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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Er hob den Becher und verkündete laut: »Wir wollen auf eine Hochzeit trinken, meine Freunde… die Hochzeit zwischen der Herzogin von Cornwall, meiner lieben Schwester, mit meinem guten Freund, dem König Uriens von Nordwales!«
    Zum ersten Mal herrschte in der Halle eine Stimmung wie sonst am Pfingstfest… lauter Beifall ertönte, Glückwünsche und Hochrufe wurden ausgebracht. Aber Morgaine stand wie zu Stein erstarrt.
Aber sie hat doch eingewilligt. Sie sagte, er habe mit ihr gesprochen …,
dachte
    Gwenhwyfar. Dann erinnerte sie sich an den jungen Mann, der mit Artus' Schwester gescherzt und gelacht hatte. War das nicht Uriens' Sohn Accolon… ja, Accolon hieß er. Aber sie konnte doch nicht im Ernst erwarten, daß er um ihre Hand angehalten hatte? Morgaine war älter als er!
Sie muß an Accolon gedacht haben… wird sie wirklich einen öffentlichen Aufruhr heraufbeschwören und sich weigern?
überlegte Gwenhwyfar.
    Mit neu aufwallendem Haß dachte sie:
Jetzt soll Morgaine selbst erleben, was es heißt, mit einem Mann verheiratet zu werden, den sie nicht liebt!
    »So, jetzt wirst du also auch Königin, meine Schwester«, sagte Gwenhwyfar glattzüngig und ergriff Morgaines Hand. »Ich werde deine Brautführerin sein.«
    Trotz dieser süßen Worte sah ihr Morgaine geradewegs und fest in die Augen, und Gwenhwyfar wußte, daß sie durchschaut war.
So soll es sein. Wenigstens sind wir nun einander los und müssen nicht länger Freundschaft füreinander heucheln…
    Morgaine erzählt…
    Ich vermute, für eine Ehe, der ein solches Ende bestimmt war wie meiner, begann sie nicht schlecht. Wenn man bedenkt, wie Gwenhwyfar mich haßte, so richtete sie mir doch eine prunkvolle Hochzeit aus. Ich hatte sechs Ehrendamen, davon waren vier Königinnen. Artus schenkte mir schönen und kostbaren Schmuck… in Avalon trug ich keinen, hatte mich später auch nicht daran gewöhnt und machte mir deshalb nicht viel daraus. Ich besaß noch ein paar schöne Stücke, die Igraine gehört hatten. Jetzt erhielt ich noch weitere Juwelen aus dem Besitz meiner Mutter und Beutestücke von den Sachsen. Ich wollte ablehnen, aber Gwenhwyfar erinnerte mich daran, daß Uriens erwartete, seine Frau geschmückt zu sehen, wie es sich für eine Königin ziemt. Ich ließ mich achselzuckend von ihr wie eine Puppe ausstaffieren. Ich erinnerte mich, an Igraine eine Bernsteinkette gesehen zu haben, als ich noch sehr klein war. Dann hatte ich sie nur noch einmal in ihrem Schmuckkasten gesehen. Sie erklärte, es sei ein Geschenk von Gorlois, und eines Tages würde sie mir gehören. Aber ich wurde Priesterin in Avalon, ehe ich alt genug war, um sie zu tragen. Jetzt gehörte sie mir ebenso wie viele andere Schmuckstücke, von denen ich behauptete, ich würde sie nie tragen.
    Ich bat um eines… Man sollte die Hochzeit verschieben, bis Morgause, meine einzige Anverwandte, eintreffen würde. Aber vergebens… vielleicht glaubten sie, ich könne zur Vernunft kommen, mich gegen die Vermählung auflehnen und sagen, ich habe an Accolon gedacht, als ich zustimmte, mich nach Nordwales zu verheiraten. Ich bin sicher, zumindest Gwenhwyfar wußte, daß ich nicht den alten König im Sinn gehabt hatte. Ich fragte mich, was Accolon von mir dachte.
    Ich hatte mich ihm so gut wie versprochen, und ehe es Abend wurde hatte man mich in aller Öffentlichkeit seinem Vater gegeben! Ich hatte keine Möglichkeit, mit ihm zu reden…
    Aber vermutlich… nun, Accolon würde sich vermutlich eine fünfzehnjährige Braut suchen und keine vierunddreißigjährige… Eine Frau über dreißig
… so
behaupteten die meisten Frauen… mußte sich mit einem Mann zufriedengeben, der schon mindestens einmal verheiratet war und durch seine Braut Familienbande knüpfen wollte, sie wegen ihrer Schönheit oder ihres Reichtums nahm oder eine Mutter für seine Kinder suchte. Nun, es gab kaum eine bessere Familie als meine. Und das übrige… Schmuck und Juwelen besaß ich genug. Aber ich konnte mich kaum als Mutter Accolons oder der anderen Kinder des alten Mannes sehen. Vielleicht schon eher als Großmutter seiner Enkelkinder. Mit leichtem Erschrecken rief ich mir ins Gedächtnis, daß Vivianes Mutter eine jüngere Großmutter gewesen war als ich. Sie hatte Viviane mit dreizehn bekommen. Und Vivianes Tochter, die bald nach der Geburt starb, wurde geboren, als Viviane noch nicht vierzehn war.
    In den wenigen Tagen zwischen Pfingsten und unserer Hochzeit sprach ich nur einmal unter vier Augen mit Uriens.

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