ich noch keinen Mann gehabt!«
Morgaine lachte bitter: »Mein Zauber, Elaine, kann schlimmer als nutzlos sein… Vielleicht erkundigst du dich einmal bei Gwenhwyfar, wie ein solcher Zauber bei ihr gewirkt hat! Elaine«, sagte sie plötzlich ernsthaft, »möchtest du wirklich diesen Weg gehen?«
»Ich glaube, wenn er mich heiratet«, erklärte Elaine, »wird er einsehen, daß ich seiner Liebe ebenso würdig bin wie Gwenhwyfar.«
Morgaine griff der jungen Frau unter das Kinn, hob ihren Kopf und sah ihr in die Augen. »Hör zu, mein Kind«, begann sie, und Elaine spürte, wie die dunklen Augen der Zauberin in ihre Seele blickten. »Das wäre nicht einfach, Elaine. Du hast gesagt, du liebst ihn. Aber wenn eine Jungfrau von Liebe spricht, ist das nicht mehr als eine Anwandlung des Herzens. Weißt du wirklich, was für ein Mann Lancelot ist? Kann dein heutiges Gefühl die Jahre einer Ehe überdauern? Wenn du nur mit ihm schlafen möchtest…
das
kann ich leicht einfädeln. Aber wenn der Glanz des Zaubers geschwunden ist, wird er dich vielleicht hassen, weil du ihn getäuscht hast. Und was dann?«
Elaine stammelte: »Selbst das… ich nehme selbst das in Kauf. Morgaine, mein Vater hat andere Freier für mich. Aber er hat versprochen, mich nie zu einer Ehe zu zwingen. Das aber sage ich dir: Wenn ich Lancelot nicht heiraten kann, gehe ich für den Rest meines Lebens ins Kloster. Ich schwöre es!«
Elaine bebte am ganzen Körper, aber sie weinte nicht. »Warum sage ich dir das, Morgaine? Wie wir alle, Gwenhwyfar nicht ausgenommen, möchtest du Lancelot für dich… entweder als Gemahl oder als Geliebten. Und der Schwester des Königs steht es frei zu wählen. ..«
Elaine glaubte ihren Augen nicht zu trauen, denn der unnahbaren, kühlen Zauberin schienen die Tränen zu kommen. Und etwas in Morgaines Stimme rührte sie, als die Schwester des Königs zu reden begann: »O nein, Kind, Lancelot will mich nicht, selbst wenn Artus ihm meine Hand anbieten sollte. Glaube mir, Elaine, mit Lancelot wärst du nicht glücklich.«
Elaine erwiderte: »Ich glaube, Frauen sind in der Ehe ohnedies nicht sehr glücklich. Nur Mädchen stellen sich das vor… und so jung bin ich nicht mehr. Aber eine Frau muß sich irgendwann vermählen… Lancelot wäre mir da schon lieber als ein anderer Ritter.« Dann stieß sie hervor: »Ich glaube nicht, daß du das überhaupt zuwege bringen kannst. Weshalb machst du dich über mich lustig? Sind deine Zauberworte und Bannsprüche etwa nur wunderbare Ammenmärchen?«
Sie erwartete, Morgaine würde sich wütend verteidigen, aber jene schüttelte nur
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