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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht! Sie ist harmlos. Er wird sie nicht hassen, wie er mich sicherlich bald hassen würde.
    Zart nahm sie seine Hand von ihrer Schulter. »Ich bin müde, mein Freund. Ich gehe auch schlafen. Gute Nacht, die Göttin segne dich.« Sich der Ironie ihrer Worte sehr wohl bewußt, fügte sie hinzu: »Schlafe gut.« Und das würde er bestimmt nicht. Es kam ihrem Plan nur zugute…
    Aber auch Morgaine lag in dieser Nacht noch lange wach und bedauerte bitter ihre Fähigkeit, in die Zukunft zu blicken.
Stolz,
dachte sie wehmütig,
ist ein kalter Bettgenosse.

6
    In der Nacht des dunklen Mondes wand sich die Prozession langsam im Schein der Fackeln den Berg hinauf, den die Ringsteine krönten. An ihrer Spitze ging eine Frau mit hellen Haaren, deren schwere Flechten wie eine Krone über der breiten, niedrigen Stirn lagen. Sie trug weiße Gewänder, und an ihrem Gürtel hing das Sichelmesser. Im Licht der Fackel schien sie Morgaine zu suchen, die in der Dunkelheit außerhalb des Kreises stand. In ihren Augen stand die fordernde Frage: Wo bist du? Du solltest hier an meiner Stelle stehen! Warum zögerst du noch? Hier ist dein Platz! Artus
'
Reich entgleitet der Hand der Herrin von Avalon, und du läßt es geschehen.
    Er wendet sich bereits in allem an die Christenpriester. Du solltest den Platz der Göttin einnehmen, Morgaine, aber du siehst tatenlos zu. Er trägt Excalibur, das Schwert der Heiligen Insignien. Wirst du ihn zwingen, nach seinem Schwur zu leben? Wirst du es ihm aus der Hand winden und ihn stürzen? Vergiß nicht, Artus hat einen Sohn, der in Avalon reifen muß, damit er das Reich der Göttin dereinst an seinen Sohn weitergeben kann… Avalon verblaßte, und Morgaine sah Artus in einem verzweifelten Kampf. Von einem anderen Schwert durchbohrt, stürzte er – mit Excalibur in der Hand – zu Boden. Mit letzter Kraft warf er das Heilige Schwert in den See, damit es nicht in die Hände seines Sohnes fiel…
    Wo ist Morgaine, die von der Herrin des Sees auf diesen Tag vorbereitet wurde? Wo ist sie, die in dieser Stunde den Platz der Göttin einnehmen sollte?
    Wo ist der Große Rabe? – Und plötzlich kreiste eine Schar schwarzer Vögel über mir, bereit, sich auf mich zu stürzen und nach meinen Augen zu hacken. Sie umkreisten mich und schrien laut mit Ravens Stimme: »Morgaine… Morgaine… warum hast du mich verlassen? Warum hast du mich verraten?«
    »Ich kann nicht«, rief ich. »Ich kenne den Weg nicht…« Ravens Antlitz verwandelte sich in das anklagende Gesicht Vivianes und dann in den Schatten der Alten Todesbotin…
    Morgaine erwachte und wußte wieder, daß sie in einem sonnendurchfluteten Gemach in Pellinores Burg lag. Die Wände waren weiß verputzt und nach römischer Sitte bemalt. Von weit her drang durch
    das Fenster das Krächzen eines Raben, und sie fror. Viviane hatte nie gezögert, in das Leben anderer einzugreifen, wenn es zum Wohl Avalons oder des Reiches geschah.
    Auch sie sollte danach handeln. Trotzdem hatte sie nicht das geringste unternommen, während die sonnigen Tage vergingen. Lancelot verbrachte seine Zeit in den Hügeln am See auf der Suche nach dem Ungeheuer –
als gäbe es tatsächlich einen Drachen,
dachte Morgaine verächtlich.
    Abends saß er am Feuer, erzählte Pellinore Geschichten und Balladen und sang für die Tochter des Königs, der er zu Füßen saß. Elaine war schön und unschuldig – Gwenhwyfar nicht unähnlich, jedoch fünf Jahre jünger. Morgaine ließ die Sommertage einen nach dem anderen verstreichen und war überzeugt, daß es alle sehen mußten: Lancelot und Elaine sollten heiraten.
    Nein, sagte sie bitter zu sich, wenn irgend jemand genug Verstand besäße, um klar und vernünftig zu denken, dann hätte Lancelot mich vor vielen Jahren geheiratet. Jetzt galt es zu handeln.
    Im Bett lag neben ihr Elaine, die sich gerade umdrehte und die Augen öffnete. Lächelnd kuschelte sie sich an Morgaine.
Sie vertraut mir,
dachte Morgaine schmerzlich,
sie glaubt, ich verhelfe ihr aus Freundschaft zu Lancelot. Wenn ich sie hassen würde, könnte ich ihr nichts Schlimmeres antun.
    Sie sagte ruhig: »Jetzt hat Lancelot genug Zeit gehabt, den Verlust Gwenhwyfars zu spüren. Deine Zeit ist gekommen, Elaine.«
    »Willst du Lancelot ein Amulett oder einen Liebestrank geben?« Morgaine lachte. »Ich habe nicht viel Zutrauen zu einem Liebeszauber. Aber heute abend soll er etwas mit seinem Wein trinken, das ihn für jede Frau empfänglich macht. Du wirst heute nacht nicht hier

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